Zusammenfassung des TED Talks: „Glücklich werden durch Dankbarkeit“ von David Steindl-Rast
Alle Menschen – egal woher sie kommen – haben eines gemeinsam: den Wunsch, glücklich zu sein. Doch was ist der Weg dorthin? Bruder David Steindl-Rast, Benediktinermönch und spiritueller Lehrer, widerspricht einer weit verbreiteten Annahme: Nicht Glück führt zur Dankbarkeit – sondern Dankbarkeit führt zum Glück.
Er beobachtet, dass viele Menschen trotz Wohlstand unglücklich sind, während andere unter schwierigsten Umständen tiefe Freude ausstrahlen. Der Schlüssel dazu ist die Fähigkeit, das Leben als Geschenk zu sehen. Dankbarkeit entsteht, wenn zwei Dinge zusammentreffen: Wir erhalten etwas Wertvolles – und zwar unverdient. Es wird uns geschenkt. In solchen Momenten empfinden wir echte Dankbarkeit – und spüren inneres Glück.
Bruder David lädt uns ein, nicht nur gelegentlich dankbar zu sein, sondern ein dankbares Leben zu führen. Das bedeutet, jeden Moment als Geschenk zu erkennen – auch die schwierigen. Nicht alles ist dankenswert (z. B. Krieg, Verlust), doch in jedem Moment liegt eine neue Chance, sinnvoll zu reagieren. Auch Schmerz kann Gelegenheit sein: zu wachsen, sich zu engagieren, Geduld zu üben, das Gute zu suchen.
Sein einfacher, praktischer Ratschlag lautet: „Stop – Look – Go“ (Stehen – Sehen – Gehen) Wir sollen innehalten, bewusst wahrnehmen und dann handeln – aus Dankbarkeit heraus. Selbst kleine Rituale (z. B. Aufkleber auf dem Lichtschalter) können uns erinnern, wie viel wir geschenkt bekommen.
Bruder David sieht in dieser Haltung eine friedliche Revolution: Dankbare Menschen haben keine Angst, sie handeln aus Fülle statt aus Mangel, begegnen anderen respektvoll und offen. Eine dankbare Welt ist eine glückliche, friedvolle Welt – und sie beginnt bei jedem Einzelnen von uns.
„Stehen – Sehen – Gehen. So können wir die Welt verändern – durch Dankbarkeit.“
— Br. David Steindl-Rast TEDGlobal 2013, Edinburgh
Seit 1988 führe ich Dankbarkeitstagebücher. Das meiste von dem was ich dort in den letzten 37 Jahren eingetragen habe, stimmt heute noch. Deshalb lade ich meine Kunden auch so gerne ein, mehrmals im Tag einfach kurz innezuhalten und sich bewusst zu fragen: „Warum freue ich mich (gerade jetzt)?“
Wann immer ich daran denke, stelle ich mir die Frage „Warum freue ich mich?“ Das gibt mir sehr viel Kraft und mobilisiert meine Vertrauensenergie. Was passiert dabei psychologisch und theologisch? Warum tut mir das so gut?
Warum Freude und Dankbarkeit die besten Coaches sind
Jeder kennt diese Tage, an denen alles zu viel wird. Stress, Erwartungen, Herausforderungen – und plötzlich fühlt sich das Leben wie eine To-Do-Liste an, die nie endet. Doch was wäre, wenn es eine einfache, wissenschaftlich belegte Möglichkeit gäbe, sich aus diesem Kreislauf zu befreien und neue Energie zu gewinnen? Zwei Fragen reichen aus:
Warum freue ich mich?
Wofür bin ich dankbar?
Diese beiden Fragen sind weit mehr als positive Gedanken. Sie sind ein kraftvolles Tool, das nachweislich die mentale Stärke, die emotionale Resilienz und die allgemeine Lebenszufriedenheit erhöht. Studien zeigen, dass sowohl Freude als auch Dankbarkeit neurologische und psychologische Prozesse aktivieren, die langfristig unser Wohlbefinden steigern. Doch wie genau funktioniert das?
Die Wissenschaft hinter Freude und Dankbarkeit
Freude: Die sofortige Energiequelle Freude ist einer der stärksten Motivatoren im menschlichen Gehirn. Eine Studie der University of California (Fredrickson & Joiner, 2018) zeigt, dass positive Emotionen wie Freude nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch kreatives Denken und Problemlösungsfähigkeiten verbessern. Freude aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn, setzt Dopamin frei und erhöht die Motivation. Wer sich regelmäßig fragt: Warum freue ich mich?, trainiert das Gehirn darauf, Positives bewusster wahrzunehmen.
Dankbarkeit: Der nachhaltige Stabilitätsanker Während Freude oft ein spontanes Gefühl ist, wirkt Dankbarkeit langfristig. Die Harvard Medical School (2019) verweist auf Studien, die belegen, dass Menschen, die sich regelmäßig mit Dankbarkeit beschäftigen, weniger Stress und Depressionen erleben und sogar ein stärkeres Immunsystem entwickeln. Dankbarkeit aktiviert den präfrontalen Kortex, der für reflektiertes Denken zuständig ist, und schafft eine mentale Stabilität, die unabhängig von äußeren Umständen wirkt.
