Die Beziehung zwischen Russland und der Ukraine in den letzten 2000 Jahren

Der Versuch einer historischen Zusammenfassung und acht Fragen an politische Führungen.

Ergebnis eines Dialogs mit ChatGPT – das bekanntlich auch Fehler machen kann – am 16.4.2025 mit Harald Preyer.

Eine differenzierte Darstellung der russisch-ukrainischen Beziehungen über zwei Jahrtausende sowie eine ethische Reflexion über die Gegenwart erfordert sowohl historische Tiefe als auch moralische Klarheit.


🕰️ Russland und Ukraine – 2000 Jahre Beziehungsgeschichte

(Mit Quellenangaben und differenzierter Bewertung des gegenwärtigen Krieges)


1. 🧭 Frühzeit bis zur Christianisierung (vor 988 n. Chr.)

Skythen, Sarmaten und Griechen (ca. 700 v. Chr. – 400 n. Chr.)

  • Die Südukraine war Teil der antiken Welt: Griechische Stadtstaaten wie OlbiaChersones und Tyras florierten entlang der Küste des Schwarzen Meeres.
  • Skythen und später Sarmaten – Reiternomaden iranischer Herkunft – prägten die Steppe.→ Herodot, Historien; Ukrainisches Archäologisches Institut

Völkerwanderung: Goten, Hunnen, Awaren (250–700 n. Chr.)

  • Die Goten besiedelten die Region um die Krim und das Donezbecken. Die Hunnen vertrieben sie ab ca. 375 n. Chr.
  • Jordanes (6. Jh.) berichtet in seiner Getica über die gotische Geschichte auf ukrainischem Boden.
  • Die Awaren und später die Chasaren dominierten zeitweise die südöstlichen Steppengebiete.

Slawische Stammesbildung (ab 400 n. Chr.)

  • Ostslawische Stämme wie die Polanen, Sewerjanen, Drevljanen und Tiverzen entwickelten eine bäuerlich geprägte, föderale Stammeskultur.
  • Die Region war Teil des Handelswegs „von den Warägern zu den Griechen“, mit Verbindung zu Skandinavien, Kiew und Byzanz.

Beginn der Kiewer Rus (862–988)

  • Laut Nestorchronik (1113): Waräger unter Rurik wurden nach Nowgorod gerufen (862), sein Verwandter Olegeroberte Kiew (882) und machte es zur Hauptstadt.
  • Die Kiewer Rus verband slawische Bevölkerung mit skandinavischer Herrenschicht – erstes Staatswesen im ostslawischen Raum.

„Die Waräger nannten sich Rus, und so wurde auch das Land genannt.“
— Nestorchronik, ca. 1113 (Übers. L. Müller)


2. 📜 Christianisierung, Teilung, Unterwerfung (988–1800)

988: Taufe der Kiewer Rus

  • Fürst Wladimir I. führte die Taufe von Kiew ein, das Christentum kam durch Byzanz – prägend für Ostslawentum und Orthodoxie.
  • Beginn einer gemeinsamen religiösen Identität – Basis für spätere russische Herrschaftsansprüche.→ Quelle: Primärchronik, byzantinische Annalen

1240: Mongolensturm

  • Kiew wird durch die Mongolen unter Batu Khan zerstört.
  • Die Rus-Fürstentümer zerfallen, Moskau erstarkt im Nordosten als neue Machtbasis.→ Siege of Kiev 1240 – Encyclopaedia Britannica

1654: Vertrag von Perejaslaw

  • Kosaken unter Bohdan Chmelnyzkyj schließen sich (formell freiwillig) dem Zarenreich an, um Schutz gegen Polen zu erhalten.
  • Dies markiert den Beginn der dauerhaften russischen Dominanz über die Ukraine.→ Perejaslav Agreement – Encyclopedia of Ukraine

1876: Ems-Ukaz – Sprachverbot

  • Die Nutzung der ukrainischen Sprache wird im Russischen Reich unterdrückt, u. a. durch das Verbot ukrainischer Publikationen.→ Ems-Ukaz, Russisches Historisches Archiv; Wikipedia

3. 🕯️ Sowjetzeit und Gewalt (1917–1991)

1917–1922: Bürgerkrieg & Gründung der UdSSR

  • Kurzfristige Unabhängigkeit, dann gewaltsame Sowjetisierung.

1932–1933: Holodomor

  • Von Stalin ausgelöste Hungersnot mit mehreren Millionen Toten in der Ukraine.
  • Wird heute von vielen Ländern (u. a. Deutschland, Kanada) als Völkermord anerkannt.→ Holodomor Research and Education Consortium (HREC), University of Alberta

Russifizierung & Repression

  • Die ukrainische Kultur wird über Jahrzehnte hinweg unterdrückt, besonders unter Stalin und Breschnew.

4. 🕊️ Moderne Konflikte (1991 bis heute)

1991: Unabhängigkeit

  • Am 1. Dezember 1991 stimmten über 90 % der Ukrainer, auch in der Krim und im Osten, für die Loslösung von der Sowjetunion.→ CSCE-Report zum Referendum 1991

2014: Annexion der Krim

  • Russland annektiert die Krim nach einem völkerrechtlich nicht anerkannten Referendum.→ Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), UN-Resolution 68/262

Seit 2022: Angriffskrieg

  • Russland greift die Ukraine am 24. Februar 2022 an.
  • Die Invasion wird weltweit als völkerrechtswidriger Angriffskrieg bewertet.→ UN-Charta Art. 2(4); EU-Ratserklärung; Amnesty International; IStGH-Ermittlungen

⚖️ Bewertung: Angriffskrieg ja oder nein?

