Zusammenfassung des TED Talks: „Glücklich werden durch Dankbarkeit“ von David Steindl-Rast
Alle Menschen – egal woher sie kommen – haben eines gemeinsam: den Wunsch, glücklich zu sein. Doch was ist der Weg dorthin? Bruder David Steindl-Rast, Benediktinermönch und spiritueller Lehrer, widerspricht einer weit verbreiteten Annahme: Nicht Glück führt zur Dankbarkeit – sondern Dankbarkeit führt zum Glück.
Er beobachtet, dass viele Menschen trotz Wohlstand unglücklich sind, während andere unter schwierigsten Umständen tiefe Freude ausstrahlen. Der Schlüssel dazu ist die Fähigkeit, das Leben als Geschenk zu sehen. Dankbarkeit entsteht, wenn zwei Dinge zusammentreffen: Wir erhalten etwas Wertvolles – und zwar unverdient. Es wird uns geschenkt. In solchen Momenten empfinden wir echte Dankbarkeit – und spüren inneres Glück.
Bruder David lädt uns ein, nicht nur gelegentlich dankbar zu sein, sondern ein dankbares Leben zu führen. Das bedeutet, jeden Moment als Geschenk zu erkennen – auch die schwierigen. Nicht alles ist dankenswert (z. B. Krieg, Verlust), doch in jedem Moment liegt eine neue Chance, sinnvoll zu reagieren. Auch Schmerz kann Gelegenheit sein: zu wachsen, sich zu engagieren, Geduld zu üben, das Gute zu suchen.
Sein einfacher, praktischer Ratschlag lautet: „Stop – Look – Go“ (Stehen – Sehen – Gehen) Wir sollen innehalten, bewusst wahrnehmen und dann handeln – aus Dankbarkeit heraus. Selbst kleine Rituale (z. B. Aufkleber auf dem Lichtschalter) können uns erinnern, wie viel wir geschenkt bekommen.
Bruder David sieht in dieser Haltung eine friedliche Revolution: Dankbare Menschen haben keine Angst, sie handeln aus Fülle statt aus Mangel, begegnen anderen respektvoll und offen. Eine dankbare Welt ist eine glückliche, friedvolle Welt – und sie beginnt bei jedem Einzelnen von uns.
„Stehen – Sehen – Gehen. So können wir die Welt verändern – durch Dankbarkeit.“
— Br. David Steindl-Rast TEDGlobal 2013, Edinburgh
Seit 1988 führe ich Dankbarkeitstagebücher. Das meiste von dem was ich dort in den letzten 37 Jahren eingetragen habe, stimmt heute noch. Deshalb lade ich meine Kunden auch so gerne ein, mehrmals im Tag einfach kurz innezuhalten und sich bewusst zu fragen: „Warum freue ich mich (gerade jetzt)?“
Wann immer ich daran denke, stelle ich mir die Frage „Warum freue ich mich?“ Das gibt mir sehr viel Kraft und mobilisiert meine Vertrauensenergie. Was passiert dabei psychologisch und theologisch? Warum tut mir das so gut?
Warum Freude und Dankbarkeit die besten Coaches sind
Jeder kennt diese Tage, an denen alles zu viel wird. Stress, Erwartungen, Herausforderungen – und plötzlich fühlt sich das Leben wie eine To-Do-Liste an, die nie endet. Doch was wäre, wenn es eine einfache, wissenschaftlich belegte Möglichkeit gäbe, sich aus diesem Kreislauf zu befreien und neue Energie zu gewinnen? Zwei Fragen reichen aus:
Warum freue ich mich?
Wofür bin ich dankbar?
Diese beiden Fragen sind weit mehr als positive Gedanken. Sie sind ein kraftvolles Tool, das nachweislich die mentale Stärke, die emotionale Resilienz und die allgemeine Lebenszufriedenheit erhöht. Studien zeigen, dass sowohl Freude als auch Dankbarkeit neurologische und psychologische Prozesse aktivieren, die langfristig unser Wohlbefinden steigern. Doch wie genau funktioniert das?
Die Wissenschaft hinter Freude und Dankbarkeit
Freude: Die sofortige Energiequelle Freude ist einer der stärksten Motivatoren im menschlichen Gehirn. Eine Studie der University of California (Fredrickson & Joiner, 2018) zeigt, dass positive Emotionen wie Freude nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch kreatives Denken und Problemlösungsfähigkeiten verbessern. Freude aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn, setzt Dopamin frei und erhöht die Motivation. Wer sich regelmäßig fragt: Warum freue ich mich?, trainiert das Gehirn darauf, Positives bewusster wahrzunehmen.
Dankbarkeit: Der nachhaltige Stabilitätsanker Während Freude oft ein spontanes Gefühl ist, wirkt Dankbarkeit langfristig. Die Harvard Medical School (2019) verweist auf Studien, die belegen, dass Menschen, die sich regelmäßig mit Dankbarkeit beschäftigen, weniger Stress und Depressionen erleben und sogar ein stärkeres Immunsystem entwickeln. Dankbarkeit aktiviert den präfrontalen Kortex, der für reflektiertes Denken zuständig ist, und schafft eine mentale Stabilität, die unabhängig von äußeren Umständen wirkt.
