Wie Veränderung wirklich gelingt

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Seit einem halben Jahr begleite ich zwei strategisch bedeutende Abteilungen der Österreichischen Post AG bei einem wesentlichen Veränderungs-Prozess.

Es geht darum, vertrauensvoll zu einem innovativen, kreativen und selbstverantwortlichen Team zusammenzuwachsen. Durch den Einsatz moderner Methoden aus der Großgruppenarbeit und mit einer sehr wertschätzenden Haltung gelingt dieser Prozess gut.

Auftraggeber Prok. Horst Ulrich Mooshandl dazu:
„Seit uns Harald Preyer begleitet wachsen Energie, Klarheit und Vertrauen in meiner Abteilung spürbar. Es macht uns allen viel Spaß, eine neue Kultur der kreativen Eigenverantwortung täglich zu leben!“

Größe – Fluch oder Segen?

mehr als eine außergewöhnliche Benchmark

 

Seit 1990 war ich 25 Jahre lange auf der Suche nach Benchmarks – also nach Prozessen und Organisationen, von denen wir lernen können.

Seit März 2016 bezweifle ich, dass Benchmarks selig machen. Sie nivellieren eher, wenn auch auf hohem Niveau. Stellen Sie sich vor, Stephe Jobs hätte vor 15 Jahren NOKIA als damaliges Role-Modell in der Handyindustrie ausgewählt: Dann hätten wir heute einen aufklappbaren Communicator mit Monochromdisplay, eleganter Kalligraphie in der Textverarbeitung und drei Monaten Akku-Kapazität – aber sicher kein iPhone.

Heute steht ein „Unternehmen“ im Brennpunkt, das in vielen Bereichen führend ist.
Auffallend ist, dass diese Organisation schon sehr früh moderne Formen von Leadership und Kommunikation erfunden hat, die in vielen anderen Unternehmen heute erst mühsam neu eingeführt werden. Es stand und steht seit seiner Gründung für echte Innovation. Nachhaltig, kontinuierlich und effektiv.

Einige Kennzahlen:

  • 214.000.000 Kunden
  • 135 Vorstandsmitglieder
  • Rund 413.000 hauptamtliche Mitarbeiter und rund 20 Millionen ehrenamtliche MitarbeiterInnen
  • Bekanntheitsgrad der Marke ungestützt rund 80%, gestützt 98%
  • Wachstum: regelmäßig rund ein Prozent mehr als die Weltbevölkerung
  • Marktanteil weltweit: rund 17,5 Prozent und damit eindeutig Marktführer

Produkt-Versprechen

„Glück und Seligkeit für alle Zeit“

Schon der Unternehmensgründer versprach zu Lebzeiten den Kunden, dass es ihnen auf dieser Welt und über den Tod hinaus stets gut ergehen wird, wenn sie zwei simple Regeln einhalten:

  1. Den Gründer und seinen Vater wirklich lieben.
  2. Sich selbst und die anderen Menschen lieben, dann wird man sich selbst und den anderen Menschen auch nur Gutes tun.

Das Produktversprechen wurde im Laufe der Jahrhunderte nie verändert, in manchen dunklen Phasen der Unternehmensgeschichte allerdings krass missbraucht. Das führte zu Spaltungen zwischen den Kunden und zu brutalen Kriegen. Seit einigen Jahrzehnten bemühen sich Führungskräfte und Kunden sehr engagiert, die Konflikte von damals auszusöhnen.

Wachstums-Strategie

Das Produktversprechen wurde vom Firmengründer derart erfolgreich vorgelebt, dass sich schon bald erste Mitarbeiter seinem Beispiel anschlossen. Bei der Personalauswahl achtete er dabei weniger auf fachliche Qualifikation als mehr auf emotionale und soziale Kompetenz der ersten Mitarbeiter. Bis auf einen engsten Mitarbeiter, der ihn dann verraten hat, ging das Konzept vollständig auf. Und selbst da ist sich die Geschichte nicht sicher, ob dieser Verrat nicht einfach sein musste, um zu zeigen, was geschieht, wenn Ideale verraten werden.

Schon bald nach dem Tod des Gründers veränderte das Topmanagement die Expansionsstrategie. Bisher wandte man sich vorwiegend an Stammkunden, denen man neue und einfachere Produkte anbot. Die Gebrauchsanweisungen wurden deutlich vereinfacht. Die Einstiegsbarrieren waren dennoch hoch.

In einer Vorstandssitzung wurde einstimmig beschlossen, auch Neukunden zu akzeptieren, die sich nicht an die komplizierten Regeln der Stammkunden halten mussten. Sie sollten nur ein bewusstes Bekenntnis zum Produktversprechen ablegen und dieses auch leben. Als Zeichen ihres Commitments mussten sie die einfache Gebrauchsanweisung lernen und praktizieren und dann einmal in reinem Wasser untertauchen.

Der Home-Market war bald gesättigt und der Unternehmensgründer griff aus dem Jenseits kurz und intensiv in das Tagesgeschäft ein. Er blendete den Chef des größten gegnerischen Konzerns und ließ ihn seine Marktmacht spüren. Anschließend ließ er ihn liebevoll von einem kleinen Mitarbeiter heilen. Daraufhin erkannte der ehemalige Gegner die Vollmacht des Unternehmens und wurde zum engagiertesten Mitarbeiter für die Exportmärkte.