Völkerrechtlich eindeutig: JA

  • Keine Selbstverteidigung durch Russland erkennbar
  • Keine Ermächtigung durch die Vereinten Nationen
  • Missachtung der territorialen Integrität eines souveränen Staates

„This is aggression. It must stop.“
– UN-Generalsekretär António Guterres, 24.02.2022


🧠 Weise Fragen an politische Führungen

🇷🇺 Russland:

  • Was befürchten Sie mehr – eine freie Ukraine oder ein ehrlicher Blick in die eigene Geschichte?
  • Wäre es nicht ehrenvoller, als geistige Kulturnation aufzutreten statt als Besatzer?

🇺🇦 Ukraine:

  • Wie kann ein Nationalbewusstsein entstehen, das auch Russischsprachige schützt und einschließt?
  • Wie kann Ihr Land ein Vorbild für Versöhnung statt Vergeltung werden?

🇪🇺 Europäische Union:

  • Wie kann Europa den Frieden gestalten, ohne durch Waffenlieferungen seine Prinzipien zu verraten?
  • Was sind unsere moralischen roten Linien?

🇺🇸 USA:

  • Was geschieht mit Amerikas Glaubwürdigkeit, wenn wirtschaftliche Interessen wichtiger sind als Prinzipien?
  • Wie sähe eine Friedensinitiative aus, die nicht nur auf Stärke, sondern auch auf Weisheit gründet?

Glücklich sein durch Dankbarkeit

Zusammenfassung des TED Talks: „Glücklich werden durch Dankbarkeit“ von David Steindl-Rast

Alle Menschen – egal woher sie kommen – haben eines gemeinsam: den Wunsch, glücklich zu sein. Doch was ist der Weg dorthin? Bruder David Steindl-Rast, Benediktinermönch und spiritueller Lehrer, widerspricht einer weit verbreiteten Annahme: Nicht Glück führt zur Dankbarkeit – sondern Dankbarkeit führt zum Glück.

Er beobachtet, dass viele Menschen trotz Wohlstand unglücklich sind, während andere unter schwierigsten Umständen tiefe Freude ausstrahlen. Der Schlüssel dazu ist die Fähigkeit, das Leben als Geschenk zu sehen. Dankbarkeit entsteht, wenn zwei Dinge zusammentreffen: Wir erhalten etwas Wertvolles – und zwar unverdient. Es wird uns geschenkt. In solchen Momenten empfinden wir echte Dankbarkeit – und spüren inneres Glück.

Bruder David lädt uns ein, nicht nur gelegentlich dankbar zu sein, sondern ein dankbares Leben zu führen. Das bedeutet, jeden Moment als Geschenk zu erkennen – auch die schwierigen. Nicht alles ist dankenswert (z. B. Krieg, Verlust), doch in jedem Moment liegt eine neue Chance, sinnvoll zu reagieren. Auch Schmerz kann Gelegenheit sein: zu wachsen, sich zu engagieren, Geduld zu üben, das Gute zu suchen.

Sein einfacher, praktischer Ratschlag lautet:
„Stop – Look – Go“ (Stehen – Sehen – Gehen)
Wir sollen innehalten, bewusst wahrnehmen und dann handeln – aus Dankbarkeit heraus. Selbst kleine Rituale (z. B. Aufkleber auf dem Lichtschalter) können uns erinnern, wie viel wir geschenkt bekommen.

Bruder David sieht in dieser Haltung eine friedliche Revolution: Dankbare Menschen haben keine Angst, sie handeln aus Fülle statt aus Mangel, begegnen anderen respektvoll und offen. Eine dankbare Welt ist eine glückliche, friedvolle Welt – und sie beginnt bei jedem Einzelnen von uns.

„Stehen – Sehen – Gehen. So können wir die Welt verändern – durch Dankbarkeit.“

— Br. David Steindl-Rast
TEDGlobal 2013, Edinburgh

Seit 1988 führe ich Dankbarkeitstagebücher. Das meiste von dem was ich dort in den letzten 37 Jahren eingetragen habe, stimmt heute noch. Deshalb lade ich meine Kunden auch so gerne ein, mehrmals im Tag einfach kurz innezuhalten und sich bewusst zu fragen: „Warum freue ich mich (gerade jetzt)?“

Wer von Euch ohne Sünde ist…

Homilie von P. Johannes Paul Abrahamowicz OSB am 5. Sonntag der Fastenzeit 2025 zu Joh 8, 1–11 – Jesus und die Ehebrecherin

Transkript gewissenhaft aber dich mit möglichen Hörfehlern HRP.

Jesus ist im Tempel, er lehrt – und dann wird er unterbrochen. Man bringt ihm eine Frau und sagt: „Man hat sie bei frischer Tat ertappt – beim Ehebruch.“

Und es gibt ein Gesetz des Mose. Nach diesem Gesetz soll sie gesteinigt werden.

Was sagst du, Herr?

Ja, wir wissen: Sie wollen ihn verklagen. Sie suchen einen Anlass, einen Grund. Und ein guter Grund wäre, dass Jesus etwas anderes sagt, als das Gesetz des Mose.

