Die Steinigung des Heiligen Stephanus

26.1.2024 Heute hat es im Stephansdom „nur so an Diakonen gewimmelt!“ Mehr als 60 habe ich gezählt. Klar. Stephanus war ja einer der sieben ersten Diakone der Urkirche und ihr erster Märtyrer. Und vermutlich war es die letzte Stephanimesse unseres geliebten P. Christoph als Erzbischof von Wien im Dom. Mit ihm sind die Diakone ja in besonderer Weise verbunden.
Der Kardinal meinte dann auch zur Begrüßung sinngemäß: „Ich freue mich sehr, dass so viele Diakone heute gekommen sind. Diese Männer leisten ihren Liebesdienst in der Freizeit und ehrenamtlich. Sie sind die Wurzeln unserer heutigen Caritas.“
Ich bin dankbar und froh, mit einigen dieser Herren gut befreundet zu sein.
Dieses Foto habe ich mit meinem iPhone von der Orgelempore aus aufgenommen. Unter Profis könnte man sagen: „Verwackelt!“ Ich finde es aber „ganz charmant verwackelt“. Das Bild ist jedenfalls wie immer genau so wie ich es aufgenommen habe.
Wir haben dann auf den Beginn der 12:00 Messe gewartet. Die hat sich heute um 15 Minuten verschoben. Wir haben aber dem Anlass entsprechend sehr gerne gewartet und das Te Deum aus ganzem Herzen in der Sakristei mitgesungen.
Für die von mir sehr geschätzte Sakristanin der Deutschordenskirche Bene Xavier war es bereits ihre dritte Messe heute und sie hat auch noch gleich ihre Freundin Ursula mitgebracht. So waren wir schließlich um 12:15 drei Helfer für den Priester.
Militärerzdekan Dr. Harald Tripp hat eine brillante kurzweilige Predigt zum Hochaltarbild gehalten. Vor allem für den Aspekt, dass Stephanus den Himmel offen gesehen und damit in die Weite gesehen hat – weit über sein Leben hinaus und tief hinein in Gottes Liebe und Ewigkeit, bin ich dankbar.

Hochaltar-Bild im Wiener Stephansdom

Textauszug aus: Der Stephansdom, Reinhard H. Gruber, Pichler Verlag, 2005, ISBN 3-85431-368-3

„Der bis heute erhaltene barocke Hochaltar der Domkirche wurde im Auftrag von Fürstbischof Philipp Friedrich Graf Breuner von den Brüdern Johann Jakob und Tobias Pock aus Konstanz errichtet und am 19. Mai 1647 feierlich konsekriert. Er zählt zum so genannten „porta coeli-Typus“ , das heißt er gleicht in seinem Aufbau einem Hausportal. Das Altarbild gibt gleichsam den Blick in den Himmel frei. Ikonographisch und thematisch sehr schön damit verbunden ist das Altarbild von Tobias Pock: Es zeigt den sterbenden Dompatron Stephanus mit bleichem Antlitz vor den Mauern Jerusalems und darüber Christus, den Auferstandenen, zur Rechten des Vaters. Der geöffnete Himmel, wie ihn Stephanus bei seinem Tod sah. Die Darstellung des geöffneten Himmels schräg hinter ihm ist aber eigentlich unlogisch – so kann Stephanus ihn gar nicht gesehen haben. Aber vielleicht ist das auch nicht so wichtig.

Es ging dem Künstler wohl darum, dem gläubigen Betrachter einen Hinweis zu geben und ihn zur Meditation zu bewegen. Er sollte erkennen, was ihn erwartet, wenn er am Ende seines irdischen Weges angekommen ist und hoffen darf, dass auch für ihn der Himmel geöffnet ist. Ein interessantes Detail am Rande: Die Dalmatik, das liturgische Kleid der Diakone, die der hl. Stephanus am Hochaltarbild trägt, gleicht der des „Kleinen Breuner-Ornats“, des ältesten erhaltenen Ornats der Domkirche (1647).

Fürstbischof Breuner stiftete ihn anlässlich der Einweihung des Hochaltares; seither findet er immer am 26. Dezember bei der Abendmesse seine Verwendung. Der zum gleichen Anlass gestiftete „Große Breuner-Ornat“, es handelt sich dabei um einen wertvollen Ornat aus roter Atlasseide mit aufgesticktem Golddekor, wird alljährlich am Stephanitag zum Pontifikalamt getragen.

Die Darstellung des jungen Mannes mit Hund, der gleichsam aus dem linken vorderen Teil des Altarbildes herausblickt, dürfte ein Selbstporträt des Künstlers Tobias Pock sein.

Der Hauptaltar von St. Stephan gilt als erster und bedeutendster frühbarocker Altar Wiens. Mehrere Stufen führen zum mächtigen Altartisch, auf dem seit der letzten Umgestaltung im Jahre 1989 (Entfernung des Tabernakels) sieben goldene barocke Leuchter als Anspielung auf die ersten sieben urkirchlichen Diakone stehen. Der Sockel, die frei stehenden Säulen, das Gebälk und der verkröpfte Giebel bestehen aus schwarzem polnischem Marmor, von dem sich die beiden Wappen am Sockel und die Pilasterrücklagen aus grauem steirischem Marmor gut abheben. Die restlichen dekorativen und figuralen Elemente sind aus weißem Tiroler Marmor angefertigt.