Freude und Dankbarkeit gegen Suizid-Ängste und für mehr Selbstwertgefühl
Schutzmechanismus gegen negative Gedankenspiralen Dankbarkeit reduziert nachweislich Symptome von Depressionen und Ängsten. Eine Studie von Wood et al. (2010) zeigt, dass dankbare Menschen seltener unter negativen Gedankenspiralen leiden, die zu Hoffnungslosigkeit und suizidalen Gedanken führen können. Durch den bewussten Fokus auf positive Erlebnisse und Ressourcen wird das Gehirn darauf trainiert, nicht in destruktive Muster abzurutschen.
Steigerung des Selbstwertgefühls Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl profitieren besonders von Dankbarkeitspraktiken. Emmons & McCullough (2003) fanden heraus, dass regelmäßige Dankbarkeitseinträge in Tagebüchern nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch das Selbstbild nachhaltig verbessern. Wer sich bewusst macht, wofür er dankbar sein kann, entwickelt eine positivere Sicht auf sich selbst und das eigene Leben.
Reduktion von Aggression und Impulsivität Studien belegen, dass Dankbarkeit nicht nur den inneren Frieden stärkt, sondern auch aggressives Verhalten reduziert. Bartlett et al. (2006) zeigen, dass Menschen, die regelmäßig Dankbarkeit praktizieren, weniger zu impulsiven Wutausbrüchen neigen. Dankbarkeit fördert Empathie und Mitgefühl, was wiederum hilft, aggressive Impulse zu kontrollieren und zwischenmenschliche Konflikte zu entschärfen.
Die perfekte Kombination: Freude und Dankbarkeit
Warum also nicht beide Fragen verbinden? Freude gibt uns Energie für den Moment, Dankbarkeit gibt uns Beständigkeit für das Leben. Wenn wir lernen, beides in unseren Alltag zu integrieren, entsteht eine kraftvolle innere Haltung:
Morgens: „Wofür bin ich heute dankbar?“ – als bewusste Ausrichtung
Tagsüber: „Warum freue ich mich gerade?“ – als spontane Erinnerung an das Gute
Abends: „Wofür war ich heute dankbar?“ – als Reflexion für mehr Erfüllung
Praktische Umsetzung im Coaching-Alltag
In meinen Coachings nutze ich diese Methode als bewusste Praxis. Kunden berichten, dass sie durch diese einfachen Fragen Stress reduzieren, Entscheidungsprozesse klarer werden und sie sich emotional ausgeglichener fühlen. Sie lernen, Freude nicht dem Zufall zu überlassen, sondern bewusst zu aktivieren – und Dankbarkeit als mentale Ressource zu nutzen.
Einfachheit ist oft der Schlüssel zur Veränderung. Wenn du das nächste Mal in einem hektischen Moment feststeckst oder tiefe Traurigkeit spürst, probiere es aus: Warum freue ich mich (trotzdem)? Wofür bin ich (gerade jetzt) dankbar? Die Antworten könnten dein Leben verändern.
Quellen
Fredrickson, B. L., & Joiner, T. (2018). Positive emotions trigger upward spirals toward emotional well-being.Psychological Science, 13(2), 172-175.
Harvard Medical School (2019). Giving thanks can make you happier. https://www.health.harvard.edu/healthbeat/giving-thanks-can-make-you-happier
Wood, A. M., Froh, J. J., & Geraghty, A. W. (2010). Gratitude and well-being: A review and theoretical integration.Clinical Psychology Review, 30(7), 890-905.
Emmons, R. A., & McCullough, M. E. (2003). Counting blessings versus burdens: An experimental investigation of gratitude and subjective well-being in daily life. Journal of Personality and Social Psychology, 84(2), 377-389.
Bartlett, M. Y., & DeSteno, D. (2006). Gratitude and prosocial behavior: Helping when it costs you. Psychological Science, 17(4), 319-325.
Ein Artikel in der ZEIT vom 1. Februar 2025 hat mich dazu inspiriert, Erfahrungen aus Gesprächen mit Kunden über Antriebslosigkeit, Traurigkeit bis hin zu Depressionen zu reflektieren. Ob dabei die Hilfe eines Facharztes notwendig ist oder einfühlsames Zuhören genügt, ist bereits nach wenigen Minuten erkennbar.
Sternennacht, Vincent van Gogh, 1889, MoMA, New York City Öl auf Leinwand, 73,7 × 92,1 cm
Depressionen verlaufen individuell, aber es gibt bewährte Wege, um sie zu überwinden. Der Artikel zeigt anhand von neun persönlichen Berichten zentrale Strategien auf, die den Betroffenen geholfen haben.
1. Hoffnung wiederfinden
Viele Betroffene berichten, dass ein Schlüsselmoment die Wiederkehr der Hoffnung war – oft durch eine professionelle Diagnose, den Beginn einer Therapie oder einen ermutigenden Satz von Ärzten. Hoffnung gibt die Kraft, weiterzumachen.
2. Antidepressiva und Therapie
Medikamente wirken nicht bei jedem, aber wenn sie helfen, können sie die Wahrnehmung positiv verändern und den Heilungsprozess unterstützen. Ebenso helfen Psychotherapien dabei, Gedankenmuster zu durchbrechen und emotionale Belastungen zu verarbeiten.
3. Sich öffnen und Scham überwinden
Viele Depressive ziehen sich zurück, aus Angst, eine Last zu sein. Doch der Austausch mit Freunden oder das Gespräch mit Therapeuten kann entlasten. Zu erkennen, dass man nicht allein ist, lindert Scham und fördert den Heilungsprozess.