Freude und Dankbarkeit gegen Suizid-Ängste und für mehr Selbstwertgefühl
Schutzmechanismus gegen negative Gedankenspiralen Dankbarkeit reduziert nachweislich Symptome von Depressionen und Ängsten. Eine Studie von Wood et al. (2010) zeigt, dass dankbare Menschen seltener unter negativen Gedankenspiralen leiden, die zu Hoffnungslosigkeit und suizidalen Gedanken führen können. Durch den bewussten Fokus auf positive Erlebnisse und Ressourcen wird das Gehirn darauf trainiert, nicht in destruktive Muster abzurutschen.
Steigerung des Selbstwertgefühls Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl profitieren besonders von Dankbarkeitspraktiken. Emmons & McCullough (2003) fanden heraus, dass regelmäßige Dankbarkeitseinträge in Tagebüchern nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch das Selbstbild nachhaltig verbessern. Wer sich bewusst macht, wofür er dankbar sein kann, entwickelt eine positivere Sicht auf sich selbst und das eigene Leben.
Reduktion von Aggression und Impulsivität Studien belegen, dass Dankbarkeit nicht nur den inneren Frieden stärkt, sondern auch aggressives Verhalten reduziert. Bartlett et al. (2006) zeigen, dass Menschen, die regelmäßig Dankbarkeit praktizieren, weniger zu impulsiven Wutausbrüchen neigen. Dankbarkeit fördert Empathie und Mitgefühl, was wiederum hilft, aggressive Impulse zu kontrollieren und zwischenmenschliche Konflikte zu entschärfen.
Die perfekte Kombination: Freude und Dankbarkeit
Warum also nicht beide Fragen verbinden? Freude gibt uns Energie für den Moment, Dankbarkeit gibt uns Beständigkeit für das Leben. Wenn wir lernen, beides in unseren Alltag zu integrieren, entsteht eine kraftvolle innere Haltung:
Morgens: „Wofür bin ich heute dankbar?“ – als bewusste Ausrichtung
Tagsüber: „Warum freue ich mich gerade?“ – als spontane Erinnerung an das Gute
Abends: „Wofür war ich heute dankbar?“ – als Reflexion für mehr Erfüllung
Praktische Umsetzung im Coaching-Alltag
In meinen Coachings nutze ich diese Methode als bewusste Praxis. Kunden berichten, dass sie durch diese einfachen Fragen Stress reduzieren, Entscheidungsprozesse klarer werden und sie sich emotional ausgeglichener fühlen. Sie lernen, Freude nicht dem Zufall zu überlassen, sondern bewusst zu aktivieren – und Dankbarkeit als mentale Ressource zu nutzen.
Einfachheit ist oft der Schlüssel zur Veränderung. Wenn du das nächste Mal in einem hektischen Moment feststeckst oder tiefe Traurigkeit spürst, probiere es aus: Warum freue ich mich (trotzdem)? Wofür bin ich (gerade jetzt) dankbar? Die Antworten könnten dein Leben verändern.
Quellen
Fredrickson, B. L., & Joiner, T. (2018). Positive emotions trigger upward spirals toward emotional well-being.Psychological Science, 13(2), 172-175.
Harvard Medical School (2019). Giving thanks can make you happier. https://www.health.harvard.edu/healthbeat/giving-thanks-can-make-you-happier
Wood, A. M., Froh, J. J., & Geraghty, A. W. (2010). Gratitude and well-being: A review and theoretical integration.Clinical Psychology Review, 30(7), 890-905.
Emmons, R. A., & McCullough, M. E. (2003). Counting blessings versus burdens: An experimental investigation of gratitude and subjective well-being in daily life. Journal of Personality and Social Psychology, 84(2), 377-389.
Bartlett, M. Y., & DeSteno, D. (2006). Gratitude and prosocial behavior: Helping when it costs you. Psychological Science, 17(4), 319-325.
Ein Artikel in der ZEIT vom 1. Februar 2025 hat mich dazu inspiriert, Erfahrungen aus Gesprächen mit Kunden über Antriebslosigkeit, Traurigkeit bis hin zu Depressionen zu reflektieren. Ob dabei die Hilfe eines Facharztes notwendig ist oder einfühlsames Zuhören genügt, ist bereits nach wenigen Minuten erkennbar.
Sternennacht, Vincent van Gogh, 1889, MoMA, New York City Öl auf Leinwand, 73,7 × 92,1 cm
Depressionen verlaufen individuell, aber es gibt bewährte Wege, um sie zu überwinden. Der Artikel zeigt anhand von neun persönlichen Berichten zentrale Strategien auf, die den Betroffenen geholfen haben.
1. Hoffnung wiederfinden
Viele Betroffene berichten, dass ein Schlüsselmoment die Wiederkehr der Hoffnung war – oft durch eine professionelle Diagnose, den Beginn einer Therapie oder einen ermutigenden Satz von Ärzten. Hoffnung gibt die Kraft, weiterzumachen.
2. Antidepressiva und Therapie
Medikamente wirken nicht bei jedem, aber wenn sie helfen, können sie die Wahrnehmung positiv verändern und den Heilungsprozess unterstützen. Ebenso helfen Psychotherapien dabei, Gedankenmuster zu durchbrechen und emotionale Belastungen zu verarbeiten.
