„Ich glaube an ein Österreich, das das lebenswerteste Land der Welt ist.“

Die Ansprache unseres Herrn Bundespräsidenten hat mich heuer wirklich beeindruckt.

 

Neujahrsansprache 2025

Alexander Van der Bellen zeichnet ein Bild von Österreich, das mich anspricht: Ein Land, das Tradition und Innovation vereint, kulturell vielfältig, ökologisch nachhaltig und sozial gerecht ist. Ein Land, das nicht nur für seine Bürger lebenswert ist, sondern auch international als Vorbild für Frieden, Zusammenarbeit und Lebensfreude gilt.

„Ich glaube an ein Österreich, das das lebenswerteste Land der Welt ist.“

Genau daran glaube ich auch. Und das beste daran: Nicht alles, aber das meiste daran können wir durch unsere eigene Haltung erreichen.

Die Rede ist im Originaltext hier nachlesbar.

Evolutionäre Führung

Von Harald R. Preyer

Die dynamische Welt von heute erfordert eine neue Art des Führens, die nicht auf starren Hierarchien, sondern auf Anpassungsfähigkeit, Sinnstiftung und kollektiver Intelligenz basiert. 

Dieser Ansatz, den ich als Evolutionäre Führung bezeichne, ermöglicht es Organisationen, nicht nur auf Veränderungen zu reagieren, sondern aktiv in einer komplexen Welt zu gedeihen. Dabei greift er auf Erkenntnisse aus der Evolutionstheorie, Systemtheorie und Logotherapie zurück.

Es ist bemerkenswert, dass Benedikt von Nursia, der Begründer des europäischen Mönchtums, bereits im 6. Jahrhundert viele dieser Prinzipien formulierte und in seiner Regula Benedicti niederschrieb.

Die Essenz der Evolutionären Führung

Evolutionäre Führung versteht sich als lebendiges Modell, das die Prinzipien natürlicher Systeme auf Organisationen überträgt. Es beruht auf drei wesentlichen Grundpfeilern:

  1. Anpassung statt Starrheit
    Wie in der Natur ist kontinuierliche Anpassung entscheidend für das Überleben. Führungskräfte schaffen eine Kultur, in der Experimente, Lernen und Innovation gefördert werden.
  2. Kollektive Intelligenz
    Entscheidungen werden durch die Vielfalt und das Wissen der gesamten Organisation getragen. Teams sind stärker, wenn ihre Perspektiven und Kompetenzen genutzt werden.
  3. Sinnorientierung
    Menschen und Organisationen blühen auf, wenn sie einem übergeordneten Zweck folgen. Evolutionäre Führungskräfte inspirieren durch eine klare Vision, die Mitarbeitende miteinander verbindet.

Merkmale Evolutionärer Führungskräfte

Führung in diesem Stil erfordert eine Neuausrichtung auf folgende Kompetenzen:

  • Visionäre Flexibilität
  • Natürliche Empathie
  • Starkes Empowerment
  • Bewährte Resilienz

Evolutionäre Führungsmenschen haben die Fähigkeit, Strategien in Echtzeit anzupassen und dabei das große Ziel konsequent weiter zu verfolgen. Sie schaffen starke Verbindungen und setzen ihre emotionale Intelligenz ganz natürlich ein. 

Das befähigt Mitarbeitende, autonom und verantwortungsvoll zu handeln. So lernt die gesamte Organisation schnell, Herausforderungen mit Zuversicht zu begegnen und aus ihnen zu lernen.

Die Bedeutung von Feedback-Schleifen

In evolutionären Systemen sichern Feedback-Schleifen Stabilität und Wachstum. Unternehmen können dies umsetzen durch:

  • Regelmäßige Reflexion und Dialog.
  • Iterative Prozesse, die Innovation fördern.
  • Offene Kommunikation, die Vertrauen schafft.