4. Aktiv werden
Selbst kleine Tätigkeiten wie Gartenarbeit oder Spazierengehen können helfen, die Lähmung der Depression zu durchbrechen. Bewegung steigert die neuronale Plastizität, macht empfänglicher für positive Reize und stärkt das Selbstwertgefühl.
5. Das Schöne bewusst wahrnehmen
Achtsamkeit und Dankbarkeit sind bewährte Methoden, um depressive Muster zu verändern. Wer sich auf kleine positive Momente konzentriert und sie bewusst festhält (z. B. durch ein Dankbarkeitstagebuch), trainiert sein Gehirn, das Leben positiver zu sehen.
6. Grübeln stoppen
Chronisches Grübeln verstärkt Depressionen. Methoden wie expressives Schreiben oder gezielte „Grübelzeiten“ helfen, Gedanken zu ordnen und sich nicht von ihnen kontrollieren zu lassen.
7. Gedanken hinterfragen
Kognitive Verhaltenstherapie hilft, negative Denkmuster („Ich bin wertlos“) durch realistischere, positivere Gedanken zu ersetzen. Dies stärkt das Selbstbild und verbessert langfristig die emotionale Stabilität.
8. Gefühle erkennen und akzeptieren
Viele Depressive haben den Zugang zu ihren Emotionen verloren. Durch therapeutische Übungen lernen sie, ihre Gefühle wieder wahrzunehmen, zu benennen und gesund mit ihnen umzugehen.
9. Die eigene Geschichte verstehen
Wer sich mit seinen Prägungen und biografischen Mustern auseinandersetzt, kann erkennen, wie sie die eigene psychische Gesundheit beeinflussen. Dies kann den Weg zu positiven Veränderungen im Leben ebnen.
Jeder Weg aus der Depression ist individuell. Doch die Kombination aus Hoffnung, therapeutischer Unterstützung, Aktivität, sozialen Kontakten, bewusster Wahrnehmung, Dankbarkeit und dem Hinterfragen eigener Gedanken kann eine nachhaltige Heilung ermöglichen.
Die Ansprache unseres Herrn Bundespräsidenten hat mich heuer wirklich beeindruckt.
Neujahrsansprache 2025
Alexander Van der Bellen zeichnet ein Bild von Österreich, das mich anspricht: Ein Land, das Tradition und Innovation vereint, kulturell vielfältig, ökologisch nachhaltig und sozial gerecht ist. Ein Land, das nicht nur für seine Bürger lebenswert ist, sondern auch international als Vorbild für Frieden, Zusammenarbeit und Lebensfreude gilt.
„Ich glaube an ein Österreich, das das lebenswerteste Land der Welt ist.“
Genau daran glaube ich auch. Und das beste daran: Nicht alles, aber das meiste daran können wir durch unsere eigene Haltung erreichen.
Das Wort ist eines der mächtigsten Werkzeuge, die uns Menschen zur Verfügung stehen. Es kann trösten, heilen, inspirieren oder auch verletzen. Lektoren in der Kirche tragen eine besondere Verantwortung. Durch ihre Stimme und Haltung wird das Wort Gottes lebendig. Dieser Artikel beleuchtet anhand von Texten aus der Bibel und Beispielen aus Therapie, Trauerrede, Politik und Erziehung die transformative Kraft des Wortes. Künstliche Intelligenz kann die Vorbereitung wirkungsvoll unterstützen, muss aber nicht sein.
„Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ (Joh 1,1)
„Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht das, wozu ich es ausgesandt habe.“ (Jes 55, 10–11)
Die Macht des Wortes in der Bibel In der Bibel ist die Schöpfungsgeschichte ein eindrucksvolles Beispiel für die Macht des Wortes. Mit dem Satz „Es werde Licht“ (Gen 1,3) erschafft Gott das Licht. Das Wort bringt hier die gesamte Schöpfung ins Dasein.
Jesus selbst zeigt in seinen Worten eine heilende und befreiende Kraft. In Joh 11,43 ruft er: „Lazarus, komm heraus!“ und erweckt damit einen Toten zum Leben. Solche Beispiele zeigen, wie Worte in der Bibel nicht nur Information, sondern echte Transformation bewirken.
Jedes Wort, das wir in der Liturgie hören, ist ein Wort mit schöpferischer und heilender Kraft. Sorgfältige Vorbereitung und eine authentische Lesung können die Gemeinde innerlich bewegen und inspirieren. Es macht Sinn, als Lektor den Kontext der Lesung zu kennen um zu verstehen, was ich lese.
Vorbereitung mit KI hilft mir Als Nicht-Theologe habe ich mir ein einfaches Chat GPT geschrieben. Es sucht im Direktorium der EDW die Texte des Tages. Sie können nämlich manchmal von den Texten im „Schott“ oder im „Magnificat – das Stundenbuch“ abweichen. Dann zeigt es die Texte in der Einheitsübersetzung an, und erklärt den Kontext. Wann ungefähr wurde der Text geschrieben? Wer sind die Adressaten? Was ist gemeint? Was kommt in der Bibel vor und nach dieser Schriftstelle? Abschließend erhalte ich noch Hinweise zur Aussprache bei seltenen Worten. Ja, Chat GPT kann Fehler machen. Das ist aber zumindest bei den Texten aus der Bibel ausgeschlossen. Diese sind nämlich 1:1 in der KI in vielen Versionen abgespeichert. Und ich habe bereits bei meinen persönlichen Vorlieben in meinem Profil festgelegt, dass ich für Texte aus der Bibel die Einheitsübersetzung aus 2016 bevorzuge. Diese Vorbereitung kann natürlich auch ohne Computer erfolgen. Sie dauert dann halt eben länger.