Das riesige Altarbild wurde auf Zinnplatten gemalt (von Johann Georg Diepolt aus Konstanz gegossen), da man Sorge hatte, dass Leinwand die Größe des Bildes nicht tragen könnte. Es wird links flankiert vom hl. Sebastian und dem Patron Osterreichs, Markgraf Leopold III., und rechts ebenfalls von einem österreichischen Heiligen, dem römischen Märtyrer Florian, und dem heiligen Rochus. Sebastian und Rochus werden als Pestpatrone verehrt, eingedenk der Pestepidemien haben sie ihren Platz am Hochaltar gefunden.“ Ende des Textauszugs aus dem Buch von Reinhard H. Gruber.

Foto: C.Stadler/Bwag

Meditation zum Hochaltarbild im Wiener Stephansdom

Thema: Steinigung des heiligen Stephanus, des ersten christlichen Märtyrers und Namenspatron des Doms. Stephanus, als Diakon in Jerusalem tätig, wurde wegen seiner Predigten über Jesus und seine Anklage gegen jene, die Jesus gekreuzigt hatten, gesteinigt.

Bildbeschreibung: Das Bild stellt die dramatische Szene der Steinigung dar. Im Zentrum des Geschehens ist der heilige Stephanus dargestellt, der nach oben schaut, wobei sein Gesicht von göttlichem Licht erleuchtet wird. Er ist in wehenden Gewändern dargestellt, die Bewegung und Dringlichkeit der Szene betonen. Um ihn herum sind seine Verfolger zu sehen, die Steine in den Händen halten und auf ihn werfen. Im Hintergrund sind architektonische Elemente und eine städtische Landschaft zu erkennen, die das Geschehen in Jerusalem verorten. Der Himmel darüber ist turbulent und dramatisch, was die Bedeutung des Augenblicks unterstreicht.

Vorbereitung: Suche dir einen ruhigen Ort, an dem du ungestört sein kannst. Atme einige Male tief ein und aus, spüre deinen Körper und lass alle äußeren Ablenkungen hinter dir. Höre eventuell dazu die Pummerin schlagen.

Einführung: Stelle dir vor, du betrittst den beeindruckenden Innenraum des Wiener Stephansdoms. Die Stille, die historische Bedeutung und die majestätische Architektur umhüllen dich wie ein warmes Tuch. Deine Augen werden zum Hochaltar hingezogen, wo das monumentale Gemälde hängt.

Betrachtung: Das Bild zeigt die Steinigung des heiligen Stephanus. Er steht im Zentrum des Gemäldes, umgeben von einer Gruppe von Männern, die Steine auf ihn werfen. Der heilige Stephanus hebt sein Gesicht dem Himmel zu, und ein Strahl göttlichen Lichts erleuchtet sein Antlitz. Trotz der Gewalt, die ihm widerfährt, wirkt er ruhig, ja fast erhaben.

Nimm dir einen Moment, um dieses Bild in all seinen Details zu betrachten.

Spüre die Emotionen, die die Szene in dir hervorruft. Vielleicht Empathie für Stephanus, Bewunderung für seinen Glauben und seine Hingabe, oder Erstaunen über die Tiefe des Bildes und seine Bedeutung.

Vertiefung: Stelle dir vor, du könntest in die Szene eintreten. Du stehst neben Stephanus und spürst die Hitze und Intensität des Augenblicks. Du hörst das laute Gemurmel der Menge, das Rauschen der Gewänder und das Aufprallen der Steine. Doch trotz des Chaos um dich herum, spürst du auch eine tiefe Stille, einen inneren Frieden, der von Stephanus ausgeht.

Frage dich: Was möchte mir diese Meditation heute sagen? Vielleicht geht es um Standhaftigkeit in schwierigen Zeiten, um den Mut, an das zu glauben, was richtig ist, oder um die Fähigkeit, inneren Frieden auch inmitten von Turbulenzen zu finden.

Abschluss: Atme tief ein und spüre die Verbindung zu diesem Bild, dieser Geschichte und ihrer Bedeutung. Wenn du bereit bist, kehre langsam in den Raum zurück, in dem du dich befindest. Öffne die Augen und danke für die Einsichten und Gefühle, die diese Meditation dir gebracht hat.

Halte die Erkenntnisse und Gefühle, die du während dieser Meditation gewonnen hast, in deinem Herzen fest und nimm sie mit in deinen Alltag.

Apostelgeschichte Kapitel 7

Die Wahl der Sieben

1 In diesen Tagen, als die Zahl der Jünger zunahm, begehrten die Hellenisten gegen die Hebräer auf, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden. 2 Da riefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger zusammen und erklärten: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und uns dem Dienst an den Tischen widmen. 3 Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit; ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen. 4 Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben. 

5 Der Vorschlag fand den Beifall der ganzen Gemeinde und sie wählten Stephanus, einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist, ferner Philippus und Prochorus, Nikanor und Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochia. 6 Sie ließen sie vor die Apostel hintreten und diese legten ihnen unter Gebet die Hände auf. 

7 Und das Wort Gottes breitete sich aus und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer; auch eine große Anzahl von den Priestern nahm gehorsam den Glauben an.

Die Verhaftung des Stephanus

8 Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. 9 Doch einige von der sogenannten Synagoge der Libertiner und Kyrenäer und Alexandriner und Leute aus Kilikien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten; 10 aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen. 11 Da stifteten sie Männer zu der Aussage an: Wir haben gehört, wie er gegen Mose und Gott lästerte. 12 Sie hetzten das Volk, die Ältesten und die Schriftgelehrten auf, drangen auf ihn ein, packten ihn und schleppten ihn vor den Hohen Rat. 