3. Sich öffnen und Scham überwinden
Viele Depressive ziehen sich zurück, aus Angst, eine Last zu sein. Doch der Austausch mit Freunden oder das Gespräch mit Therapeuten kann entlasten. Zu erkennen, dass man nicht allein ist, lindert Scham und fördert den Heilungsprozess.
4. Aktiv werden
Selbst kleine Tätigkeiten wie Gartenarbeit oder Spazierengehen können helfen, die Lähmung der Depression zu durchbrechen. Bewegung steigert die neuronale Plastizität, macht empfänglicher für positive Reize und stärkt das Selbstwertgefühl.
5. Das Schöne bewusst wahrnehmen
Achtsamkeit und Dankbarkeit sind bewährte Methoden, um depressive Muster zu verändern. Wer sich auf kleine positive Momente konzentriert und sie bewusst festhält (z. B. durch ein Dankbarkeitstagebuch), trainiert sein Gehirn, das Leben positiver zu sehen.
6. Grübeln stoppen
Chronisches Grübeln verstärkt Depressionen. Methoden wie expressives Schreiben oder gezielte „Grübelzeiten“ helfen, Gedanken zu ordnen und sich nicht von ihnen kontrollieren zu lassen.
7. Gedanken hinterfragen
Kognitive Verhaltenstherapie hilft, negative Denkmuster („Ich bin wertlos“) durch realistischere, positivere Gedanken zu ersetzen. Dies stärkt das Selbstbild und verbessert langfristig die emotionale Stabilität.
8. Gefühle erkennen und akzeptieren
Viele Depressive haben den Zugang zu ihren Emotionen verloren. Durch therapeutische Übungen lernen sie, ihre Gefühle wieder wahrzunehmen, zu benennen und gesund mit ihnen umzugehen.
9. Die eigene Geschichte verstehen
Wer sich mit seinen Prägungen und biografischen Mustern auseinandersetzt, kann erkennen, wie sie die eigene psychische Gesundheit beeinflussen. Dies kann den Weg zu positiven Veränderungen im Leben ebnen.
Jeder Weg aus der Depression ist individuell. Doch die Kombination aus Hoffnung, therapeutischer Unterstützung, Aktivität, sozialen Kontakten, bewusster Wahrnehmung, Dankbarkeit und dem Hinterfragen eigener Gedanken kann eine nachhaltige Heilung ermöglichen.
In „Idiota de sapientia“ (Der Laie über die Weisheit, 1450) untersucht Nikolaus von Kues in dialogischer Form das Wesen der Weisheit und die menschliche Fähigkeit, sie zu erlangen. Der Text ist Teil einer Reihe von Dialogen, in denen ein einfacher, ungelehrter Mann (der „Idiota“) mit einem gebildeten Gesprächspartner (einem Gelehrten) diskutiert. Der Idiota verkörpert intuitive Einsicht und praktisches Denken, während der Gelehrte das formale Wissen und die scholastische Methode repräsentiert.
Hauptthemen und Inhalte:
1. Die Quelle der Weisheit
Nikolaus stellt die Frage, was wahre Weisheit ist und woher sie stammt. Der Idiota argumentiert, dass Weisheit nicht durch Bücher oder gelehrtes Wissen erlangt wird, sondern durch die natürliche Fähigkeit des menschlichen Geistes, die Wahrheit zu erkennen.
Weisheit ist eine Gabe Gottes, die in jedem Menschen angelegt ist. Sie zeigt sich durch Einsicht, praktische Klugheit und ein Leben in Harmonie mit der göttlichen Ordnung.
2. Der Unterschied zwischen Weisheit und Gelehrsamkeit
Der Idiota kritisiert die Gelehrten, die oft in abstrakten Konzepten und formalen Disputen verstrickt sind, ohne die essenzielle Wahrheit zu erreichen.
Weisheit ist keine Frage des umfangreichen Wissens, sondern des Verstehens der Dinge in ihrem wahren Wesen. Praktische Erfahrung und inneres Streben nach Wahrheit sind wichtiger als reine Theorie.
3. Die Rolle der Intuition
Nikolaus betont die Bedeutung der Intuition für das Verstehen. Der Idiota erklärt, dass die Erkenntnis der Wahrheit nicht allein durch logisches Denken erfolgt, sondern durch eine direkte, intuitive Einsicht.
Diese Einsicht ist ein Weg, Gott näherzukommen, da die höchste Weisheit in der Erkenntnis der göttlichen Wahrheit liegt.
4. Das Gleichnis von der Münze
Der Idiota verwendet das Bild einer Münze, um Weisheit zu erklären. Die Münze hat einen inneren Wert, der durch äußere Prägungen nicht verändert wird. Ebenso besitzt der Mensch eine innere, von Gott gegebene Weisheit, die unabhängig von äußeren Einflüssen ist.
5. Das Ziel der Weisheit
Die höchste Form der Weisheit ist, das eigene Leben im Einklang mit der göttlichen Ordnung zu gestalten.
Ein weiser Mensch erkennt, dass wahres Glück in der Gemeinschaft mit Gott und der Harmonie mit der Welt liegt.
„Idiota de sapientia“ ist ein Appell an die Einfachheit des Denkens und das Vertrauen in die innere Einsicht. Es zeigt die Überzeugung des Cusanus, dass wahre Weisheit eine Brücke zwischen Mensch und Gott schlägt und über die Grenzen des reinen Verstandes hinausgeht.