Wenn ich diese kurze Vorbereitung verstanden habe, lese ich mir den Text so vor, wie ich ihn vom Ambo aus lesen werde, laut und deutlich einige Male vor. Manchmal, wenn ich in Eile bin, geht das in der U-Bahn nur leise. In der Sakristei lese ich dann noch ein letztes Mal den Text aus dem Lektionar und leise für mich. Damit weiß ich auch sicher, dass der richtige Text aufgeschlagen ist.
In der Verkündigung sollten wir uns bewusst sein, dass unsere Worte Hoffnung wecken oder entmutigen können. Wir haben keinen Einfluss auf die Auswahl der Worte. Wir verkünden Texte aus der Bibel, die von Menschen geschrieben und von Gott inspiriert sind. Wir sind aber immer verantwortlich für unsere eigene Haltung. Ein fad und trauriger gelesener Text zu Gaudete wird ebenso sein Ziel verfehlen wie ein euphorisch gelesener Text aus dem Buch Hiob
Worte in Coaching und Begleitung Im systemischen Coaching, aber auch in anderen Formen der Begleitung, hat das gesprochene Wort eine heilende Wirkung. Wenn ein Coach sagt: „Ich sehe Ihren Schmerz“, kann dies ein erster Schritt zur Heilung sein. Solche Worte schaffen Raum für Vertrauen und Erneuerung.
Ein Klient, der jahrelang unter Selbstzweifeln leidet, hört von seinem Begleiter: „Sie sind nicht allein, und es gibt Hoffnung. Wir werden diesen Weg gemeinsam gehen, wenn Sie das wollen.“ Dieses einfache, aber tiefgehende Wort gibt Kraft, weiterzumachen.
Worte in der Trauerrede Eine Trauerrede hat die besondere Aufgabe, Trost zu spenden und das Leben des Verstorbenen zu würdigen. Sorgfältig gewählte Worte können den Hinterbliebenen Hoffnung geben. Von Rainald Tippow habe ich die Haltung gelernt: „Die Trauerrede soll vor allem eine wirkungsvolle Hilfe für die nächsten Angehörigen sein. Sie muss den Verstorbenen liebevoll und authentisch würdigen. Der Rest der Zuhörer muss das aushalten.“ Und die Zuhörer halten das gut aus, wie in den Empfehlungen sichtbar wird.
Die kürzeste Trauerrede, die ich je gehalten habe: „Markus, es war einfach schön mit Dir. Danke! Und wir spüren Dich jetzt hier unter uns. Werden wir ruhig und überlegen wir, wofür wir Markus wirklich dankbar sind…“
Kurz vor Weihnachten 2024 habe ich dann eine Trauerrede auf Bitte einer lieben langjährigen Freundin gehalten. Ihr geliebter Partner ist überraschend in den frühen Morgenstunden des ersten Adventsonntags verstorben. Diese Rede war gut vorbereitet mit der Witwe und abgestimmt mit dem Priester, der das Requiem zelebriert hat. Sie ist auf meiner Homepage nachhörbar.
Worte in der Politik Politische Reden haben oft enorme Auswirkungen. Denken wir an Martin Luther King Jr. und seine berühmten Worte: „I have a dream.“ Dieses Statement hat Millionen Menschen inspiriert und den Lauf der Geschichte verändert.
Positive Worte können Gemeinschaft fördern, während destruktive Sprache spalten kann. Der Satz „Wir schaffen das“ hat in der jüngeren deutschen Geschichte Mut gemacht, aber auch polarisiert.
Worte der Anerkennung und Wertschätzung Kinder lernen durch die Worte ihrer Eltern und Erzieher, wer sie sind und was sie können. Ein Satz wie „Ich bin stolz auf dich“ kann das Selbstbewusstsein eines Kindes stärken, während „Du kannst nichts“ lebenslange Unsicherheiten hervorrufen kann.
Ein Lehrer sagt zu einem schüchternen Schüler: „Ich sehe, wie sehr du dich bemühst, und ich bin beeindruckt.“ Diese Worte motivieren und fördern.
Worte der Anerkennung und Ermutigung sind auch für Kollegen wohltuend. Ein „Gut gelesen“ nach einer Lesung oder ein „Das hat heute wirklich gut getan, diesen Text aus Deinem Mund zu hören, Claudia. Danke Dir!“ stärkt das Miteinander.
Die Macht des Wortes ist in allen Lebensbereichen sichtbar. Für Lektoren ist es eine große Ehre und Verantwortung, diese Kraft zu nutzen. Wenn wir das Wort Gottes lebendig und authentisch verkünden, können wir Herzen bewegen, Hoffnung schenken und den Glauben stärken. Lektoren lassen sich von der Bibel und dem Leben inspirieren, um ihre Berufung mit Demut, Dankbarkeit, Leidenschaft und Liebe auszuüben.
Harald Preyer ist systemischer Coach, geistlicher Begleiter und Lektor im Wiener Stephansdom.
Wie aus der biblischen Aufforderung, die dem dritten Adventsonntag ihren Namen gibt, eine reale Haltung werden könnte.
Auf Basis der Botschaft von „Gaudete“, also des Aufrufs zur Freude und zur hoffnungsvollen Ausrichtung auf das Wesentliche, lässt sich für Österreich ein Idealszenario entwerfen, in dem die Gesellschaft zu mehr menschlicher Wärme, verantwortungsvoller Freiheit und solidarischem Miteinander findet.