Aber wenn man sich das Gesetz des Mose genau anschaut, dann steht da etwas anderes. Erstens: Wenn die Frau bei frischer Tat ertappt wird, dann ist auch der Mann dabei. Und beide sollen gesteinigt werden. Das sagt uns nicht nur der Verstand – dass sie beide da sind –, sondern das steht auch im Gesetz des Mose. Beide sollen gesteinigt werden.

Wenn man jetzt also nur die Frau herholt und sagt: „Sie wurde bei frischer Tat ertappt“, dann hätte Jesus auch fragen können: „Wo ist denn der Mann?“ – Tut er aber nicht. Er sagt nichts dazu. Und das hat wohl seinen Grund.

Zweitens: Es gibt diese Regelung, dass die Zeugen – also die, die jemanden belasten – als Erste den Stein werfen müssen. Und es müssen zwei Zeugen sein.

Jesus aber sagt nicht: „Die zwei Zeugen sollen anfangen“, sondern er sagt etwas anderes:

„Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“

Und das ist sehr stark.

Zwischendurch sagt er gar nichts. Er bückt sich und schreibt auf die Erde.

Er hat der Frau schon längst verziehen.

Und trotzdem steht sie da – immer noch in der Mitte – wie eine Angeklagte.

Jesus ist der Einzige, der sich jetzt wie ein Richter verhält. Und er sagt dann auch:

„Ich verurteile dich nicht.“

Aber er hat ihr längst verziehen.

Was wollte Jesus mit dieser ganzen Aktion?

Er wollte, dass auch die, die die Frau anklagen, verzeihen.

Und dann wollte er, dass auch die Frau verzeiht – diesen Missständen, dieser Ungerechtigkeit, dass sie angeklagt wird, und der Mann nicht.

Es gibt für das Vergeben viele, viele Bilder.

Die Bibel ist voll davon – so sehr, dass man mit dem Erfinden von Bildern gar nicht mehr nachkommt.

Da heißt es zum Beispiel:

– „Er wirft deine Sünden hinter seinen Rücken.“

– „Er wirft die Sünden in die Tiefe des Meeres.“

– „Er streicht den Schuldschein durch“ – so sagt es Paulus.

– Oder: „Ich denke nicht mehr an deine Sünden.“ (Jesaja 43,25)

Das ist übrigens ein paar Verse weiter als unsere Lesung heute. Unsere Lesung endete bei Vers 21, aber im Vers 25 steht es:

„Ich denke nicht mehr an deine Sünden.“

Und wir haben in der Lesung auch gehört:

„Denkt nicht mehr an das Frühere.“

Das ist eine Einladung, die Schuld – auch die eigene – loszulassen.

Vergib dir selbst. Denk nicht mehr an deine Sünden.

Im Hebräerbrief wird dieser Gedanke zweimal zitiert – im 8. und im 10. Kapitel:

Nicht mehr an die Sünden denken.

Kennen Sie das, wenn jemand sagt:

„Vergiss es!“

Jemand entschuldigt sich bei dir, und du sagst:

„Vergiss es.“

Dieses Vergessen, dieses Nicht-mehr-daran-Denken – das ist eine Form des Vergebens.

Also, wir haben in der ersten Lesung diese Einladung bekommen:

„Denkt nicht mehr an eure Sünden – sie sind vergeben.“

Und Paulus schreibt an die Philipper:

„Ich vergesse, was hinter mir liegt.“

Denn das Nachgrübeln über die eigenen Sünden führt leicht dazu, dass man sich selbst verurteilt.

Aber: Nicht du bist dein Richter.

Gott ist dein Richter.

Überlass es ihm.

Vergiss deine Sünden.

Sie sind vergeben.

Und genau das will Jesus auch den Männern im Tempel zeigen.

Was macht er?

Er schreibt mit dem Finger auf die Erde.

Was er schreibt, wissen wir nicht.

Aber es gibt eine schöne Erzählung – nicht aus der Bibel, aber eine schöne Geschichte.

Darin heißt es: Jesus schreibt die Namen aller anwesenden Männer auf – angefangen bei den Ältesten.

Die Ältesten – das wären heute vielleicht die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden – also die „Etablierten“.

Und neben ihre Namen schreibt er die Namen aller Frauen, mit denen sie etwas gehabt haben.

Und bei den Ältesten stehen natürlich die meisten Namen.

Und angefangen bei den Ältesten lassen sie die Steine fallen und gehen weg.

Schöne Geschichte. Steht nicht in der Bibel – aber sie hat etwas.

Ich vergesse es auch. Ich sage ja nichts – ich schreibe es nur auf.

Vielleicht wischt er es danach ja wieder weg…

Und das Schöne ist:

Die Frau macht da ganz mit.

Am Schluss heißt es:

„Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?“

Und sie hätte sagen können:

„Na freilich haben sie mich verurteilt – jetzt sind sie halt gegangen.“

Sagt sie aber nicht.

Sie sagt:

„Keiner, Herr.“

Eine Frau, die uns ein Vorbild ist.

Lassen wir den Herrn unsere Sünden richten – im Sinn von reparieren.

Wie man so schön sagt auf Deutsch:

„Er richtet es schon.“

Amen.

zum Vornamen Daniel(a) siehe auch die Erklärung in Wikipedia: Gott sei mein Richter.