Auch passend zum Thema:
Der Geist der Weisheit
Predigt von Bischof Dr. Manfred Scheuer bei der Zeugnisfeier für die Absolvent:innen des Theologischen Fernkurses in Puchberg am 13.09.2024
Nikolaus von Kues (1401–1464) war ein Universalgelehrter, der als Philosoph, Theologe und Kardinal die Brücke zwischen Mittelalter und Neuzeit schlug. Mit seiner Lehre von der „gelehrten Unwissenheit“ und dem „Zusammenfall der Gegensätze“ inspirierte er Generationen. Er suchte nach Einheit in Vielfalt und setzte sich für Toleranz zwischen Religionen ein. Seine Vision von Gott als unendlicher Einheit prägt sein Denken. Nikolaus bleibt ein Wegweiser für die, die sich den großen Fragen des Lebens stellen.
Harald Preyer ist systemischer Coach und geistlicher Begleiter in Wien, der Menschen in herausfordernden Lebensabschnitten begleitet. Sein Anliegen ist es, Brücken zwischen Denken, Glauben und Menschlichkeit zu bauen. Dankbarkeit ist für ihn dazu ein wertvoller Schlüssel.
Die dynamische Welt von heute erfordert eine neue Art des Führens, die nicht auf starren Hierarchien, sondern auf Anpassungsfähigkeit, Sinnstiftung und kollektiver Intelligenz basiert.
Dieser Ansatz, den ich als Evolutionäre Führung bezeichne, ermöglicht es Organisationen, nicht nur auf Veränderungen zu reagieren, sondern aktiv in einer komplexen Welt zu gedeihen. Dabei greift er auf Erkenntnisse aus der Evolutionstheorie, Systemtheorie und Logotherapie zurück.
Es ist bemerkenswert, dass Benedikt von Nursia, der Begründer des europäischen Mönchtums, bereits im 6. Jahrhundert viele dieser Prinzipien formulierte und in seiner Regula Benedicti niederschrieb.
Die Essenz der Evolutionären Führung
Evolutionäre Führung versteht sich als lebendiges Modell, das die Prinzipien natürlicher Systeme auf Organisationen überträgt. Es beruht auf drei wesentlichen Grundpfeilern:
Anpassung statt Starrheit Wie in der Natur ist kontinuierliche Anpassung entscheidend für das Überleben. Führungskräfte schaffen eine Kultur, in der Experimente, Lernen und Innovation gefördert werden.
Kollektive Intelligenz Entscheidungen werden durch die Vielfalt und das Wissen der gesamten Organisation getragen. Teams sind stärker, wenn ihre Perspektiven und Kompetenzen genutzt werden.
Sinnorientierung Menschen und Organisationen blühen auf, wenn sie einem übergeordneten Zweck folgen. Evolutionäre Führungskräfte inspirieren durch eine klare Vision, die Mitarbeitende miteinander verbindet.
Merkmale Evolutionärer Führungskräfte
Führung in diesem Stil erfordert eine Neuausrichtung auf folgende Kompetenzen:
Visionäre Flexibilität
Natürliche Empathie
Starkes Empowerment
Bewährte Resilienz
Evolutionäre Führungsmenschen haben die Fähigkeit, Strategien in Echtzeit anzupassen und dabei das große Ziel konsequent weiter zu verfolgen. Sie schaffen starke Verbindungen und setzen ihre emotionale Intelligenz ganz natürlich ein.
Das befähigt Mitarbeitende, autonom und verantwortungsvoll zu handeln. So lernt die gesamte Organisation schnell, Herausforderungen mit Zuversicht zu begegnen und aus ihnen zu lernen.
Die Bedeutung von Feedback-Schleifen
In evolutionären Systemen sichern Feedback-Schleifen Stabilität und Wachstum. Unternehmen können dies umsetzen durch:
Regelmäßige Reflexion und Dialog.
Iterative Prozesse, die Innovation fördern.
Offene Kommunikation, die Vertrauen schafft.
Herausforderungen und Lösungen
Die Umsetzung Evolutionärer Führung ist nicht ohne Hindernisse:
Widerstand gegen Veränderung Traditionelle Denkmuster und Strukturen können den Übergang erschweren. Lösung: Kontinuierliche Kommunikation und Einbindung aller Stakeholder.
Gleichgewicht zwischen Freiheit und Struktur Zu viel Autonomie kann Chaos schaffen; zu viel Kontrolle erstickt Kreativität. Lösung: Klar definierte Rahmenbedingungen mit Spielraum für Eigeninitiative.
Aufrechterhaltung des Engagements Teams langfristig motiviert und ausgerichtet zu halten, ist eine zentrale Herausforderung. Lösung: Regelmäßige Reflexion und Neuausrichtung an der gemeinsamen Vision.
Fallstudien: Evolutionäre Führung in der Praxis
Netflix: Vom DVD-Verleih zum Streaming-Giganten Netflix revolutionierte die Unterhaltungsindustrie durch kontinuierliche Transformation. Unter der Leitung von Reed Hastings entwickelte sich das Unternehmen zu einem globalen Marktführer mit über 231 Millionen Abonnenten (Stand 2023). Evolutionäre Führung ermöglichte mutige Entscheidungen, wie den Wechsel vom DVD-Geschäft zum Streaming.