Das wäre mein Idealszenario für Österreich.
Freude an der Gemeinschaft Die Menschen in Österreich erkennen den Wert des Zusammenhalts neu. Sie lernen, einander mit Respekt, Achtsamkeit und Wohlwollen zu begegnen. Das beginnt bei der Nachbarschaft und weitet sich aus auf das gesamte Land. Gegenseitiges Vertrauen, generationenübergreifende Unterstützung und ein ehrliches Interesse am Wohl des Nächsten bestimmen das soziale Klima. Wie es im Philipperbrief heißt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ (Phil 4,4 Einheitsübersetzung 2016). Diese Haltung der Freude steht am Anfang jeder Veränderung.
Gemeinwohl statt Polarisierung Anstatt sich in ideologischen Grabenkämpfen zu verlieren, konzentriert sich Österreich auf das Gemeinwohl. Politik und Wirtschaft arbeiten für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Leistung und sozialer Absicherung. Entscheidungen werden transparent, nachvollziehbar und partizipativ getroffen. Die Freude am gemeinsamen Gestalten überwiegt die Lust am Rechthaben. So entsteht ein Klima, in dem alle Stimmen gehört werden – auch die stillen.
Spirituelle Tiefe und kulturelle Vielfalt Die Bewohner*innen Österreichs entdecken neu, dass die spirituelle Dimension des Lebens nicht altmodisch, sondern zutiefst menschlich ist. Ob aus christlicher Tradition, anderen Religionen oder aus einer offenen Sinnsuche heraus – es entsteht ein Raum, in dem Glaube, Hoffnung und Liebe nicht als verstaubte Begriffe, sondern als kraftvolle Ressourcen für das gesellschaftliche Leben verstanden werden. Die heimische Kultur, geprägt von langer Geschichte, Musik, Literatur und Kunst, wird dabei als Geschenk betrachtet, das mit Freude gepflegt, aber auch offen für neue Einflüsse ist. So entsteht ein kreativer Dialog zwischen Alt und Neu, Tradition und Innovation.
Umweltverantwortung mit Zuversicht Inspiriert von der christlichen Grundhaltung der Schöpfungsverantwortung (vgl. Gen 1,26-31), entwickelt Österreich nachhaltige Konzepte im Umgang mit Natur und Ressourcen. Es geht um mehr als Pflichterfüllung: Es ist die Freude, die eigene Heimat für zukünftige Generationen zu bewahren, die Berge, Seen, Wälder und Städte in ihrer Schönheit zu erhalten. Die Bürger*innen verstehen Umweltschutz nicht als Last, sondern als gemeinsames Abenteuer, bei dem Technik, Kreativität und Herzblut Hand in Hand gehen.
Bildung für Sinn und Verantwortungsbewusstsein Das Bildungssystem fördert nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern legt Wert auf Charakterbildung, Reflexion, ethisches Denken und Empathie. Österreichische Schulen, Lehrwerkstätten, Universitäten und Weiterbildungseinrichtungen setzen auf Begegnungen, Projekte und Dialog. Die Freude am Lernen wird neu entdeckt, weil Wissen nicht nur Selbstzweck ist, sondern Wege öffnet, mit anderen besser zusammenzuleben.
Wien, Stadtpark, Luftaufnahme Copyright: Österreich Werbung, Fotograf: Christian Kremser
Gesamtbild In diesem Idealszenario spürt man, dass Österreich zu einem Ort wird, an dem die Freude – „Gaudete“ – eine innere Haltung ist, die Menschen verbindet. Politik, Wirtschaft, Kultur, Bildung und Religion tragen zu einem hoffnungsvollen Miteinander bei. Herausforderungen werden nicht ignoriert, aber in einem Klima des Vertrauens und der Zuversicht angegangen. Die Botschaft „Freut euch!“ bedeutet hier keine Verdrängung von Problemen, sondern die Ermutigung, mit Offenheit, Güte und Tatkraft eine gerechtere und lebenswerte Zukunft zu gestalten.
Dieses Bild mag idealistisch sein, aber gerade die christliche Botschaft der Freude unterstreicht, dass das scheinbar Unmögliche lebbar werden kann, wenn wir uns aus innerer Überzeugung darum bemühen. Wesentlich ist dabei die dankbare Besinnung auf das, was unseren Vorfahren und uns bereits gelungen ist, geschenkt wurde und da ist, um gesehen, geschätzt und geliebt zu werden. Vieles davon ist nur von der scheinbar konservierenden Verpackung der Selbstverständlichkeit verdeckt.
Harald Preyer ist systemischer Coach und geistlicher Begleiter in Wien.
In „Idiota de sapientia“ (Der Laie über die Weisheit, 1450) untersucht Nikolaus von Kues in dialogischer Form das Wesen der Weisheit und die menschliche Fähigkeit, sie zu erlangen. Der Text ist Teil einer Reihe von Dialogen, in denen ein einfacher, ungelehrter Mann (der „Idiota“) mit einem gebildeten Gesprächspartner (einem Gelehrten) diskutiert. Der Idiota verkörpert intuitive Einsicht und praktisches Denken, während der Gelehrte das formale Wissen und die scholastische Methode repräsentiert.
Hauptthemen und Inhalte:
1. Die Quelle der Weisheit
Nikolaus stellt die Frage, was wahre Weisheit ist und woher sie stammt. Der Idiota argumentiert, dass Weisheit nicht durch Bücher oder gelehrtes Wissen erlangt wird, sondern durch die natürliche Fähigkeit des menschlichen Geistes, die Wahrheit zu erkennen.