13 Und sie brachten falsche Zeugen bei, die sagten: Dieser Mensch hört nicht auf, gegen diesen heiligen Ort und das Gesetz zu reden. 14 Wir haben ihn nämlich sagen hören: Dieser Jesus, der Nazoräer, wird diesen Ort zerstören und die Bräuche ändern, die uns Mose überliefert hat. 15 Und als alle, die im Hohen Rat saßen, gespannt auf ihn blickten, erschien ihnen sein Gesicht wie das Gesicht eines Engels. 

Die Rede des Stephanus

1 Der Hohepriester aber fragte: Ist das wahr?

2 Stephanus antwortete: Brüder und Väter, hört mich an! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien lebte, ehe er sich in Haran niederließ, 3 und sagte zu ihm: Zieh weg aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und geh in das Land, das ich dir zeigen werde! [1] 4 Da zog er aus dem Land der Chaldäer fort und ließ sich in Haran nieder. Von dort ließ Gott ihn nach dem Tod seines Vaters in dieses Land übersiedeln, in dem ihr jetzt wohnt. 5 Er hat ihm darin kein Erbteil gegeben, auch nicht einen Fußbreit, doch hat er verheißen, das Land ihm und seinen Nachkommen zum Besitz zu geben, obwohl er kinderlos war. [2] 6 So sprach Gott: Seine Nachkommen werden als Fremde in einem Land wohnen, das ihnen nicht gehört; und man wird sie zu Sklaven machen und sie vierhundert Jahre lang hart behandeln. [3] 7 Aber auch über das Volk, dem sie als Sklaven dienen, werde ich Gericht halten, sprach Gott, und danach werden sie ausziehen und mich an diesem Ort verehren. [4]

8 Und er gab ihm den Bund der Beschneidung. So zeugte Abraham den Isaak und beschnitt ihn am achten Tag, ebenso Isaak den Jakob und Jakob die zwölf Patriarchen. 9 Die Patriarchen aber waren eifersüchtig auf Josef und verkauften ihn nach Ägypten; doch Gott war mit ihm. [5] 10 Er rettete ihn aus allen seinen Nöten, schenkte ihm Weisheit und die Gunst des Pharao, des Königs von Ägypten, und er bestellte ihn zum Herrscher über Ägypten und über sein ganzes Haus. [6]

11 Es kam aber eine Hungersnot über ganz Ägypten und Kanaan und das Elend war groß. Auch unsere Väter hatten keine Nahrung mehr. 12 Als Jakob hörte, dass es in Ägypten Getreide gab, schickte er unsere Väter ein erstes Mal dorthin. 13 Beim zweiten Mal gab Josef sich seinen Brüdern zu erkennen und dem Pharao wurde Josefs Herkunft bekannt. [7] 14 Josef aber ließ seinen Vater Jakob und seine ganze Familie holen: fünfundsiebzig Menschen. 15 So zog Jakob nach Ägypten hinab; und er starb und auch unsere Väter starben. 16 Man brachte sie nach Sichem und bestattete sie in dem Grab, das Abraham von den Söhnen Hamors in Sichem für Silbergeld gekauft hatte. [8]

17 Als aber die Zeit der Verheißung herankam, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, vermehrte sich das Volk und breitete sich in Ägypten aus, 18 bis ein anderer über Ägypten König wurde, der von Josef nichts wusste. 19 Er ging gegen unser Volk heimtückisch vor und zwang unsere Väter, ihre Kinder auszusetzen; sie sollten nicht am Leben bleiben. 20 In dieser Zeit wurde Mose geboren und Gott hatte Gefallen an ihm. Drei Monate lang wurde er im Haus seines Vaters aufgezogen; 21 als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter des Pharao auf und erzog ihn als ihren Sohn. [9] 22 Und Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter ausgebildet und er war mächtig in Wort und Tat. 23 Als er vierzig Jahre alt war, reifte in ihm der Gedanke, nach seinen Brüdern, den Söhnen Israels, zu sehen. 24 Und als er sah, wie einem von ihnen Unrecht geschah, kam er dem Unterdrückten zu Hilfe und rächte ihn, indem er den Ägypter erschlug. [10] 25 Er dachte, seine Brüder würden begreifen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung bringen wolle; doch sie begriffen es nicht. 26 Am folgenden Tag kam er dazu, wie sie sich stritten; er versuchte, sie auszusöhnen und Frieden zu stiften, und sagte: Männer, ihr seid doch Brüder. Warum tut ihr einander Unrecht? 27 Der Mann aber, der seinem Nächsten Unrecht getan hatte, stieß ihn weg und sagte: Wer hat dich zum Anführer und Schiedsrichter über uns bestellt? 28 Willst du mich etwa umbringen, wie du gestern den Ägypter umgebracht hast? 29 Daraufhin floh Mose und hielt sich als Fremder in Midian auf; dort wurden ihm zwei Söhne geboren.

30 Als vierzig Jahre vergangen waren, erschien ihm in der Wüste beim Berg Sinai ein Engel im Feuer eines brennenden Dornbusches. [11] 31 Als Mose die Erscheinung sah, wunderte er sich darüber. Er ging näher hin, um sie genauer zu betrachten. Da ertönte die Stimme des Herrn: 32 Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Mose begann zu zittern und wagte nicht hinzusehen. 33 Da sagte der Herr zu ihm: Zieh deine Schuhe aus! Denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. 34 Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und seine Klage gehört. Ich bin herabgestiegen, um sie zu retten. Und jetzt geh, ich sende dich nach Ägypten. [12] 35 Diesen Mose, den sie verleugnet hatten mit den Worten: ‚Wer hat dich zum Anführer und Schiedsrichter bestellt?‘, ihn hat Gott als Anführer und Befreier gesandt durch die Hand des Engels, der ihm im Dornbusch erschien. 36 Dieser Mose hat sie herausgeführt, indem er Zeichen und Wunder tat in Ägypten und im Roten Meer und in der Wüste, vierzig Jahre lang.