Herausforderungen und Lösungen

Die Umsetzung Evolutionärer Führung ist nicht ohne Hindernisse:

  • Widerstand gegen Veränderung
    Traditionelle Denkmuster und Strukturen können den Übergang erschweren.
    Lösung: Kontinuierliche Kommunikation und Einbindung aller Stakeholder.
  • Gleichgewicht zwischen Freiheit und Struktur
    Zu viel Autonomie kann Chaos schaffen; zu viel Kontrolle erstickt Kreativität.
    Lösung: Klar definierte Rahmenbedingungen mit Spielraum für Eigeninitiative.
  • Aufrechterhaltung des Engagements
    Teams langfristig motiviert und ausgerichtet zu halten, ist eine zentrale Herausforderung.
    Lösung: Regelmäßige Reflexion und Neuausrichtung an der gemeinsamen Vision.

Fallstudien: Evolutionäre Führung in der Praxis

  1. Netflix: Vom DVD-Verleih zum Streaming-Giganten
    Netflix revolutionierte die Unterhaltungsindustrie durch kontinuierliche Transformation. Unter der Leitung von Reed Hastings entwickelte sich das Unternehmen zu einem globalen Marktführer mit über 231 Millionen Abonnenten (Stand 2023). Evolutionäre Führung ermöglichte mutige Entscheidungen, wie den Wechsel vom DVD-Geschäft zum Streaming.
  2. Robert Bosch GmbH: Nachhaltige Innovation
    Die Robert Bosch GmbH, mit 429.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 91,6 Milliarden Euro (2023), setzt auf CO₂-Neutralität und zukunftsweisende Technologien. Durch evolutionäre Führung fördert Bosch eine Innovationskultur, die weltweit Maßstäbe setzt.
  3. Frankfurter Volksbank: Anpassung im Finanzsektor
    Die größte genossenschaftliche Regionalbank Deutschlands, die Frankfurter Volksbank, betreut 800.000 Kunden und beschäftigt 2.000 Mitarbeitende. Durch evolutionäre Führungsansätze bleibt sie trotz wachsender digitaler Konkurrenz ein verlässlicher Partner in der Region.
  4. Patagonia: Sinnorientiertes Unternehmertum
    Patagonia, ein Pionier im Bereich nachhaltiger Bekleidung, kombiniert Umweltschutz und Geschäftserfolg. Unter der Leitung von Yvon Chouinard hat sich das Unternehmen als Vorbild für sinnorientierte Führung etabliert.
  5. Moderna: Agilität in der Pandemie
    Während der COVID-19-Pandemie zeigte Moderna, wie kollektive Intelligenz und agile Führung innerhalb von Monaten zur Entwicklung eines lebensrettenden Impfstoffs führen können.

Wissenschaftlicher Kontext

Die Prinzipien Evolutionärer Führung lassen sich mit Arbeiten führender Wissenschaftler und Philosophen verbinden:

  1. Mark van Vugt & Anjana Ahuja
    Selected: Why Some People Lead, Why Others Follow, and Why It Matters (2010) zeigt, dass Führungsqualitäten evolutionär geprägt sind. 
  2. Michael Alznauer
    Evolutionäre Führung: Der Kern erfolgreicher Führungspraxis (2006) analysiert praktische Anwendungen dieser Prinzipien
  3. Humberto Maturana & Francisco Varela
    Der Baum der Erkenntnis (1987) beleuchtet, wie Systeme Wissen generieren und sich anpassen. 
  4. Viktor Frankl
    In …trotzdem Ja zum Leben sagen (1946) und Der Wille zum Sinn (1982) zeigt Frankl, wie Sinnorientierung die menschliche Resilienz stärkt. 
  5. Hofinger, Hans
    Regula Benedicti – Eine Botschaft für Führungskräfte (2003).
    Dieses Buch analysiert die benediktinische Regel und überträgt deren Prinzipien auf moderne Führungspraktiken, wodurch es wertvolle Einsichten für Führungskräfte bietet.

Fazit: Die Zukunft gehört Evolutionären Führungskräften

Evolutionäre Führung ist mehr als ein Trend; sie ist eine Notwendigkeit für Organisationen, die in einer Welt voller Komplexität und Unsicherheit bestehen wollen. Indem sie Anpassungsfähigkeit, kollektive Intelligenz und Sinnorientierung fördern, schaffen Führungskräfte nicht nur nachhaltigen Erfolg, sondern auch eine bessere Welt.