Weisheit ist eine Gabe Gottes, die in jedem Menschen angelegt ist. Sie zeigt sich durch Einsicht, praktische Klugheit und ein Leben in Harmonie mit der göttlichen Ordnung.
2. Der Unterschied zwischen Weisheit und Gelehrsamkeit
Der Idiota kritisiert die Gelehrten, die oft in abstrakten Konzepten und formalen Disputen verstrickt sind, ohne die essenzielle Wahrheit zu erreichen.
Weisheit ist keine Frage des umfangreichen Wissens, sondern des Verstehens der Dinge in ihrem wahren Wesen. Praktische Erfahrung und inneres Streben nach Wahrheit sind wichtiger als reine Theorie.
3. Die Rolle der Intuition
Nikolaus betont die Bedeutung der Intuition für das Verstehen. Der Idiota erklärt, dass die Erkenntnis der Wahrheit nicht allein durch logisches Denken erfolgt, sondern durch eine direkte, intuitive Einsicht.
Diese Einsicht ist ein Weg, Gott näherzukommen, da die höchste Weisheit in der Erkenntnis der göttlichen Wahrheit liegt.
4. Das Gleichnis von der Münze
Der Idiota verwendet das Bild einer Münze, um Weisheit zu erklären. Die Münze hat einen inneren Wert, der durch äußere Prägungen nicht verändert wird. Ebenso besitzt der Mensch eine innere, von Gott gegebene Weisheit, die unabhängig von äußeren Einflüssen ist.
5. Das Ziel der Weisheit
Die höchste Form der Weisheit ist, das eigene Leben im Einklang mit der göttlichen Ordnung zu gestalten.
Ein weiser Mensch erkennt, dass wahres Glück in der Gemeinschaft mit Gott und der Harmonie mit der Welt liegt.
„Idiota de sapientia“ ist ein Appell an die Einfachheit des Denkens und das Vertrauen in die innere Einsicht. Es zeigt die Überzeugung des Cusanus, dass wahre Weisheit eine Brücke zwischen Mensch und Gott schlägt und über die Grenzen des reinen Verstandes hinausgeht.
Auch passend zum Thema:
Der Geist der Weisheit
Predigt von Bischof Dr. Manfred Scheuer bei der Zeugnisfeier für die Absolvent:innen des Theologischen Fernkurses in Puchberg am 13.09.2024
Nikolaus von Kues (1401–1464) war ein Universalgelehrter, der als Philosoph, Theologe und Kardinal die Brücke zwischen Mittelalter und Neuzeit schlug. Mit seiner Lehre von der „gelehrten Unwissenheit“ und dem „Zusammenfall der Gegensätze“ inspirierte er Generationen. Er suchte nach Einheit in Vielfalt und setzte sich für Toleranz zwischen Religionen ein. Seine Vision von Gott als unendlicher Einheit prägt sein Denken. Nikolaus bleibt ein Wegweiser für die, die sich den großen Fragen des Lebens stellen.
Harald Preyer ist systemischer Coach und geistlicher Begleiter in Wien, der Menschen in herausfordernden Lebensabschnitten begleitet. Sein Anliegen ist es, Brücken zwischen Denken, Glauben und Menschlichkeit zu bauen. Dankbarkeit ist für ihn dazu ein wertvoller Schlüssel.
„Deus Caritas Est“ – „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,16). Dieser Satz aus dem Christentum bringt auf den Punkt, was viele Religionen in unterschiedlicher Weise formulieren: Liebe, Mitgefühl und der Wunsch nach einer höheren Verbindung prägen die spirituellen Traditionen der Menschheit. Der Dalai Lama drückt es so aus: „Die Seele aller Religionen ist eins.“
Doch wie einheitlich ist diese Seele tatsächlich? Die großen Weltreligionen haben sich über Jahrtausende hinweg entwickelt, jede mit ihrer eigenen Geschichte, Symbolik und Interpretation des Göttlichen. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es Unterschiede in ihrer Gottesvorstellung, Ethik und ihrem Verständnis von Erlösung. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die wichtigsten Religionen, ihre Entstehung und Bedeutung in der modernen Welt.
16 Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. 17 Darin ist unter uns die Liebe vollendet, dass wir am Tag des Gerichts Zuversicht haben. Denn wie er, so sind auch wir in dieser Welt. 18 Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe, wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe. 19 Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. 20 Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht. 21 Und dieses Gebot haben wir von ihm: Wer Gott liebt, soll auch seinen Bruder lieben.1, Joh 4, 16
Was die Religionen verbindet und trennt
Religionen teilen eine fundamentale Suche nach Sinn und Transzendenz. Der Hinduismus (ॐ), die älteste der Weltreligionen, beschreibt eine spirituelle Einheit, die alle Wesen durchdringt. Das Judentum (✡) sieht den Bund mit einem persönlichen Gott als zentral. Der Buddhismus (☸) verzichtet auf eine Gottesvorstellung und konzentriert sich auf Mitgefühl und die Überwindung von Leiden. Der Taoismus (☯) sieht Harmonie mit dem kosmischen Prinzip Tao als Weg zur Erfüllung.