37 Dies ist der Mose, der zu den Söhnen Israels gesagt hat: Einen Propheten wie mich wird Gott euch aus euren Brüdern erwecken. [13] 38 Dieser stand bei der Versammlung des Volkes in der Wüste zwischen dem Engel, der mit ihm auf dem Berg Sinai redete, und unseren Vätern. Er hat Worte des Lebens empfangen, um sie uns zu geben. 39 Aber unsere Väter wollten sich ihm nicht unterordnen; sie wiesen ihn ab und wandten ihr Herz nach Ägypten zurück. 40 Sie sagten zu Aaron: Mach uns Götter, die vor uns herziehen! Denn dieser Mose, der uns aus Ägypten herausgeführt hat – wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist. 41 Und sie fertigten in jenen Tagen das Standbild eines Kalbes an, brachten dem Götzen ein Opfer dar und freuten sich über das Werk ihrer Hände. 42 Da wandte sich Gott ab und überließ sie dem Sternenkult, wie es im Buch der Propheten heißt: Habt ihr mir etwa Schlachttiere und Opfer dargebracht während der vierzig Jahre in der Wüste, ihr vom Haus Israel? [14] 43 Das Zelt des Molochs und den Stern des Gottes Raifan habt ihr herumgetragen, die Bilder, die ihr gemacht habt, um sie anzubeten. Darum will ich euch in die Gebiete jenseits von Babylon verbannen. [15]

44 Unsere Väter hatten in der Wüste das Bundeszelt. So hat Gott es angeordnet; er hat dem Mose befohlen, es nach dem Vorbild zu errichten, das er geschaut hatte. 45 Und unsere Väter haben es übernommen und mitgebracht, als sie unter Josua das Land der Heidenvölker besetzten, die Gott vor den Augen unserer Väter vertrieb, bis zu den Tagen Davids. 46 Dieser fand Gnade vor Gott und bat für das Haus Jakob um ein Zeltheiligtum. 47 Salomo aber baute ihm ein Haus. [16] 48 Doch der Höchste wohnt nicht in dem, was von Menschenhand gemacht ist, wie der Prophet sagt: 49 Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße. Was für ein Haus könnt ihr mir bauen?, spricht der Herr. Oder welcher Ort kann mir als Ruhestätte dienen? 50 Hat nicht meine Hand dies alles gemacht?

51 Ihr Halsstarrigen, unbeschnitten an Herzen und Ohren! Immerzu widersetzt ihr euch dem Heiligen Geist, eure Väter schon und nun auch ihr. 52 Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Sie haben die getötet, die die Ankunft des Gerechten geweissagt haben, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid, 53 ihr, die ihr durch die Anordnung von Engeln das Gesetz empfangen, es aber nicht gehalten habt.

Die Steinigung des Stephanus

54 Als sie das hörten, waren sie in ihren Herzen aufs Äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen gegen ihn. 55 Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen 56 und rief: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. 57 Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten einmütig auf ihn los, 58 trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.

Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. 59 So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!

60 Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.

Fußnoten

Auf diese Stellen bezieht sich Stephanus in seiner Rede vermutlich.

  1. 1.(Gen 12,1): „Der Herr sprach zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde.“

    2.(Gen 17,8): „Ich gebe dir und deinen Nachkommen das ganze Land Kanaan, in dem du als Fremder weilst, als ewigen Besitz, und ich will ihr Gott sein.“

    3.(Gen 15,13-14): „Da sprach der Herr zu Abram: Deine Nachkommen werden als Fremde in einem Land leben, das ihnen nicht gehört; man wird sie knechten und vierhundert Jahre lang unterdrücken. Aber auch über das Volk, dem sie dienen, werde ich Gericht halten.“

    4.(Ex 3,12): „Gott sprach: Ich werde mit dir sein. Und dies soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg dienen.“

    5.(Gen 37,28): „Als die Händler vorüberzogen, holten sie Josef aus der Zisterne herauf und verkauften ihn für zwanzig Silberstücke an die Ismaeliter. Diese brachten Josef nach Ägypten.“

    6.(Gen 41,39-41): „Da sprach der Pharao zu Josef: Weil Gott dir dies alles kundgetan hat, ist niemand so einsichtig und weise wie du. Du sollst über mein Haus gesetzt sein, und auf dein Wort soll mein ganzes Volk hören.“

    7.(Gen 45,4-7): „Ich bin euer Bruder Josef, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Doch jetzt grämt euch nicht und macht euch keine Vorwürfe, dass ihr mich hierher verkauft habt; denn Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch am Leben zu erhalten.“

    8.(Gen 23,16-20): „Abraham wog Efron das Silber ab, wie er gesagt hatte […] So ging das Grundstück Efrons, das bei Machpela lag, […] an Abraham über als Grabstätte.“

    9.(Ex 2,5-10): „Die Tochter des Pharao kam an den Nil herab, um zu baden. […] Das Kind weinte. Sie hatte Mitleid mit ihm und sprach: Das ist eines der Kinder der Hebräer.“

    10.(Ex 2,11-12): „In jenen Tagen ging Mose hinaus zu seinen Brüdern und sah, wie sie Zwangsarbeit verrichten mussten. […] Er erschlug den Ägypter und verscharrte ihn im Sand.“

    11.(Ex 3,2-4): „Da erschien ihm der Engel des Herrn in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. […] Mose sagte: Ich will hingehen und mir diese große Erscheinung ansehen.“

    12.(Ex 3,7-8): „Da sprach der Herr: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre Klage über die Antreiber gehört. Ich kenne ihr Leid und bin herabgestiegen, um sie aus der Gewalt Ägyptens zu retten.“