Angelus – der Engel des Herrn

Das Fest der Verkündigung des Herrn am 25. März bezieht sich auf die Ankündigung der Geburt Jesu an Maria durch den Engel Gabriel, wie sie das Lukasevangelium (1, 26–38) erzählt. Im Laufe der Zeit hat dieses Fest verschiedene Namen gehabt, die es teils als Marienfest (Mariä Verkündigung), teils – so auch heute – als Herrenfest kennzeichnen: Verkündigung des Herrn (lat.: Annuntiatio Domini). Im Mittelpunkt steht die Menschwerdung Jesu aus Maria. Dabei betont Lukas die geistgewirkte Empfängnis Jesu („der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“; Lk 1, 35), Gott als Vater des Kindes („Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden“; Lk 1, 35) und die zentrale Bedeutung Jesu im göttlichen Heilsplan („Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben“; Lk 1, 32 f.). Durch Marias Antwort auf die Engelsbotschaft: „fiat mihi“, „mir geschehe“ nach deinem Wort, stellt sie sich ganz dem göttlichen Willen zur Verfügung.

Aus dem lukanischen Text der Verkündigung entstand im Mittelalter der „Engel des Herrn“ (Angelus), in dem die Gläubigen sich dreimal am Tag, ähnlich dem Stundengebet der Klöster, das Geheimnis der Menschwerdung als Beginn des Erlösungsgeschehens in Erinnerung rufen.

Mit dem Datum des 25. März, neun Monate vor Weihnachten, ist dieses Fest in der Ostkirche seit dem fünften Jahrhundert bezeugt, im Westen seit dem siebten Jahrhundert.

Quelle: Magnificat – das Stundenbuch.

Mittags um 12:00 läuten bei uns die Glocken von St. Benedikt am Leberberg laut für rund drei Minuten. Das ist die Zeit für Yuliya und mich, gemeinsam den Angelus zu beten, der im Text erwähnt wird, wenn wir beide zuhause sind. Und sonst tun wir das getrennt und fühlen uns im Gebet verbunden mit Millionen von Menschen auf der ganzen Welt, die den Angelus gleichzeitig auch beten.

Benedikt XVI – Der Engel des Herrn (Angelus in German)

Zunftmessen im Stephansdom

19.3.2025 Es ist seit der Jahrtausendwende eine lieb gewordenen Tradition, das alte Brauchtum der Zünfte – heute Innungen – zu feiern. In Messen zu Ehren der Innungsheiligen meist mittags um 12:00 Uhr ziehen die Handwerker mit ihren Innungsmeistern, Familien und Mitarbeitern in den Dom ein. Die kunstvoll gestalteten Innungsfahnen schmücken den Kirchenraum und ich bewundere jedes Mal mit welcher Innbrunst und Ehrfurcht hier alte Handwerks-Traditionen an die heutige Zeit angepasst hochgehalten werden.

Dompfarrer Toni Faber geht herzlich und liebevoll auf den jeweiligen Zunftheiligen ein – bei den Tischlern und Zimmerleuten ist es der irdische Vater Jesu Christi – der Heilige Joseph. Heuer wurde auch die neu renovierte Zunft-Fahne gesegnet und der junge Fahnenträger in die altehrwürdige Runde herzlich aufgenommen.

Fotos: Florian Gregor Wieser

Der Stephansdom war an diesem Mittwoch-Mittag gut besucht und die meisten Gläubigen kamen auch zur Kommunion. Mich hat diese Hl. Messe an die feierlichen Gottesdienste in der Landschaftlichen Pfarre Mariahilf in meiner Jugend erinnert. Wunderschön, innbrünstig, feierlich. Deo gratias!

🕊 TAO Tag 83 – Abschied und christliche Perspektive 🕊

„Gehe den Pfad gemeinsam, solange du kannst, und wenn eine Trennung unvermeidlich ist, halte deinen Gefährten nie ab.“

Ein schöner Gedanke aus dem Taoismus: Abschied gehört zum Leben. Menschen begleiten uns eine Zeit lang auf unserem Weg – manchmal für viele Jahre, manchmal nur kurz. Und dann trennen sich die Wege. Oft bleibt bei uns eine Mischung aus Schmerz, Schuldgefühlen oder Fragen zurück.

Feder

Als christlicher Begleiter erkenne ich: Auch Jesus selbst hat diese Gefühle gekannt. Er hat getrauert, geliebt und losgelassen. Seine Menschlichkeit zeigt uns: Trauer ist kein Mangel an Glauben – sie ist ein Ausdruck unserer Liebe.

Doch wir dürfen zugleich Hoffnung aus unserem Glauben schöpfen, denn:
„Christus hat dem Tod den Stachel gezogen.“
(vgl. 1 Kor 15,55–57)

Der Tod bleibt eine Wirklichkeit, aber er hat nicht mehr das letzte Wort. Die Auferstehung Jesu schenkt uns Zuversicht, dass das Leben weitergeht – in Gott.

Wir dürfen weinen und hoffen zugleich.

Was hat euch geholfen, in Zeiten des Abschieds Trost zu finden? 💬

Gespräche über den Tod

Warum über den Tod sprechen?

Viele Menschen vermeiden es, zu Lebzeiten über den Tod zu sprechen. Doch wer sich rechtzeitig mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzt, schenkt sich selbst und seinen Angehörigen Klarheit und Entlastung. Ein offenes Gespräch über den Tod kann helfen, Ängste zu reduzieren, den eigenen Abschied bewusst zu gestalten und Frieden mit dem Thema zu finden.