Robert Bosch GmbH: Nachhaltige Innovation Die Robert Bosch GmbH, mit 429.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 91,6 Milliarden Euro (2023), setzt auf CO₂-Neutralität und zukunftsweisende Technologien. Durch evolutionäre Führung fördert Bosch eine Innovationskultur, die weltweit Maßstäbe setzt.
Frankfurter Volksbank: Anpassung im Finanzsektor Die größte genossenschaftliche Regionalbank Deutschlands, die Frankfurter Volksbank, betreut 800.000 Kunden und beschäftigt 2.000 Mitarbeitende. Durch evolutionäre Führungsansätze bleibt sie trotz wachsender digitaler Konkurrenz ein verlässlicher Partner in der Region.
Patagonia: Sinnorientiertes Unternehmertum Patagonia, ein Pionier im Bereich nachhaltiger Bekleidung, kombiniert Umweltschutz und Geschäftserfolg. Unter der Leitung von Yvon Chouinard hat sich das Unternehmen als Vorbild für sinnorientierte Führung etabliert.
Moderna: Agilität in der Pandemie Während der COVID-19-Pandemie zeigte Moderna, wie kollektive Intelligenz und agile Führung innerhalb von Monaten zur Entwicklung eines lebensrettenden Impfstoffs führen können.
Wissenschaftlicher Kontext
Die Prinzipien Evolutionärer Führung lassen sich mit Arbeiten führender Wissenschaftler und Philosophen verbinden:
Mark van Vugt & Anjana Ahuja Selected: Why Some People Lead, Why Others Follow, and Why It Matters (2010) zeigt, dass Führungsqualitäten evolutionär geprägt sind.
Michael Alznauer Evolutionäre Führung: Der Kern erfolgreicher Führungspraxis (2006) analysiert praktische Anwendungen dieser Prinzipien
Humberto Maturana & Francisco Varela Der Baum der Erkenntnis (1987) beleuchtet, wie Systeme Wissen generieren und sich anpassen.
Viktor Frankl In …trotzdem Ja zum Leben sagen (1946) und Der Wille zum Sinn (1982) zeigt Frankl, wie Sinnorientierung die menschliche Resilienz stärkt.
Hofinger, Hans Regula Benedicti – Eine Botschaft für Führungskräfte (2003). Dieses Buch analysiert die benediktinische Regel und überträgt deren Prinzipien auf moderne Führungspraktiken, wodurch es wertvolle Einsichten für Führungskräfte bietet.
Fazit: Die Zukunft gehört Evolutionären Führungskräften
Evolutionäre Führung ist mehr als ein Trend; sie ist eine Notwendigkeit für Organisationen, die in einer Welt voller Komplexität und Unsicherheit bestehen wollen. Indem sie Anpassungsfähigkeit, kollektive Intelligenz und Sinnorientierung fördern, schaffen Führungskräfte nicht nur nachhaltigen Erfolg, sondern auch eine bessere Welt.
Dieser Artikel zeigt, wie sich die Prinzipien Evolutionärer Führung auf unterschiedlichste Branchen anwenden lassen – vom Technologieunternehmen bis zur Bank – und wie sie dazu beitragen, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern. Harald R. Preyer ist systemischer Coach, geistlicher Begleiter und Autor aus Wien. Seine Arbeit konzentriert sich auf Führung, Transformation und sinnorientiertes Leben.
Ein Beitrag zu Viktor E. Frankl’s Menschenbild von Harald R. Preyer
Seit Jahrtausenden fragen Philosophen: „Was ist der Mensch?“ Viktor E. Frankl, Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, hat darauf eine Antwort gegeben, die aus der Masse heraussticht. Er sieht den Menschen als ein Wesen, das nicht nur denkt und fühlt, sondern vor allem Sinn sucht – selbst unter den widrigsten Bedingungen. Mit seinem dreidimensionalen Menschenbild und zehn bahnbrechenden Thesen hat Frankl eine Philosophie entwickelt, die uns heute eine radikale Neuinterpretation des Menschseins bietet.
Ein Klassiker neu gedacht: Körper, Seele, Geist
Bereits die antiken Philosophen wie Platon und Aristoteles beschrieben den Menschen als Wesen mit drei Dimensionen: Körper, Seele und Geist. Doch Frankl brachte dieses klassische Modell auf eine neue Ebene. Während frühere Denker den Geist oft auf theoretisches Wissen oder göttliche Erkenntnis reduzierten, sah Frankl ihn als aktive, sinnstiftende Kraft. Der Geist ist für ihn nicht nur ein abstrakter Gedanke, sondern die Instanz, die Freiheit und Verantwortung möglich macht.
Diese geistige Dimension ermöglicht dem Menschen, selbst unter extremen Bedingungen Haltung zu bewahren. In Frankls Worten: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Antwort.“ Diese Freiheit, sich zu den eigenen Umständen zu verhalten, ist es, die den Menschen nach Frankl wirklich menschlich macht.
Frankls dreidimensionales Menschenbild
Frankls Modell gliedert den Menschen in drei Dimensionen, die untrennbar miteinander verbunden sind, aber jeweils eine einzigartige Bedeutung haben:
Der Körper (somatische Dimension):
Die physische Existenz des Menschen, die Grundlage für Gesundheit, Bewegung und Überleben.