Das Christentum (✝) hebt sich durch die Vorstellung eines persönlichen Gottes ab, der „Vater“ genannt werden kann. Die Liebe Gottes, sichtbar in Jesus Christus, bildet das Fundament. Ähnlich betont der Islam (☪) die Liebe und Barmherzigkeit Gottes, unterscheidet sich jedoch durch die Ablehnung der Trinität und die Rolle Jesu als Prophet. Der Sikhismus (☬) sieht die Liebe zu Gott in Verbindung mit Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit. Der Bahá’í-Glaube (✶) wiederum betont die Einheit aller Religionen, während indigene Religionen (🌿) das Göttliche in der Natur und den Ahnen finden.
Entstehung der Religionen
Viele Religionen sind als Antwort auf gesellschaftliche Krisen und spirituelle Fragen entstanden. Die ältesten, Hinduismus und Judentum, wurzeln tief in der Geschichte. Philosophische Ansätze wie Buddhismus und Taoismus entwickelten sich in Zeiten kulturellen Umbruchs, während jüngere Religionen wie Islam, Sikhismus und Bahá’í-Glaube aus reformatorischen Bewegungen hervorgingen.
Faktenbox 1: Entstehung der Religionen
Religion
Wann
Wo
Hinduismus (ॐ)
Ca. 1500 v. Chr.
Indien
Judentum (✡)
Ca. 1200 v. Chr.
Naher Osten
Buddhismus (☸)
5./6. Jh. v. Chr.
Indien
Taoismus (☯)
4. Jh. v. Chr.
China
Christentum (✝)
1. Jh. n. Chr.
Naher Osten
Islam (☪)
7. Jh. n. Chr.
Mekka/Arabien
Sikhismus (☬)
15. Jh. n. Chr.
Indien
Bahá’í-Glaube (✶)
1844
Persien
Indigene (🌿)
Seit Jahrtausenden
Weltweit
Bedeutung in der modernen Welt
Die großen Religionen beeinflussen weiterhin das Leben von Milliarden Menschen. Das Christentum ist mit 2,4 Milliarden Gläubigen die größte Religion, während der Islam vor allem auf Grund der Geburtenpolitik seiner Mitglieder mit 1,9 Milliarden die am schnellsten wachsende ist.
Das Christentum ist mit seinen rund 500.000 Priestern, ein globaler Player der Nächstenliebe
Faktenbox 2: Bedeutung heute und Trends
Religion
Anhänger (ca.)
Tendenz
Christentum (✝)
2,4 Milliarden
Schrumpfend in Europa, wachsend in Afrika/Asien
Islam (☪)
1,9 Milliarden
Wachsend
Hinduismus (ॐ)
1,2 Milliarden
Stabil
Buddhismus (☸)
500 Millionen
Stabil bis leicht rückläufig
Judentum (✡)
15 Millionen
Stabil
Taoismus (☯)
20–30 Millionen
Schrumpfend
Sikhismus (☬)
30 Millionen
Stabil bis wachsend
Bahá’í-Glaube (✶)
6–8 Millionen
Wachsend
Indigene (🌿)
Hundert Millionen
Bedroht
Christliche Organisationen betreiben weltweit eine Vielzahl sozialer Einrichtungen, darunter Schulen, Krankenhäuser, Altenheime und weitere soziale Dienste. Diese Einrichtungen werden von verschiedenen christlichen Konfessionen und Organisationen getragen, wie der römisch-katholischen Kirche, der evangelischen Kirche und anderen christlichen Gemeinschaften.
Katholische Kirche: Die katholische Kirche ist einer der größten Träger sozialer Einrichtungen weltweit. Laut dem Annuario Pontificio 2022 betreibt die katholische Kirche weltweit:
Schulen: Über 216.000 Schulen mit mehr als 60 Millionen Schülern.
Krankenhäuser: Rund 5.500 Krankenhäuser.
Altenheime: Etwa 15.000 Alten- und Pflegeheime.
In Deutschland ist die Caritas der größte katholische Wohlfahrtsverband. Sie beschäftigt rund 695.000 Mitarbeiter in etwa 25.000 Einrichtungen und Diensten.
Evangelische Kirche: Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirche. In Deutschland umfasst die Diakonie etwa 30.000 Einrichtungen, darunter Krankenhäuser, Pflegeheime, Kindertagesstätten und Beratungsstellen. Sie beschäftigt mehr als 627.000 hauptamtliche Mitarbeiter.
Österreich: In Österreich ist die Caritas eine bedeutende christliche Organisation im sozialen Bereich. Die Caritas der Erzdiözese Wien beschäftigt über 5.948 hauptberufliche Mitarbeiter und wird von 15.638 ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt.
Weltweit: Weltweit betreiben christliche Organisationen zahlreiche soziale Einrichtungen. Die genaue Anzahl der Mitarbeiter variiert je nach Land und Organisation. In vielen Ländern sind christliche Krankenhäuser, Schulen und soziale Dienste ein wesentlicher Bestandteil des Gesundheitssystems und der sozialen Versorgung.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zahlen je nach Quelle und Jahr variieren können. Dennoch verdeutlichen sie den erheblichen Beitrag christlicher Organisationen im sozialen Sektor weltweit.
Wie praktizieren die Gläubigen die Ausübung ihrer Religion?