Wann und mit wem?

Besonders wertvoll sind diese Gespräche in der Familie, mit Partnerinnen und Partnern, mit Kindern oder engen Freunden. Auch in schwierigen familiären Situationen können sie Brücken bauen und Versöhnung fördern.

Wichtige Fragen für ein solches Gespräch:

  • Was ist mir im Leben und im Sterben wichtig?
  • Welche Musik, welche Worte oder Rituale wünsche ich mir für meinen Abschied?
  • Wo möchte ich einmal beerdigt werden?
  • Gibt es Menschen, die ich um Verzeihung bitten oder mit denen ich mich versöhnen möchte?
  • Was möchte ich meinen Angehörigen hinterlassen – materiell und immateriell?

Mein Angebot für Sie

Als systemischer Coach und Trauerredner biete ich an, solche Gespräche zu moderieren und zu begleiten. In einem geschützten Rahmen helfe ich Ihnen, Worte zu finden, die gut tun und Verbindungen stärken.

Christliche Perspektive

Im christlichen Glauben ist der Tod nicht das Ende, sondern der Übergang in die Gemeinschaft mit Gott. Offene Gespräche über das Sterben helfen uns, dieses Vertrauen zu vertiefen und den Abschied in Liebe zu gestalten.

 

Inspirierend

Auf der evangelischen Seite chrismon.de finde ich als Katholik immer wieder inspirierende Texte für meine Arbeit. Hier ein sehr einfühlsamer Text von Lucia de Paulis über die Auswahl eines stimmigen Begräbnisortes. (24.10.2022, 9 min).

Waldruh oder Seebestattung? 

Die Mutter will ihren Bestattungsort aussuchen. Die Tochter begleitet sie und merkt – das ist gar nicht gruselig

 

Zwischen Himmel und Erde

Zehn Mächtige, ein leerer Stuhl – und die Frage, ob wir alle die Welt nicht in einer Stunde verändern könnten.

Von Richard Reyer


Zehn Menschen auf einer Bühne. Zehn Gesichter einer Welt, die täglich an ihren eigenen Widersprüchen nagt. Und ein elfter Platz – leer.

Der Stuhl ist für uns alle reserviert: „Die Menschheit“ steht darauf. Und wir ahnen sofort, dass es nicht die großen Namen auf dem Podium sind, die die entscheidende Antwort geben werden.

Doch von Anfang an.

Die Zehn – Macht, Moral, Analyse

Papst Franziskus sitzt zwischen dem Dalai Lama und Ahmad al-Tayyeb. Drei Männer, die Millionen Menschen Orientierung geben, wenn es um das Unsichtbare, das Höhere geht. Ihre Sprache ist geprägt von Demut, ihre Botschaften alt wie die Menschheit selbst – und doch drängend aktuell: Barmherzigkeit, Mitgefühl, Würde.

Neben ihnen die Architekten der Gegenwartsmächte: Donald Trump, Wladimir Putin, Xi Jinping und Ursula von der Leyen. Jeder verkörpert ein System, ein Modell, eine Logik. Trump wirkt, als suche er nach der besten Kamera. Putin spricht selten, doch wenn, dann schnürt er seine Worte zu Präzisionswerkzeugen. Xi Jinping, diszipliniert, ruhig, ist der Gegenpol zu Trumps Lautstärke. Von der Leyen pendelt dazwischen, zwischen Werten und Realpolitik, zwischen Brüssel und dem Rest der Welt.

Und dann die Intellektuellen: Noam Chomsky, der ewige Dissident, der die blinden Flecken des Westens seziert. Yuval Noah Harari, der uns die Zukunft so trocken vorlegt, als sei sie ein Protokoll der Geschichte. Und Chimamanda Ngozi Adichie, deren kluge Stimme von denen erzählt, die in der globalen Arena oft vergessen werden.

Blick von außen

Wir stellen eine einfache, verstörende Frage:
„Angenommen, Sie müssten sich  zehn Außerirdischen vorstellen, die uns heute von einem fernen Stern aus besuchen – was würden Sie sagen, wer Sie sind?“

Und plötzlich liegt der fremde Blick im Raum. Franziskus spricht von Barmherzigkeit, der Dalai Lama von Mitgefühl, Ahmad al-Tayyeb von der moralischen Verantwortung. Trump, ganz Alpha, verkauft sich selbst als Gewinner. Putin spricht von Stärke, Xi von Ordnung, von der Leyen von Verantwortung.

Chomsky stellt nüchtern klar: „Ich bin ein Zeuge der Manipulation.“ Harari sagt: „Ich erzähle von der Menschheit und ihrer Zerbrechlichkeit.“ Adichie antwortet schlicht: „Ich spreche für die, die übersehen werden.“

Es entsteht etwas, das auf den ersten Blick nach Einigkeit riecht – und doch wird in der Schwebe zwischen den Sätzen klar: Die Einheit ist brüchig.

Einig im Unbehagen

„Was eint Sie?“ – die Frage wirkt fast banal angesichts der Gravitation im Raum.
Papst Franziskus spricht von der Verantwortung für die Welt. Der Dalai Lama nickt, Ahmad al-Tayyeb spricht von der gemeinsamen Angst vor dem Verfall der Moral. Auch Putin, Trump und Xi gestehen, dass Stabilität ihr Ziel sei – nur der Weg dorthin ist fundamental unterschiedlich.