    13.(Dtn 18,15): „Einen Propheten wie mich wird der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, erstehen lassen; auf ihn sollt ihr hören.“

    14.(Am 5,25-27): „Habt ihr mir etwa Schlachtopfer und Speiseopfer dargebracht in der Wüste, vierzig Jahre lang, Haus Israel? Ihr habt den Stern eures Gottes Rephan und die Bilder eurer Götzen getragen.“

    15.(Jos 3,14-17): „Als das Volk aus seinen Zelten aufbrach, um den Jordan zu durchqueren, […] stand das Wasser still und erhob sich wie ein Damm sehr weit oben.“

    16.(2 Sam 7,13): „Er wird ein Haus bauen für meinen Namen und ich werde den Thron seines Königtums auf ewig befestigen.“

Credits 

Textauszug am Anfang des Beitrags aus „Der Stephansdom“, Reinhard H. Gruber, Pichler Verlag, 2005, ISBN 3-85431-368-3, 1. Auflage, Seiten 110 – 111

Fachinspektor MMag. Dr. Andreas Ruthofer, mein Vortragender über das Alte Testament im Rahmen der Theologischen Kurse,  hat mich zur Idee inspiriert, die Verweise aus der Rede des Hl. Stephanus zu finden.

 

Größe – Fluch oder Segen?

mehr als eine außergewöhnliche Benchmark

 

Seit 1990 war ich 25 Jahre lange auf der Suche nach Benchmarks – also nach Prozessen und Organisationen, von denen wir lernen können.

Seit März 2016 bezweifle ich, dass Benchmarks selig machen. Sie nivellieren eher, wenn auch auf hohem Niveau. Stellen Sie sich vor, Stephe Jobs hätte vor 15 Jahren NOKIA als damaliges Role-Modell in der Handyindustrie ausgewählt: Dann hätten wir heute einen aufklappbaren Communicator mit Monochromdisplay, eleganter Kalligraphie in der Textverarbeitung und drei Monaten Akku-Kapazität – aber sicher kein iPhone.

Heute steht ein „Unternehmen“ im Brennpunkt, das in vielen Bereichen führend ist.
Auffallend ist, dass diese Organisation schon sehr früh moderne Formen von Leadership und Kommunikation erfunden hat, die in vielen anderen Unternehmen heute erst mühsam neu eingeführt werden. Es stand und steht seit seiner Gründung für echte Innovation. Nachhaltig, kontinuierlich und effektiv.

Einige Kennzahlen:

  • 214.000.000 Kunden
  • 135 Vorstandsmitglieder
  • Rund 413.000 hauptamtliche Mitarbeiter und rund 20 Millionen ehrenamtliche MitarbeiterInnen
  • Bekanntheitsgrad der Marke ungestützt rund 80%, gestützt 98%
  • Wachstum: regelmäßig rund ein Prozent mehr als die Weltbevölkerung
  • Marktanteil weltweit: rund 17,5 Prozent und damit eindeutig Marktführer

Produkt-Versprechen

„Glück und Seligkeit für alle Zeit“

Schon der Unternehmensgründer versprach zu Lebzeiten den Kunden, dass es ihnen auf dieser Welt und über den Tod hinaus stets gut ergehen wird, wenn sie zwei simple Regeln einhalten:

  1. Den Gründer und seinen Vater wirklich lieben.
  2. Sich selbst und die anderen Menschen lieben, dann wird man sich selbst und den anderen Menschen auch nur Gutes tun.

Das Produktversprechen wurde im Laufe der Jahrhunderte nie verändert, in manchen dunklen Phasen der Unternehmensgeschichte allerdings krass missbraucht. Das führte zu Spaltungen zwischen den Kunden und zu brutalen Kriegen. Seit einigen Jahrzehnten bemühen sich Führungskräfte und Kunden sehr engagiert, die Konflikte von damals auszusöhnen.

Wachstums-Strategie

Das Produktversprechen wurde vom Firmengründer derart erfolgreich vorgelebt, dass sich schon bald erste Mitarbeiter seinem Beispiel anschlossen. Bei der Personalauswahl achtete er dabei weniger auf fachliche Qualifikation als mehr auf emotionale und soziale Kompetenz der ersten Mitarbeiter. Bis auf einen engsten Mitarbeiter, der ihn dann verraten hat, ging das Konzept vollständig auf. Und selbst da ist sich die Geschichte nicht sicher, ob dieser Verrat nicht einfach sein musste, um zu zeigen, was geschieht, wenn Ideale verraten werden.

Schon bald nach dem Tod des Gründers veränderte das Topmanagement die Expansionsstrategie. Bisher wandte man sich vorwiegend an Stammkunden, denen man neue und einfachere Produkte anbot. Die Gebrauchsanweisungen wurden deutlich vereinfacht. Die Einstiegsbarrieren waren dennoch hoch.

In einer Vorstandssitzung wurde einstimmig beschlossen, auch Neukunden zu akzeptieren, die sich nicht an die komplizierten Regeln der Stammkunden halten mussten. Sie sollten nur ein bewusstes Bekenntnis zum Produktversprechen ablegen und dieses auch leben. Als Zeichen ihres Commitments mussten sie die einfache Gebrauchsanweisung lernen und praktizieren und dann einmal in reinem Wasser untertauchen.