Die Seele (psychische Dimension):
Das emotionale und kognitive Erleben: Gefühle, Gedanken und Persönlichkeitsstrukturen.
Der Geist (noetische Dimension):
Das Zentrum von Sinn, Freiheit und Verantwortung. Der Geist ist es, der den Menschen über die Grenzen des Biologischen und Psychologischen hinausführt.
Frankl stellt klar: Während Körper und Seele von äußeren Umständen beeinflusst werden können, bleibt der Geist frei. Diese Freiheit ermöglicht es dem Menschen, in Krisen Sinn zu finden und über sich hinauszuwachsen.
Die zehn Thesen zur Person
Frankls zehn Thesen konkretisieren sein revolutionäres Menschenbild. Besonders betont er die Einzigartigkeit und Würde des Menschen sowie dessen Fähigkeit zur Selbsttranszendenz:
Die Person ist unteilbar: Auch in Extremsituationen bleibt der Mensch eine Einheit.
Nicht verschmelzbar: Der Mensch verliert seine Individualität nicht in einer Gruppe.
Ein absolutes Novum: Jeder Mensch ist einzigartig und unverwechselbar.
Geistig: Der Mensch übersteigt das Körperliche und Psychische.
Besitzt Würde: Diese Würde bleibt unabhängig von Leistung und Nutzen bestehen.
Freiheit: Der Mensch kann sich zu den Umständen seines Lebens verhalten.
Verantwortung: Freiheit und Verantwortung sind untrennbar verbunden.
Intentionalität: Der Mensch ist immer auf etwas ausgerichtet – einen Sinn, ein Ziel.
Dialogisch: In der Beziehung zu anderen entfaltet sich das Menschsein.
Transzendenz: Der Mensch versteht sich nur in Bezug auf etwas, das über ihn hinausgeht.
Die Neuheit: Selbsttranszendenz und Sinn im Leiden
Was Frankls Ansatz so bahnbrechend macht, ist die Einführung der Selbsttranszendenz. Der Mensch erfüllt sich nicht durch Selbstverwirklichung, sondern durch Hingabe an etwas oder jemanden, das bzw. der über ihn hinausgeht. Dies kann ein geliebter Mensch, ein bedeutungsvolles Projekt oder eine Haltung gegenüber dem eigenen Schicksal sein.
Besonders radikal ist Frankls Idee, dass sogar das Leiden Sinn haben kann. „Wenn wir ein Warum zu leben haben, ertragen wir fast jedes Wie“, schrieb er. Damit widerspricht er der klassischen Philosophie, die das Leid oft als bloße Bürde sah. Für Frankl ist es eine Chance, das Menschsein zu bewähren.
Frankl betont, dass der Mensch durch die geistige Dimension die Freiheit besitzt, sich zu seinen Lebensumständen zu verhalten und Verantwortung zu übernehmen. Dies unterscheidet ihn von Tieren, die primär durch Instinkte geleitet werden.
Integration in die therapeutische Praxis:
Elisabeth Lukas, eine Schülerin Frankls, erweitert dieses Konzept in ihrem Buch „Freiheit und Geborgenheit: Süchten entrinnen – Urvertrauen gewinnen“. Sie betont, dass Liebe und Humor den Menschen zu ungebremster Vitalität befreien und Kooperation sowie Entschlusskraft ihn an seinen Grenzen stärken. Lukas argumentiert, dass das Gegenteil von Abhängigkeit nicht Unabhängigkeit, sondern Identität ist – die Treue zum Besten in uns selbst. Dies reflektiert Frankls These der Einzigartigkeit und Würde des Menschen, da die Bewahrung der eigenen Identität ein Ausdruck dieser Würde ist.
Krise mit Würde
In einer Welt voller Unsicherheiten bleibt Frankls Botschaft zeitlos: Der Mensch ist nicht Opfer seiner Umstände. Er ist frei, Verantwortung zu übernehmen, und kann selbst im Dunkelsten einen Sinn finden. Frankls dreidimensionales Menschenbild zeigt, dass der Mensch mehr ist als ein biologisches oder psychologisches Wesen – er ist eine geistige Person, die über sich selbst hinauswächst. Diese Fähigkeit macht uns nicht nur menschlich, sondern auch würdig.
Frankl selbst ist der beste Beweis für die Kraft seines Denkens. Als Überlebender des Holocaust hat er gezeigt, dass Würde und Sinn selbst in den extremsten Situationen nicht verloren gehen müssen. Sein Werk bleibt eine Einladung, das Leben nicht nur zu ertragen, sondern es aktiv zu gestalten. Denn letztlich, so Frankl, unterscheidet uns nicht nur unsere Fähigkeit zu denken oder zu fühlen vom Tier – es ist die Fähigkeit, im Leiden Sinn zu finden und daran zu wachsen.