Die Ausübung von Religion ist vielfältig und tief in den Traditionen jeder Glaubensgemeinschaft verwurzelt. Hindus verehren Gottheiten mit Ritualen, Opfergaben und Meditation, während Juden Gebete, den Sabbat und koschere Speisegesetze einhalten. Muslime richten ihre Gebete fünfmal täglich gen Mekka und fasten im Ramadan, während Christen die Sakramente feiern und sonntags Gottesdienste besuchen. Buddhisten meditieren, rezitieren Sutras und streben nach Erleuchtung, und Taoisten suchen Harmonie durch Meditation und Qi Gong. Sikhismus betont die tägliche Gebetspraxis, Gemeinschaft und soziale Gerechtigkeit, während Bahá’í in Einheit und Meditation die Verbindung zu Gott suchen. Indigene Religionen schließlich verbinden spirituelle Rituale oft mit Naturverehrung.
Erkennbar sind Gläubige oft an Symbolen oder Kleidung: Juden tragen Kippa oder Tallit, Muslime Kopftücher oder traditionelle Gewänder, Sikhs Turbane und das eiserne Armband Kara, während Christen häufig ein Kreuz als Schmuck tragen. Buddhistische und taoistische Mönche fallen durch ihre einfachen Roben auf, während bei Hindus und indigenen Religionen Schmuck oder Kleidung mit spirituellen Motiven verbreitet sind.
Faktenbox 3: Praxis der Religionsausübung und Erkennungsmerkmale
Die Praxis und die Symbole sind ein Ausdruck der spirituellen Identität der Gläubigen und oft tief in ihrem Alltag verankert.
Conclusio
Die Religionen der Welt spiegeln die Vielfalt menschlicher Sehnsüchte und Perspektiven wider. Sie teilen universelle Werte wie Mitgefühl, Ethik und die Suche nach Sinn, unterscheiden sich jedoch in ihren Wegen zu Gott, ihrer Kosmologie und ihrer Vorstellung von Heil und Erlösung.
Die Worte des Dalai Lama, dass „die Seele aller Religionen eins“ sei, laden uns ein, diese Gemeinsamkeiten zu erkennen und Unterschiede zu respektieren. In einer Welt voller Veränderungen bleibt Religion eine Quelle der Hoffnung und Orientierung – eine Brücke zwischen Tradition und Moderne.
Quellen
Die Bibel (Einheitsübersetzung 2016)
Grundlage für christliche Lehren und Praxis, insbesondere die Aussage „Deus Caritas Est“ (1 Joh 4,16).
Man kann dankbar für etwas sein und dankbar gegenüber jemandem. Dankbarkeit für etwas besteht in der Wertschätzung dessen, was uns zuteilwird. Das kann vieles sein: die Beziehung zu bestimmten Menschen, die eigene Gesundheit oder die derer, die uns am Herzen liegen, Eigentum, das uns einen Spielraum von Möglichkeiten eröffnet, ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Frieden und vieles mehr. Und wir sind dankbar (oder sollten es sein) gegenüber den Menschen, denen wir etwas zu „verdanken“ haben. In vielen Religionen spielt Dankbarkeit Gott gegenüber eine bedeutsame Rolle.
Wieso aber ist Dankbarkeit die Mutter aller anderen Tugenden, wie Cicero (106–43 v. Chr.) sagt? Wer Dankbarkeit als Lebenseinstellung hat, wird vieles zu schätzen wissen, was allzu leicht für selbstverständlich gehalten wird. Ein solcher Mensch ist bereit und auch fähig, die Mühen auf sich zu nehmen, die mit der Verwirklichung von Gerechtigkeit, Tapferkeit, Enthaltsamkeit und anderen Tugenden verbunden sind.
Dankbar sein allein genügt nicht, wir müssen die Dankbarkeit auch zeigen und ausdrücken. In der Alltagsroutine wird dies zu leicht vergessen. Dabei ist es so einfach, zu sagen: »Vielen Dank, dass du an mich gedacht hast.«
Hans Thoma (1839 – 1924), Auf einer Waldwiese, 1876, Hamburger Kunsthalle. Thomas Braut Cella war das Modell der weiblichen Figur im Bild.
Dieses Bild habe ich vor Jahren im Coaching mit einer jungen Frau benützt, die tief traurig zu mir kam und meinte: „Jetzt ist meine Mutter gestorben und ich konnte gar nicht mehr mit ihr klären, was mich an ihren Aussagen so traurig gemacht hat.“
Ich fragte Sie: „Was denn?“ Und sie erzählte mir, dass ihre Mutter ihr manchmal ein Bild von einem Mädchen in einer blühenden Sommerwiese beim Blumenpflücken gezeigt habe und sich dann gewünscht habe, dass sie so wäre, wie dieses Mädchen auf dem Bild. Sie sei aber rothaarig, klein und etwas rundlicher…
Ich überlegte kurz, suchte dieses Bild und meinte dann: „Vielleicht hat Ihre Mutter gemeint, sie wünscht ihnen, dass ihre Heuschnupfen-Allergie, von der sie mir erzählt haben, möglichst bald vorbei sei, damit Sie wie das Mädchen im Bild auf der blühenden Wiese auch einen schönen Blumenstrauß pflücken können…“
Die junge Frau richtete sich auf, strahlte mich an und meinte unsicher mit einem Hauch von Hoffnung in den fröhlicher werdenden Augen: „Meinen Sie wirklich? So habe ich das noch gar nie betrachtet…?“ Ich sagte nur: „Ich weiß es nicht, aber vermutlich war es so. Wir können ihre Mutter beide nicht mehr fragen aber wir können daran glauben, dass sie es so gemeint hat.“
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Die vereinzelten Antisemitismus – Vorwürfe gegen Hans Thoma sind mir bekannt. Ich schließe mich allerdings der Meinung an, dass sein Oeuvre für die NS Propaganda missbräuchlich verwendet wurde.