Der Home-Market war bald gesättigt und der Unternehmensgründer griff aus dem Jenseits kurz und intensiv in das Tagesgeschäft ein. Er blendete den Chef des größten gegnerischen Konzerns und ließ ihn seine Marktmacht spüren. Anschließend ließ er ihn liebevoll von einem kleinen Mitarbeiter heilen. Daraufhin erkannte der ehemalige Gegner die Vollmacht des Unternehmens und wurde zum engagiertesten Mitarbeiter für die Exportmärkte.

Er trug das Produktversprechen zuerst in die angrenzenden Länder und setzte dort sehr klug bevollmächtigte StellvertreterInnen ein. Mit diesen kommunizierte er regelmäßig über Dokumente und sehr erfolgreiche Vorläufer des heutigen Internet. Dazu später.

Unter vielen Entbehrungen und Mühen trug er das Produktversprechen in die Zentrale des damaligen Konkurrenzbetriebes nach Rom, wo der Kaiser als Gott verehrt wurde!

Dort fand er schnell Stammkunden und MitarbeiterInnen, traf allerdings auf Behördenvertreter, denen die neuen Produkte zu modern und gefährlich waren. Vor allem der einfache Gebrauch, der nur wenige Vorkenntnisse erforderte, wurde als Bedrohung der eigenen Macht erlebt. Mittlerweile war den Behörden bekannt geworden, dass die regelmäßige Teilnahme an Kundenmeetings zu liebevoller Loyalität zwischen den Kunden führte und die Autorität des Establishments untergraben konnte. Es sollte noch einige Jahrhunderte dauern, bis die etablierten Machthaber überzeugt werden konnten. Aus dieser Expansionsphase wird berichtet, dass zahlreiche MitarbeiterInnen vom neuen Produkt allerdings so überzeugt waren, dass sie trotz Androhung von Brutalität und Tod zum Unternehmen standen. Einige sind auch wirklich dafür ermordet worden.

Aus Rom verbreitete sich das junge Unternehmen schnell nach ganz Europa. Seine Kommunikations- und Wissens-Management-Strategie (s.u.) leistete ihm dabei wertvolle Dienste.

Wurde der neue Markt Nordafrika schön früh von einigen innovativen MitarbeiterInnen entdeckt, so wurden die Wachstumsmärkte Asien und Amerika erst deutlich später, dafür aber umso erfolgreicher erschlossen.

Kommunikations-Strategie

Keine andere Gebrauchsanweisung wurde jemals bis heute in so viele Sprachen übersetzt wie die unseres Beispiel-Unternehmens. Noch bevor es den Buchdruck gab, bediente man sich modernster Technologie. Schon der Gründer hatte die Fähigkeit der Telepathie beherrscht und gelehrt.

Man bediente sich dieser Fähigkeit und unterrichtete alle Kunden und MitarbeiterInnen darin. Zu regelmäßigen Tageszeiten versammelten sich alle MitarbeiterInnen weltweit, um telepathisch mit dem Firmengründer zu kommunizieren. Auch KundInnen waren zu diesen Telepathie-Konferenzen eingeladen, nahmen diese allerdings nicht so häufig war.

Bis heute versammeln sich täglich die MitarbeiterInnen zu diesen Telcos, bei denen der Firmengründer real präsent ist. Überall auf der Welt und annähernd gleichzeitig. Die Kunden können täglich daran teilnehmen. Viele tun das zumindest einmal wöchentlich in ihrer Freizeit – am Sonntag. Die meisten nur zweimal im Jahr – zu festgesetzten Jour fixes, wobei der Geburtstag des Gründers ein fixes Datum hat, sein Todestag – und noch viel wichtiger sein zweiter Geburtstag – aber vom Datum des ersten Frühjahrsvollmondes abhängen.

Erwähnenswert als echte Innovation scheint mir auch, dass die MitarbeiterInnen des Konzerns weltweit immer bei Eintritten in neue Märkte als Erstes die Sprache der KundInnen erlernten und lange zuhörten. Dann übersetzten sie die Gebrauchsanweisung in die Landessprache und lebten das Produktversprechen überzeugend vor. Sie waren mit dieser Vorgehensweise von der ersten Stunde an die Vertrauten der neuen KundInnen und von diesen sehr geliebt und verstanden. Kundenorientierung pur. In einigen wenigen Fällen versuchten neue aufstrebende Exportmanager des Konzerns die Produkte mit Gewalt und Marktmacht zu verkaufen. Das war selten erfolgreich und wurde immer von der Konzerngeschichte korrigiert. Teilweise erst sehr spät.

Neueren Datums ist die Social-Media-Strategie des Konzerns. Sie wurde von einem Generaldirektor aus Osteuropa eingeleitet, der es sich zur Aufgabe machte, an den Krisenpunkten der Welt präsent zu sein und für den Frieden zu vermitteln. Seine multimedialen Auftritte sind legendär. Er schrieb damit Weltgeschichte. Im Auftrag des Produktversprechens des Gründers verdankt die Welt ihm das Ende des Kalten Krieges, die Auflösung des kommunistischen Machtblocks und die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden.

Keine anderen Veranstaltungen weltweit waren jemals so gut besucht wie seine Treffen mit jugendlichen Kunden und Interessenten aus der ganzen Welt. Kein Fußballspiel, kein Popspektakel und kein Formel I – Rennen wurden auch nur annähernd so oft in den weltweiten Medien übertragen wie seine Belangsendung mit dem antiquierten passenden Namen „Urbi et orbi“.

Bis vor drei Jahren verkündete der Generaldirektor in dieser Belagsendung seine Botschaft noch in den meisten Kundensprachen. Seit drei Jahren tut das sein Nachfolger nicht mehr. Es sind einfach zu viele Kundensprachen geworden. Stattdessen konzentriert sich der Konzern unter seiner Leitung wieder auf die Schärfung des Produktversprechens (s.o.).