Von der Leyen nennt es „globale Verantwortung“, Chomsky hingegen spricht vom „Widerstand gegen die Lüge“, Harari von der „Notwendigkeit der Selbsterkenntnis“ und Adichie von der „Pflicht, die Stimmen der Unsichtbaren hörbar zu machen“.

Alle blicken auf dieselbe Welt – und doch ist ihr Bild von ihr so verschieden, dass man glaubt, sie kämen von unterschiedlichen Planeten.

Die drei Wünsche

„Was würden Sie sich vom Universum wünschen, wenn Ihnen drei Wünsche garantiert erfüllt würden?“
Die Antworten sind so erwartbar wie entlarvend.

Der Papst will Frieden, Gerechtigkeit und Liebe zur Schöpfung. Der Dalai Lama wünscht sich Mitgefühl. Ahmad al-Tayyeb bittet um die Versöhnung von Glaube und Vernunft. Trump will „gewinnen“. Putin will „Stärke“. Xi „Harmonie“. Von der Leyen wünscht sich „Klimaschutz und ein glaubwürdiges Europa“. Chomsky verlangt das Ende der globalen Ungleichheit. Harari fürchtet die Fiktionen der Menschheit. Adichie will, dass niemand mehr übersehen wird.

Das Paradox der großen Bühne

Und doch schleicht sich eine stille Erkenntnis ein:
Es ist die Leere zwischen den Wünschen, die das Dilemma spiegelt. Denn keiner dieser zehn Menschen – trotz aller Macht, trotz aller Einsichten – kann allein verhindern, dass die Welt weiter taumelt.

Die Rettung beginnt nicht im Sitzungssaal der Mächtigen, nicht in den Gängen der Macht oder den heiligen Hallen des Glaubens. Sie beginnt im Kleinen.

Die Welt in einer Stunde

Was, wenn jeder Mensch heute eine Stunde nutzte, um die eigene kleine Welt zu einem besseren Ort zu machen? Wenn wir streiten und uns versöhnen würden, wenn wir teilen statt mehren, zuhören statt urteilen – was, wenn diese leise Revolution genau jetzt beginnen könnte?

Eine Stunde.
Kein großes Gremium. Keine Deklaration. Keine Friedenskonferenz. Nur die einfache Entscheidung, das Heute heller zu machen.

Dann – so scheint es plötzlich – würde die Welt nicht über Nacht, sondern in genau einer Stunde eine andere sein. Vielleicht nicht perfekt, aber spürbar besser.

Der leere Stuhl

Als der Moderator die letzte Frage stellt, wird es still:
„Was, wenn die Geschichte nur Ihre Taten kennt – und nicht Ihre Namen?“

Keiner antwortet. Die Zehn blicken auf den leeren Stuhl in der Mitte. Den Stuhl, der für uns alle steht.

Und während draußen vor dem Fenster eine graue Stadt leise unter der Schwere der Zeit weiteratmet, wissen wir: Die Stunde beginnt jetzt.

Richard Reyer ist passionierter Lebenskünstler, aufmerksam zuhörender Beobachter und selbstkritischer Denker. Er liebt es, historische und lebende Persönlichkeiten in fiktive Gespräche zu verwickeln – und lächelt dabei über die Welt, um nicht an ihr zu verzweifeln. Denn das, worüber wir nicht mehr lächeln können, hat aufgehört, uns heilig zu sein.

Heimgang des Heiligen Benedikt

Homilie von Probst von Herzogenburg Petrus Stockinger Can. Reg. am Benediktusfest, 21. März 2025 gehalten in Stift Göttweig

In unserer heutigen Welt scheint der Tod oft verdrängt, das christliche Verständnis von Leben und Sterben verloren gegangen. Gerade angesichts der aktuellen Diskussionen um die Gesundheit von Papst Franziskus wird deutlich, wie fremd vielen Menschen der Gedanke geworden ist, dass der Tod nicht das Ende, sondern ein Heimgang ist.

Propst Petrus Stockinger Can. Reg. (* 11. Juli 1982 in Ried im Innkreis, Oberösterreich) ist seit dem 9. April 2019 der 69. Propst des Stiftes Herzogenburg.

Foto: Weinfranz/Stift Herzogenburg

Am Fest des Heimgangs des heiligen Benedikt hat Propst Petrus Stockinger Can. Reg. im Stift Göttweig eine Homilie gehalten, die sich eindrucksvoll und klar mit dieser Frage auseinandersetzt. In einer Zeit, in der Sterben und Tod von Unsicherheit und Verdrängung geprägt sind, lädt uns diese Predigt ein, neu über den letzten Sinn unseres Lebens und über unsere christliche Hoffnung nachzudenken.

Hier veröffentliche ich den vollständigen Text dieser Homilie – ein starker geistlicher Impuls und eine Einladung, das Thema Tod mit Hoffnung und Glauben zu betrachten. Ich habe mich bemüht, die Predigt vollständig und richtig zu transkribieren. Das Original ist mit dem Link am Ende des Textes nachhörbar.