Quellen
… trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, Viktor E. Frankl, 1946, Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN: 978-3423343985
Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn: Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk, Viktor E. Frankl, 2005, Piper Verlag, ISBN: 978-3492048187
Das Leiden am sinnlosen Leben: Psychotherapie für heute, Viktor E. Frankl, 2009, Herder Verlag, ISBN: 978-3451613371
Der unbewusste Gott: Psychotherapie und Religion, Viktor E. Frankl, 2007, Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN: 978-3423350587
Freiheit und Geborgenheit: Süchten entrinnen – Urvertrauen gewinnen, Elisabeth Lukas, 2011, Profil Verlag, ISBN: 978-3890196695
„Schaut ja schon wieder besser aus“ – könnten wir jetzt knapp fünf Jahre nach Covid denken. Und das stimmt auch. Die Depressionen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland sind signifikant unter das Niveau von damals gesunken. Was allerdings auch stimmt: Die Angstsymptome sind in den letzten Jahren um fünf Prozent gestiegen. Ich kenne keine Vergleichsdaten aus Österreich, vermute aber dass sie tendenziell ähnlich sind – mit einem leichten West-Ost-Anstieg.
Ich mag den simplen Hinweis am Ende des Artikels! Fast schon zu einfach, um wahr zu sein und vor allem hochwirksam:
„Die neuen Copsy-Zahlen deuten aber auch auf ein paar Dinge hin, die Eltern und Kinder selbst tun können: zusammen essen, spielen, diskutieren, gemeinsam etwas unternehmen, Freundinnen und Mitschüler treffen. Klingt einfach, wirkt aber wahrscheinlich: Kinder und Jugendliche, die viel Zeit mit der Familie verbringen und sich von ihrem sozialen Umfeld gut unterstützt fühlen, haben ein fünf- bis zehnmal geringeres Risiko für psychische Probleme.“
Den ganzen Artikel teile ich hier gerne mit einem Geschenk-Link.
Und noch eine gute Nachricht: Die aktuelle Playlist der meist gehörten Spotify-Songs zu Weihnachten 2024 kommt mir sehr vertraut vor. Psychische Auffälligkeiten: keine.
Kritische Besprechung des Buches „Drauf geschissen!“ von Michael Leister
Harald Preyer, 20.11.2024
Michael Leisters Buch „Drauf geschissen!“ greift die Thematik auf, wie man sich von den Erwartungen und Meinungen anderer befreien kann, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass das Werk in großen Teilen an das Erfolgsbuch „The Life-Changing Magic of Not Giving a Fck“* von Sarah Knight erinnert – bis hin zu inhaltlichen Parallelen und strukturellen Übereinstimmungen.
Inhaltliche Parallelen zu Sarah Knight
Leister führt in seinem Buch das Konzept ein, auf unwichtige Dinge „zu scheißen“, um sich auf die wirklich wichtigen Aspekte des Lebens zu konzentrieren. Dieses Grundprinzip ist nahezu identisch mit Knights Ansatz, nur ihre Version betont stärker die bewusste Prioritätensetzung und Entscheidungsfreiheit.
Einige Beispiele aus beiden Büchern:
Statussymbole als Fesseln: Leister erwähnt, wie ein Mercedes Cabrio oder andere Statussymbole die Freiheit einschränken können. Sarah Knight behandelt das gleiche Thema in ihrem Buch und hebt hervor, dass solche Entscheidungen oft aus einem Gefühl der Verpflichtung anderen gegenüber getroffen werden.
Selbstbewusstsein und eigene Prioritäten: Beide Autoren betonen, wie wichtig es ist, sich von äußeren Erwartungen zu lösen. Knight formuliert dies als „Zero F*cks Given“-Strategie, während Leister ähnliche Formulierungen nutzt, um den gleichen Punkt zu machen.
Stilistische Ähnlichkeiten
Leister verwendet einen provokanten und humorvollen Ton, der stark an Sarah Knights Schreibstil erinnert. Auch die Kapitelstruktur und die Verwendung von konkreten Fallbeispielen zeigen eine deutliche Inspiration durch Knight. So wirken Leisters Ausführungen nicht nur wie eine Übersetzung, sondern auch wie eine weniger tiefgründige Kopie des Originals.
Fehlende Originalität
Während Sarah Knights Buch durch seine klare Struktur und tiefgründige Analysen hervorsticht, bleibt Leisters Werk eher an der Oberfläche. Oft fehlen innovative Ansätze oder neue Perspektiven, die über das hinausgehen, was Knight bereits auf den Punkt gebracht hat. Wer Knights Buch kennt, wird in Leisters Werk wenig Neues finden.
Kritikpunkte
Mangelnde Eigenständigkeit: Der größte Kritikpunkt bleibt die frappierende Ähnlichkeit zu Sarah Knights Buch. Es stellt sich die Frage, ob Leisters Buch mehr als eine Wiederholung für ein deutschsprachiges Publikum ist.
Wiederholungen: Viele Abschnitte wiederholen ähnliche Argumente, ohne zusätzliche Tiefe oder neue Einsichten zu bieten.
Fehlender Tiefgang: Im Vergleich zu Knight bleibt Leisters Werk an vielen Stellen oberflächlich und bietet weniger fundierte Methoden, wie Leser*innen tatsächlich ihre Einstellung ändern können.
Fazit
Drauf geschissen! von Michael Leister liefert einige brauchbare Anregungen, um ein selbstbestimmteres Leben zu führen, leidet jedoch an der mangelnden Eigenständigkeit. Für Leser*innen, die Sarah Knights Buch bereits kennen, bietet Leister kaum Neues – außer einer etwas anderen Verpackung. Wer das Original noch nicht gelesen hat, könnte von Leisters Werk profitieren, sollte jedoch wissen, dass es ein eher schwächeres Derivat eines erfolgreichen Konzeptes ist.