Bleibt noch zu erwähnen, dass der aktuelle Generaldirektor aus dem aufstrebenden Zukunftsmarkt Argentinien kommt, jenem Zukunftsmarkt mit dem höchsten Marktanteil. Welcher andere Konzern bestellt einen CEO nach zukünftigen strategischen Markt-Gegebenheiten? Ich kenne keinen. Folgerichtig hat sich der Neue einen Beraterstab aus weltweiten Persönlichkeiten unterschiedlichster Prägung gewählt. Mit bunten Kompetenzen und Qualifikationen. Gemeinsam mit diesen Experten leitet er heute den Konzern. Wir würden von Partizipation und Cocreation sprechen.

Immobilien-Strategie

Von Beginn an setzte man hier auf Premium-Lagen. Die Filialen unseres Konzerns befinden sich dort, wo die Kunden sind. Die Zentralen sind dort, wo das Zentrum der Gesellschaft ist. Und Exposituren finden wird dort, wo die Welt schön ist und wo die Menschen sein wollen.

Die Investition in die Firmengebäude wurde von Anfang an von KundInnen cofinanziert. Wir sprechen heute von Crowdfunding. Die Lebensdauer der Gebäude liegt im Schnitt bei rund hundert Jahren – dem Dreifachen anderer Konzerngebäude. Das liegt daran, dass nachhaltig und solide gebaut wurde und stets die besten Architekten, Baumeister und Künstler ihrer Zeit mit dem Bau beauftragt wurden.

In Einzelfällen werden Gebäude erhalten und stets professionell renoviert, die fünfhundert Jahre und älter sind.

Erwähnenswert scheint mir noch, dass rund ein Drittel des Energieverbrauchs der Konzernbetriebe weltweit aus erneuerbaren Energien gewonnen wird – meist Solarenergie und Holz. Im Vergleich dazu sind es bei börsennotierenden Konzernen weltweit rund 7,5 Prozent.

Die Ländereien und Immobilien des Unternehmens steigen im Wert weit überproportional zum Marktwert. Das ist auch der Grund, warum man sich von keinem Quadratmeter Grund und Boden trennt. Man tauscht maximal zum Besseren.

Einer der Regionalchefs des Konzerns im Mühlviertel in Oberösterreich, der unter anderem Bier braut, erklärte mit das vor zwei Jahren ganz einfach. „Wir hinterlassen unseren Nachfahren, das was wir geerbt haben in besserem Zustand als wir es übernommen haben.“

Kunden-Loyalitäts-Strategie

Das Unternehmen erkannte sehr schnell, dass Kunden nicht gebunden sein wollen und führte erst gar keine Kunden-Bindungs-Strategie ein. Viele heutige Konzerne denken gerade darüber nach, ihre alte Kunden-Bindungs-Strategie in eine aktuelle Kunden-Loyalitäts-Strategie zu wandeln. Stattdessen setzte man vom Anfang an auf eine Mitglieder-Loyalitäts-Strategie, in deren Zentrum die Mündigkeit jedes einzelnen Menschen steht.
Von der Wiege bis zur Bahre.

Für neu geborene Mitglieder übernehmen meist die Eltern die Beitrittsentscheidung. Die Babys werden dann als Zeichen der Aufnahme in den Mitgliederkreis in ein weißes Kleid gehüllt und das Kopferl mit – heute meist warmem – Wasser übergossen. Das ist eine wunderschöne Erinnerung an das Untertauchen des Gründers unter die Erde in sein Grab und an seine Auferstehung drei Tage später. Das Firmen-Logo wird ihnen liebevoll auf die Stirne gezeichnet und ihre Ohren und der Mund werden zärtlich berührt. Eine Kerze wird für sie von den Eltern entzündet und die Stammkunden heißen sie herzlich willkommen.

Im Volksschulalter lernen sie die Gebrauchsanweisung und die Rituale kennen und lieben. Sie werden mit den ersten Telepathie-Übungen vertraut gemacht und mit sieben bis neun Jahren dürfen sie nach reichlicher Vorbereitung erstmals mit dem Firmengründer real kommunizieren.

Nach der Pubertät können sie dann selbst entscheiden, ob Sie weiterhin Mitglied bleiben wollen oder nicht. Nach intensiver Vorbereitung in Kursen mit Gleichaltrigen und einem erfahrenen Mitglied des Unternehmens – meist ein Filialdirektor oder sein Stellvertreter – entscheiden sich dann die meisten der jungen Mitglieder für die Vollaufnahme in den Stammkundenkreis. Um diese Entscheidung auch seitens der Firma zu besiegeln, reist ein Landesdirektor oder ein von ihm speziell bevollmächtigter enger Vertrauter an und legt den jungen Menschen in einer sehr feierlichen Zeremonie die Hände auf. Damit sind sie dann Vollmitglieder. Bis vor wenigen Jahren hat man in der Firmenöffentlichkeit diese Salbung noch als eine Ohrfeige bezeichnet.

Wenn zwei junge Vollmitglieder sich gefunden haben und fortan ihr Leben gemeinsam leben wollen, dann erhalten sie vom Unternehmen ein ganz besonderes Geschenk: Sie dürfen eine Filiale für einige Stunden kostenfrei für diesen großen Moment ihres Lebens nutzen, alle Verwandten und Freunde dazu einladen und ein Filialdirektor wickelt seinen Schal um ihre beiden Hände und spricht den großen Satz: „Was unser Gründer verbunden hat, das darf der Mensch niemals mehr trennen.“
Alle einschlägigen Untersuchungen kommen übrigens übereinstimmend zum gleichen Schluss: Ehen von Vollmitgliedern unseres Konzerns halten deutlich länger als Ehen von Mitgliedern anderer Konzerne. Das liegt vielleicht auch daran, dass dieses Geschenk in unserer Firma in jedem Leben nur ein einziges Mal gewährt wird. Weil das Unternehmen die Ehe eben für unauflöslich hält, weil sie ja der Konzerngründer verbunden hat – und der irrt nie.