Hochwürdigster Abt Patrick, liebe Mitbrüder des Stiftes Göttweig, liebe Schwestern und Brüder,

Die Berichterstattung, die der gegenwärtige Krankenhausaufenthalt von Papst Franziskus erfährt, ist grotesk. Sie offenbart nach meinem Dafürhalten mit bestechender Klarheit, wie sehr das christliche Verständnis von Leben und Sterben in unserer Welt geschwunden ist.

Da ist zuerst einmal die Tatsache zu vermerken, dass Papst Franziskus 88 Jahre alt ist und an etlichen Vorerkrankungen leidet. Selbst wenn er also stirbt, wird man nur schwer davon reden können, er sei plötzlich und unerwartet mitten aus dem Leben gerissen worden. Das aber ist nur eine Nebenbemerkung.

Viel schwerer wiegt die Frage: Ist denn der Tod für jeden Menschen, also auch für den Papst, wirklich das Schlimmste, was einem passieren kann? Fast scheint es so, und für viele Menschen ist es so. Wenn nach diesem Leben hier auf der Welt alles vorbei ist, dann ist der Tod eine Katastrophe.

Das wird auch nicht besser, wenn man sich, wie das heute viele Menschen tun, mit jenem unsäglichen Spruch zu trösten versucht, den man heute auf so vielen Toten- und Sterbebildchen lesen muss à la: „In unseren Herzen lebst du weiter.“ Dieser Satz ist an Fragwürdigkeit nicht zu überbieten, denn er bedeutet ja ein scheibchenweises Sterben. Wenn der letzte Mensch gestorben ist, der dich noch gekannt und geliebt hat, dann bist du wirklich tot, mausetot.

Der Spruch suggeriert also nur Ewigkeit, ist aber letztlich Betrug, meist wenig durchdachter Selbstbetrug, um der Emotion willen.

Der Tod ist nicht das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann. Diese genuin christliche Überzeugung wird hochgehalten am heutigen Fest, das die Benediktiner begehen. Es heißt: Heimgang des Heiligen Vaters Benedikt.

Heimgehen kann man nur an einen Ort, den man schon kennt. Heimfinden wird man nur, wenn man ein Ziel hat. Und von Heimgang kann man auch nur reden, wenn man eine Sehnsucht danach hat, genau dorthin zu kommen. Also: keine Heimat ohne Himmel. All das gehört zur christlichen Sicht auf den Tod dazu. Es trifft jeden Menschen, der getauft ist, bis hin zum Papst, ist aber im allgemeinen Bewusstsein anscheinend weitestgehend verloren gegangen.

Das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann, ist nicht sein Tod, sondern das Schlimmste ist wohl, in der entscheidenden Stunde feststellen zu müssen, dass man an Gott vorbeigelebt, den Sinn des Lebens verfehlt, das letzte Ziel, die ewige Heimat, nicht mit ausreichender Ernsthaftigkeit in den Blick genommen hat.

Das ist aus meiner Sicht der springende Punkt. Eine Welt, die verlernt hat, im Leben nach dem Sinn zu fragen und diesen allerletzten Sinn zu suchen – und zwar nicht als Lifestyle-Element, sondern als lebensprägenden Faktor –, kann auch den Tod nicht mehr richtig einordnen. Die Verwirrung im Leben führt auch zu einer Verwirrung im Sterben.

Und kristallisiert sichtbar wird das in diesen Tagen – und das ist eben grotesk – ausgerechnet an der Person des Papstes.

Wir wissen nicht, wie sich sein Lebensende einmal gestalten wird. Er weiß es selbst auch nicht. Niemand kennt den Tag noch die Stunde. Wir wissen nicht: Wird es ein öffentlich zelebriertes Sterben, wie bei Johannes Paul II., oder wird es ein Verlöschen in Stille, wie bei Papst Benedikt? Es geht uns letztlich auch nichts an.

Ich muss sagen: Wenngleich die Medien den derzeit an den Tag gelegten offenen Umgang der vatikanischen Stellen mit dem Gesundheitszustand des Papstes loben – mir ist das zu viel. Mir ist das zu öffentlich. Ich stelle da schon auch die Frage nach der Privatsphäre und letztlich nach der Würde, die man auch einer öffentlichen Person wie dem Papst in einer so persönlichen Lebensphase zugesteht.

Auch diverse Äußerungen mancher (römischer) Kleriker helfen da nichts. Selbst der undifferenzierte Aufruf zum Gebet ist etwas zweifelhaft. Wofür sollen wir denn beten? Dass der Papst bitte, bitte, bitte nicht sterben wolle? Das kommt mir lächerlich vor. Denn diesen Weg einmal gehen zu müssen, entspricht seiner menschlichen Natur.

Wenn uns in einer solchen Situation irgendein Gebet erlaubt, ja geboten ist, dann besteht das wohl, wie an jedem Krankenbett, in der Meditation über die Vaterunser-Bitte an den himmlischen Vater: „Dein Wille geschehe.“ Wie auch im Vertrauen auf den Beistand der Gottesmutter: „Jetzt und in der Stunde unseres Todes.“

Vieles andere kann sich rasch als fragwürdig erweisen. Und wir tun darüber hinaus am besten genau das, wozu wir heute zusammengekommen sind. Wir feiern, dass der Tod ein Heimgang ist. Wir halten dem lächerlich-grotesken Umgang unserer Zeit mit diesem Thema Gottes Aufstand aus dem Tod entgegen.