Dieser Artikel zeigt, wie sich die Prinzipien Evolutionärer Führung auf unterschiedlichste Branchen anwenden lassen – vom Technologieunternehmen bis zur Bank – und wie sie dazu beitragen, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern. Harald R. Preyer ist systemischer Coach, geistlicher Begleiter und Autor aus Wien. Seine Arbeit konzentriert sich auf Führung, Transformation und sinnorientiertes Leben.

Erstellt am 30.12.2017
Überarbeitet am 6.12.2024

Was ist Deine Vision?

Visionen – sind die Kraft spendenden Bilder unserer Zukunft. Sie geben uns Richtung, Orientierung und Energie.
Strategien – sind die langfristigen Wege in diese Zukunft.
Strukturen – sind die Bausteine auf dem Weg zum Ziel.

Structure follows strategy

Wenn die Vision des Unternehmens, für das ich arbeite mit meiner persönlichen Vision übereinstimmt, dann ist die Chance hoch, dass ich mich dort wohlfühle. Das bedingt, dass ich sowohl meine Lebens-Vision als auch die meines Arbeitgebers kenne.

Wie oft treffen wir Menschen, die in Unternehmen ohne jede wirkliche Vision arbeiten?
Wie oft begegnen uns Menschen, die für Ihr Leben keine Vision haben?

Und wie häufig verändern Konzerne ihr Organigramm, ihre Aufbau- und Ablauforganisation nur weil sie nicht innehalten und ernsthaft über die Vision und in weiterer Folge über die Strategie nachdenken?

Hier ein einfaches Bild und einige Gedanken zur Findung und Formulierung der eigenen Vision:

Vision

 

  • Zweck: Wozu bin ich auf dieser Welt? Was würde fehlen, wenn es mich nicht gäbe?
    (In meiner Familie, meinem Freundeskreis, meinem Unternehmen, meinem Arbeitgeber, meiner Gemeinde, meinem Verein,…)
  • Werte: Wie gehe ich mit mir und anderen um?
    (Liebevoll, verlässlich, korrekt, klar; verletzend, impulsiv, narzisstisch, verwirrend;  personenbezogen, sachbezogen, introvertiert, extrovertiert;…)
  • Bild: Welches Bild von mir habe und welches vermittle ich?
    (Star, Weiser, Ratgeber, Liebender, Bettler, Almosengeber, Priester, Leader, Mitläufer, Opportunist, Ausbeuter, Opfer, Vater, Mutter, Kind,…)
  • Ziele: Was will ich am Ende meines Leben erreicht haben?
    (Zufriedenheit, Reichtum, Glück, Gesundheit, Ruhe, Harmonie,…)

Wenn die Antworten auf diese Fragen, dann noch in einem gut balancierten Spannungsfeld zwischen vier Polen stehen, dann ist eine wirkliche Vision geboren:

  • Ethos: Macht meine Vision für mein Umfeld Sinn?
  • Mythos: Ist meine Vision wirklich so weit in der Zukunft, so unglaublich, so erstrebenswert, dass sie für mich ein Leitstern ist?
  • Ratio: Ist die Vision mit viel Energie und Konsequenz auch erreichbar?
  • Emotio: Berührt die Vision mein Herz oder ist sie nur konsequent zu Ende gedachtes Ergebnis meiner Gedanken?

Eine schöne Vision war die von John F. Kennedy: „Der erste Mensch auf dem Mond und wieder gesund auf der Erde.“
Das Pendant dazu ist die damalige sowjetische Vision: „Der erste Mensch auf dem Mond….“
Spüren Sie den Unterschied?

Meine persönliche Vision: „Viele Menschen mit guten Botschaften erreicht haben, die ihr Leben glücklicher machen.“
Durch einen liebevollen Umgang mit den Menschen, die mir begegnen. Und durch Vorträge, in denen ich die Herzen der Menschen berühre und ganz einfache Impulse sende, die das Leben verändern.