Wenn die Vollmitglieder älter und gebrechlich werden, dann hat die Firma für sie ein besonderes Stärkungspräparat entwickelt. Sie können entweder in eine Filiale kommen und sich dieses dort abholen oder wenn sie ganz schwach sind, kommt der Filialdirektor persönlich zu ihnen und zeichnet ihnen mit einem der speziellen Öle das Firmenlogo auf die Stirn. Es wird berichtet, dass solcherart vorbereitete und begleitete Mitglieder selig einschlafen und im Paradies neugeboren wieder aufwachen. Dort war allerdings noch nie eines der noch auf dieser Erde lebenden Mitglieder. Deshalb bleibt das wohl eine Sage – allerdings eine sehr schöne.

Was unsere Firma auch seit Jahrhunderten attraktiv macht – heute weniger in früheren Jahrhunderten mehr – ist die besondere Psychotherapie mit bevollmächtigen Ärzten. Völlig kostenlos. Die Ärzte des Unternehmens – meist sind es Filialdirektoren aber auch Mitglieder ohne Management-Erfahrung – hören den Kunden gut zu. Die Kunden ihrerseits bereiten sich gerne mit einer Checkliste auf dieses Gespräch vor. Am Ende steht immer das Entschuldigen der Fehler der Mitarbeiter. Der Konzern liebt seine MitarbeiterInnen so sehr, dass er selbst bei größten Verfehlungen gegen die Unternehmensverfassung strafrechtliche Konsequenzen nachlässt und Verständnis zeigt für die Fehler seiner MitarbeiterInnen. Nur eine Wiederholung der selben Fehler wird nicht sehr geschätzt, weil der Firmenarzt ja im Mitarbeitergespräch sehr klar sagt.
„Ich verzeihe Dir diesen Fehler. Nur mache ihn bitte nicht wieder…“
Heutige Konzerne haben daraus gelernt und spezielle Fehler-Management-Systeme eingeführt. Spät aber doch.

Zwei Kunden-Loyalitäts-Programme haben wir noch nicht gestreift. Sie sind auch nur wenigen sehr sehr treuen Mitgliedern vorbehalten.

Wenn ein neuer Filialdirektor ernannt wird, dann muss er sich ein paar Jahre lang in allen Funktionen des Konzerns bewähren und eine gediegene Ausbildung absolvieren. Dann wird er gemeinsam mit einigen Kollegen in einem großen Fest ernannt.

Wenn ein Landesdirektor bestellt wird, dann denken viele Menschen im Konzern lange darüber nach, wer denn der Beste sein könnte. Wer lebt die Ideen des Gründers authentisch vor? Wer ist glaubwürdig? Wer hat die natürliche Autorität? Der honorigste Diplomat des Landes – an der Nummerntafel des Autos weltweit erkennbar an CD 1 – macht da seine Vorschläge. Kollegen werden gehört und alle Vollmitglieder reden mit. Am Ende verkündet der Generaldirektor seine Entscheidung. Und weil sie partizipativ getroffen wurde, ist sie meist eine sehr gute. Es folgt eine sehr feierliche Zeremonie, zu der alle Mitglieder der Firma eingeladen sind. Und auch die Nicht-Mitglieder.

CSR-Strategie – Nachhaltigkeit

Der Begriff CSR – Corporate Social Responsibility – wurde vom Firmengründer selbst erfunden, noch lange bevor es diese drei Buchstaben gab.

Schon sein Vater sorgte in Ägypten dafür, dass die Menschen Respekt vor dem Leben und vor der Freiheit haben. Davon war er wohl beeinflusst.

Alles was er auf dieser Welt tat, war von Nachhaltigkeit geprägt. Und von der direkten Verantwortung für den Nächsten.

Heute kümmert sich unser Konzern um rund ein Drittel aller Bedürftigen auf der Welt. Die ihm angehörenden Hospitäler und Altenheime sind in allen fünf Kontinenten die attraktivsten und produktivsten.

Prosperitäts-Prognose

  • Gründungsjahr: um 31 n.Chr.
    Heutiger Generaldirektor: der 269.

Da die römisch-katholische Kirche ein Völkerrechts-Subjekt ist und kein Konzern, wird sie auch von den Rating-Agenturen nicht bewertet. Wäre sie ein Konzern, dann würde sie aus meiner bescheidenen laienhaften Sicht ein AAA Rating erhalten.

Jede Investition rechnet sich – vor allem die von Herzen!

 

Wien, in der Osterzeit 2016

Author: Harald R. Preyer, www.preyer.wien

Theologische Beratung: P. Johannes Paul Abrahamowicz, OSB, www.sadg.org

Harald R. Preyer ist Experte für partizipative Veränderungsprozesse in Organisationen und Mitglied der weltweiten Art of Hosting Community. Er arbeitet seit 1990 als Host, Coach und Speaker.

Beide veranstalten gemeinsam seit sechs Jahren die Göttweiger Dialoge für Führungskräfte zweimal im Jahr. Ein eintägiger vertrauensvoller Austauschraum zwischen Führungskräften und Benediktinermönchen zu aktuellen Themen aus Wirtschaft und Gesellschaft – jeweils mit einem passenden Impuls aus der Bibel und einem weltlichen Impuls eines Teilnehmers.