Noch dazu in unmittelbarer Nähe zum Hochfest des Heiligen Josef vor zwei Tagen, der früher oft angerufen wurde als Patron für einen guten – das heißt für einen vorbereiteten – Tod: Versöhnt mit der Welt, versöhnt mit dem eigenen Leben, versöhnt mit Gott.

Ich bin sicher: Papst Franziskus hat diese drei Parameter seines Lebens längst nach bestem Wissen und Gewissen geordnet. Damit kann auch sein Tod, wann immer er kommt, ein Heimgang sein.

Aber ein paar Schritte zurück: Wir gönnen dem Papst das Leben und sind sicher, dass sich in Gottes Plan alles gut fügen wird. Ohne eine billige „Am Ende wird schon alles irgendwie passen“-Hoffnung, wie sie heute nicht selten gepflegt wird. Nein, es ist eine Hoffnung, die begründet ist im Glauben.

Wie sagt Nelly Sachs? „Nur der Glaube kann halten, was die Hoffnung verspricht.“ Nur der Glaube kann halten, was die Hoffnung verspricht.

Überliefert ist: Sechs Tage vor seinem Tod ließ Benedikt sein Grab öffnen. Sechs Tage – das erinnert an die Schöpfungserzählung im Buch Genesis. Der Tod ist ein Ereignis des Lebens, das es in den Blick zu nehmen gilt. Benedikts Leben hatte sich so vollendet, dass er am siebten Tag in die Sabbatruhe Gottes eingehen konnte.

Der Tod ist ein Heimgang.

Nur der Glaube kann halten, was die Hoffnung verspricht.

Amen.

 

Nelly Sachs (eigentlich Leonie Sachs; geboren am 10. Dezember 1891 in Schöneberg, gestorben am 12. Mai 1970 in Stockholm) war eine deutsch-schwedische jüdische Schriftstellerin und Lyrikerin. 1966 verlieh das Nobelpreiskomitee ihr – gemeinsam mit Samuel Joseph Agnon – den Nobelpreis für Literatur „für ihre hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren“. 

Nachhörbar ist die Homilie im Originalton auf der Seite von Stift Göttweig. Datum: 21.3.2025.
https://www.stiftgoettweig.at/portal/de/betenarbeiten/seelsorge/predigten

Could the Past Ever Catch Up?

The Ghosts of the Board: Would a Chess Grandmaster from a Century Ago Survive Today?

The pieces are set, the clock is ticking, and across the board sits a legend—José Raúl Capablanca, the Cuban world champion, a master of endgames, a genius of effortless precision. His hands hover over the board, poised to strike with the natural elegance that defined his era. Yet, as the game unfolds, something feels off. His opponent, a modern grandmaster, barely seems to think. Every move is met with a response that feels cold, mechanical, and devastatingly precise. Capablanca plays like a human; his opponent plays like something beyond that.

This is the reality of chess today.

A century ago, chess was a game of intuition, creativity, and deep positional understanding. Masters like Capablanca, Emanuel Lasker, and Alexander Alekhine dominated with their ability to see patterns, predict their opponents‘ plans, and exploit weaknesses through sheer strategic brilliance. But the chess of today? It is something else entirely. The rise of computers has transformed the game, shifting the emphasis from artistry to preparation, from inspiration to calculation.

A Game Rewritten by Machines

For most of chess history, the best move in any position was a matter of debate, experience, and educated guesses. A player’s strength was measured by their ability to navigate uncertainty. But today, uncertainty barely exists. Chess engines—armed with unfathomable processing power—have revealed the absolute truth of the game. There is no need to guess. There is no need to trust instinct. The best move is simply known.

In this new era, the highest levels of play are dictated by those who can memorize and execute the most optimal sequences. A single lapse in preparation can mean immediate defeat, and the once-revered ability to „outplay“ an opponent in a fair fight is vanishing. Even Bobby Fischer, one of history’s most creative players, saw this shift coming decades ago:

> “I hate chess today. It’s all about memorization, it’s all about pre-arrangement… creativity is lower down on the list.”

For a player like Capablanca, stepping into a modern tournament would be like a poet from the Renaissance trying to compose in a language they’ve never heard before. He would face opponents who had trained not just against humans but against gods—superhuman algorithms that have analyzed every opening, every endgame, every subtle nuance of the board to a depth he could never have imagined.

The Death of the Romantic Era

The beauty of Capablanca’s play was his simplicity. He didn’t rely on brute-force calculations but on elegance, fluidity, and an intuitive grasp of positions. In his time, that was enough to dominate. Today, it would be a fatal flaw. Modern grandmasters, raised in the age of Stockfish and AlphaZero, have absorbed decades of computational knowledge. They don’t just think—they recall. They execute. They have seen every position before, not once, but thousands of times, burned into memory through endless hours of engine-assisted study.

It’s not that Capablanca wasn’t a genius—he was. It’s that the rules of engagement have changed. The game has evolved beyond the reach of even the greatest minds of the past. Today’s players are not necessarily smarter, but they are armed with knowledge that was once unknowable.

Could the Past Ever Catch Up?

If Capablanca were born in this era, given the same tools and training, there’s little doubt he would rise to greatness once more. The best minds always adapt. But if he were transported exactly as he was, from 1920 to 2025, and dropped into a modern tournament? The answer is clear:

He wouldn’t stand a chance.

Quelle: Facebook Posting meines Freundes Thomas Pöll am 11.2.2025