Meine persönliche Empfehlung: Machen Sie eine Inventur über all das, wofür Sie dankbar sein können. Das macht wirklich frei von all dem, was wir vermuten, „haben“ zu müssen, um glücklich zu „sein“. Achtung: Vieles davon könnte bereits selbstverständlich geworden sein.
„Drauf geschissen!: Wie dir endlich egal wird, was die anderen denken“ von Michael Leister: ISBN 978-3-948187-00-2.
„The Life-Changing Magic of Not Giving a F*ck: How to Stop Spending Time You Don’t Have with People You Don’t Like Doing Things You Don’t Want to Do“ von Sarah Knight: ISBN 978-0-316-27072-4.
Hans Thoma (1839 – 1924), Auf einer Waldwiese, 1876, Hamburger Kunsthalle. Thomas Braut Cella war das Modell der weiblichen Figur im Bild.
Dieses Bild habe ich vor Jahren im Coaching mit einer jungen Frau benützt, die tief traurig zu mir kam und meinte: „Jetzt ist meine Mutter gestorben und ich konnte gar nicht mehr mit ihr klären, was mich an ihren Aussagen so traurig gemacht hat.“
Ich fragte Sie: „Was denn?“ Und sie erzählte mir, dass ihre Mutter ihr manchmal ein Bild von einem Mädchen in einer blühenden Sommerwiese beim Blumenpflücken gezeigt habe und sich dann gewünscht habe, dass sie so wäre, wie dieses Mädchen auf dem Bild. Sie sei aber rothaarig, klein und etwas rundlicher…
Ich überlegte kurz, suchte dieses Bild und meinte dann: „Vielleicht hat Ihre Mutter gemeint, sie wünscht ihnen, dass ihre Heuschnupfen-Allergie, von der sie mir erzählt haben, möglichst bald vorbei sei, damit Sie wie das Mädchen im Bild auf der blühenden Wiese auch einen schönen Blumenstrauß pflücken können…“
Die junge Frau richtete sich auf, strahlte mich an und meinte unsicher mit einem Hauch von Hoffnung in den fröhlicher werdenden Augen: „Meinen Sie wirklich? So habe ich das noch gar nie betrachtet…?“ Ich sagte nur: „Ich weiß es nicht, aber vermutlich war es so. Wir können ihre Mutter beide nicht mehr fragen aber wir können daran glauben, dass sie es so gemeint hat.“
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Die vereinzelten Antisemitismus – Vorwürfe gegen Hans Thoma sind mir bekannt. Ich schließe mich allerdings der Meinung an, dass sein Oeuvre für die NS Propaganda missbräuchlich verwendet wurde.
Nina Martin schildert eine persönliche Wendepunkt-Erfahrung: Nach einer lebensgefährlichen Diagnose beschließt sie, ihr Leben neu zu gestalten und entwickelt die „Mosaikmethode“. Anstatt das Leben durch starre Pläne zu kontrollieren, ermutigt sie, flexibel zu bleiben und jede Erfahrung als wertvollen „Stein“ in einem größeren Mosaik zu betrachten.
Kapitel 1: Wir leben in einer VUKA-Welt
Martin erklärt das Konzept der VUKA-Welt (volatil, ungewiss, komplex, ambivalent) und die Notwendigkeit, flexibel zu bleiben. Die traditionelle Drei-Phasen-Struktur des Lebens (Ausbildung, Arbeit, Rente) reicht in dieser komplexen Welt nicht mehr aus.
Kapitel 2: Das eigene Leben als Kunstwerk betrachten
Das Leben wird als Mosaik verstanden, das durch verschiedene Erfahrungen geformt wird. Wichtige Prinzipien:
Sammeln von Mikroerfahrungen: Neue Tätigkeiten ausprobieren, bevor große Entscheidungen getroffen werden.
Reflexion und Anpassung: Das Mosaik flexibel gestalten und regelmäßig reflektieren, ob es den eigenen Werten entspricht.
Kapitel 3: Status quo und Wunsch-Mosaik
Das eigene Lebensmosaik in zwei Teile aufteilen: aktuelles Mosaik und Wunschmosaik. Diese Methode hilft, wichtige Lebensbereiche (z. B. Gesundheit, Gemeinschaft) zu visualisieren und Schritt für Schritt zu verändern.
Kapitel 4: Arbeits-Mosaik gestalten
Das Arbeitsleben kann ebenfalls in Mosaiksteine wie E-Mails, Meetings und Pausen aufgeteilt werden. Martin empfiehlt Mikroerfahrungen und kleine Veränderungen für eine bessere Work-Life-Balance.
Kapitel 5: Gemeinsame Beziehungsvision entwickeln
In Beziehungen kann die Mosaikmethode genutzt werden, um eine gemeinsame Vision zu entwickeln. Unterschiedliche Mosaike der Partner können gemeinsam betrachtet und abgestimmt werden.
Fazit
Die Mosaikmethode bietet eine flexible Alternative zu starren Lebensplänen. Jeder „Stein“ repräsentiert eine Erfahrung, die jederzeit neu angeordnet werden kann. Der Ansatz fördert eine anpassungsfähige Lebensgestaltung, die auf persönlichen Werten basiert und Raum für Entwicklung lässt.
Zusammengefasst aus Blinkist und ChatGPT, HRP, 30.10.24