Als Jesus bei uns war

Harry war mit dem Bild zuerst gar nicht einverstanden. Er hat fast mit mir geschimpft: „Du kannst doch nicht Jesus als Chow Chow malen, Teddy!“ Aber ich habe es ihm dann erklärt.

Weihnachten in Teddy’s Erinnerung

Es heißt ja: „Mach’s wie Gott! Werde Mensch …“ Aber als Jesus zu uns Chow Chows auf die Welt gekommen ist, hat er sich auf besondere Weise gezeigt. Es war, als ob sein Geist in unserer Mitte war. Und das war wunderschön! Er hat so fröhlich mit uns „gespielt“ – wir haben uns geliebt, verstanden und waren uns nah. Und wenn einer von uns krank war, hatten wir die tiefe Gewissheit, dass seine Gegenwart Trost und Frieden brachte.

In dieser Zeit haben wir auch nie gestritten. Wir haben einfach gespürt, dass Frieden etwas ist, das uns geschenkt wird, aber zugleich unsere eigene Entscheidung bleibt. Gott hat uns Freiheit geschenkt, keine erzwungene Harmonie. Das macht uns zu stolzen Geschöpfen und nicht zu dressierten Wesen.

Wir wussten immer, dass Jesus mehr ist als wir. Er war nicht stolz, sondern sanft und besonders. Irgendwie hat sein Wesen uns an die Liebe erinnert, die von Gott kommt.

Die Botschaft von Weihnachten

Dann erinnerten wir uns daran, dass Jesus zu den Menschen gekommen ist, um ihnen Frieden und Liebe zu bringen. Seine Geburt als Mensch ist der Anfang der großen Geschichte der Erlösung. Auch Maria, seine Mutter, war in ihrer Sanftheit und Reinheit eine Botschafterin dieser Liebe.

Harry hat das Bild schließlich verstanden und akzeptiert, dass es eine kindlich-naive Art ist, diese tiefen Wahrheiten darzustellen. Ein Professor, den Harry kennt, erklärte, dass man theologisch klarstellen müsse, dass Jesus als Mensch geboren wurde und dies ein einzigartiges Ereignis ist. Doch das Bild kann als Ausdruck der Liebe zu Gott und den Menschen verstanden werden.

Am Oktavtag von Weihnachten, dem Beginn eines neuen Jahres, feiert die Kirche das Hochfest der Gottesmutter Maria. Als Urbild der Kirche ist Maria unsere Fürsprecherin bei Gott. Zugleich aber ist sie unsere Wegbegleiterin durch das neue Jahr. 1967 hat Papst Paul VI. den Neujahrstag zum Weltfriedenstag erklärt.

Abschlussgedanken

Heute hat Harry im Dom mit vielen Menschen gefeiert, dass wir immer und mit allen Bitten zur Mutter Jesu kommen dürfen und dass alle Menschen in Frieden leben sollen. Ich durfte nicht mit, weil ich ein Hund bin. Aber vielleicht hole ich ihn ja mit Frauchen ab. Und auch wenn ich vieles nicht verstehe, weiß ich: Die Liebe, die ich spüre, ist echt. Und das ist das Wichtigste.

Brief einer sterbenden jungen Frau an ihre Mutter

Warum hast du mich nicht bekannt gemacht mit dem Klang seines Schrittes?

Ich erinnere mich noch genau der Sommernacht, in welcher mich mein Vater in den Garten führte, um mir die Milchstraße und einige Sternbilder zu zeigen. (Er sagte:) „Alle diese Sterne hat Gott geschaffen, sie sind Werke Gottes wie die Sonne, der Mond und die Erde mit allem, was du siehst.“ 

Auf diese Weise trat Gott erstmals in mein Kinderleben auf eine meinem Verstand zugängliche Art. Mein Vater hatte mir den allmächtigen Schöpfer-Gott gezeigt, den unendlich großen Geist, der die Kraft und die Macht hat, aus dem Nichts ein Weltall hervorzubringen. Der Einbruch dieser Erkenntnis Gottes in mein Leben machte auf mich einen gewaltigen Eindruck. Nach dieser Sommernacht ging ich tagelang wie benommen durch meine kleine Kinderwelt, die mir nun so groß erschien, und ich schaute alles an mit dem Gedanken: „Gott hat all das erdacht, Gott hat all das erschaffen.“ Welch neue Freude! All das war für mich aus den Händen Gottes entsprungen.

Eine Frau beschreibt im Rückblick auf die Zeit, als sie vier oder fünf Jahre alt war, so ihr elementares religiöses Erlebnis: „Liebe Mutter! Seit einigen Tagen kann ich nur noch eine halbe Stunde täglich im Bett sitzen, sonst liege ich fest. Das Herz will nicht mehr. Heute früh sagte der Professor etwas – es klang so nach ‚gefasst sein‘. Worauf? Es ist sicher schwer, jung zu sterben! Gefasst muß ich darauf sein, dass ich am Wochenanfang ein Gewesener bin – und ich bin nicht gefasst. Die Schmerzen wühlen fast unerträglich; aber wirklich unerträglich dünkt es mich, dass ich nicht gefasst bin. Das Schlimmste ist, wenn ich zum Himmel aufblicke, ist er finster. Es wird Nacht, aber kein Stern glänzt über mir, auf den ich im Versinken blicken könnte. Mutter, ich war nie gottesfürchtig; aber ich fühle jetzt, dass da noch etwas ist, das wir nicht kennen, etwas Geheimnisvolles, eine Macht, der wir in die Hände fallen, der wir antworten müssen auf alle Fragen. Und das ist meine Qual, dass ich nicht weiß, wer das ist.

Wenn ich ihn kennen würde! Mutter, weißt Du noch, wie Du mit uns Kindern durch den Wald gingst bei einbrechender Dunkelheit, dem Vater entgegen, der von der Arbeit kam? Wir liefen Dir manchmal davon und sahen uns plötzlich allein. Schritte kamen durch die Finsternis – welche Angst vor den fremden Schritten! Welche Freude, wenn wir den Schritt erkannten als den Deinen, den der Mutter, die uns liebte. Und nun höre ich wieder in Einsamkeit Schritte, die ich nicht kenne. Warum kenne ich sie nicht?

Du hast mir gesagt, wie ich mich kleiden muß und wie ich mich im Leben verhalten muß, wie man isst, wie man so durchs Leben kommt. Du hast für mich gesorgt, Du wurdest nicht müde über allem Sorgen. Ich erinnere mich auch, dass Du am Heiligabend mit Deinen Kindern in die Christmette gingst; auch an ein Abendgebet erinnere ich mich, das Du mir einige Male vorgesagt hast. Immer hast Du uns zur Ehrlichkeit angehalten. Aber das alles zerfällt mir jetzt wie mürber Zunder.

Warum hast Du uns von so vielem gesagt und nicht – von Jesus Christus? Warum hast Du mich nicht bekannt gemacht mit dem Klang seines Schrittes, dass ich merken könnte, ob er zu mir kommt in dieser letzten Nacht und Todeseinsamkeit? Dass ich wüsste, ob der, der da auf mich wartet, ein Vater ist! Wie anders könnte ich sterben!“

A. Kappler, Brief eines todkranken jungen Mädchens an ihre Mutter. Nach dem Tode des jungen Mädchens von einer Krankenschwester gefunden. Mit Erlaubnis der Mutter weitergegeben. (Manuskript)

Danke an Domkurat Stefan Jagoschütz für das auszugsweise Zitieren dieses Briefes in seiner Predigt am 27.10.2024 im Stephansdom und für das Weitersenden des Manuskripts.