Er trug das Produktversprechen zuerst in die angrenzenden Länder und setzte dort sehr klug bevollmächtigte StellvertreterInnen ein. Mit diesen kommunizierte er regelmäßig über Dokumente und sehr erfolgreiche Vorläufer des heutigen Internet. Dazu später.

Unter vielen Entbehrungen und Mühen trug er das Produktversprechen in die Zentrale des damaligen Konkurrenzbetriebes nach Rom, wo der Kaiser als Gott verehrt wurde!

Dort fand er schnell Stammkunden und MitarbeiterInnen, traf allerdings auf Behördenvertreter, denen die neuen Produkte zu modern und gefährlich waren. Vor allem der einfache Gebrauch, der nur wenige Vorkenntnisse erforderte, wurde als Bedrohung der eigenen Macht erlebt. Mittlerweile war den Behörden bekannt geworden, dass die regelmäßige Teilnahme an Kundenmeetings zu liebevoller Loyalität zwischen den Kunden führte und die Autorität des Establishments untergraben konnte. Es sollte noch einige Jahrhunderte dauern, bis die etablierten Machthaber überzeugt werden konnten. Aus dieser Expansionsphase wird berichtet, dass zahlreiche MitarbeiterInnen vom neuen Produkt allerdings so überzeugt waren, dass sie trotz Androhung von Brutalität und Tod zum Unternehmen standen. Einige sind auch wirklich dafür ermordet worden.

Aus Rom verbreitete sich das junge Unternehmen schnell nach ganz Europa. Seine Kommunikations- und Wissens-Management-Strategie (s.u.) leistete ihm dabei wertvolle Dienste.

Wurde der neue Markt Nordafrika schön früh von einigen innovativen MitarbeiterInnen entdeckt, so wurden die Wachstumsmärkte Asien und Amerika erst deutlich später, dafür aber umso erfolgreicher erschlossen.

Kommunikations-Strategie

Keine andere Gebrauchsanweisung wurde jemals bis heute in so viele Sprachen übersetzt wie die unseres Beispiel-Unternehmens. Noch bevor es den Buchdruck gab, bediente man sich modernster Technologie. Schon der Gründer hatte die Fähigkeit der Telepathie beherrscht und gelehrt.

Man bediente sich dieser Fähigkeit und unterrichtete alle Kunden und MitarbeiterInnen darin. Zu regelmäßigen Tageszeiten versammelten sich alle MitarbeiterInnen weltweit, um telepathisch mit dem Firmengründer zu kommunizieren. Auch KundInnen waren zu diesen Telepathie-Konferenzen eingeladen, nahmen diese allerdings nicht so häufig war.

Bis heute versammeln sich täglich die MitarbeiterInnen zu diesen Telcos, bei denen der Firmengründer real präsent ist. Überall auf der Welt und annähernd gleichzeitig. Die Kunden können täglich daran teilnehmen. Viele tun das zumindest einmal wöchentlich in ihrer Freizeit – am Sonntag. Die meisten nur zweimal im Jahr – zu festgesetzten Jour fixes, wobei der Geburtstag des Gründers ein fixes Datum hat, sein Todestag – und noch viel wichtiger sein zweiter Geburtstag – aber vom Datum des ersten Frühjahrsvollmondes abhängen.

Erwähnenswert als echte Innovation scheint mir auch, dass die MitarbeiterInnen des Konzerns weltweit immer bei Eintritten in neue Märkte als Erstes die Sprache der KundInnen erlernten und lange zuhörten. Dann übersetzten sie die Gebrauchsanweisung in die Landessprache und lebten das Produktversprechen überzeugend vor. Sie waren mit dieser Vorgehensweise von der ersten Stunde an die Vertrauten der neuen KundInnen und von diesen sehr geliebt und verstanden. Kundenorientierung pur. In einigen wenigen Fällen versuchten neue aufstrebende Exportmanager des Konzerns die Produkte mit Gewalt und Marktmacht zu verkaufen. Das war selten erfolgreich und wurde immer von der Konzerngeschichte korrigiert. Teilweise erst sehr spät.

Neueren Datums ist die Social-Media-Strategie des Konzerns. Sie wurde von einem Generaldirektor aus Osteuropa eingeleitet, der es sich zur Aufgabe machte, an den Krisenpunkten der Welt präsent zu sein und für den Frieden zu vermitteln. Seine multimedialen Auftritte sind legendär. Er schrieb damit Weltgeschichte. Im Auftrag des Produktversprechens des Gründers verdankt die Welt ihm das Ende des Kalten Krieges, die Auflösung des kommunistischen Machtblocks und die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden.

Keine anderen Veranstaltungen weltweit waren jemals so gut besucht wie seine Treffen mit jugendlichen Kunden und Interessenten aus der ganzen Welt. Kein Fußballspiel, kein Popspektakel und kein Formel I – Rennen wurden auch nur annähernd so oft in den weltweiten Medien übertragen wie seine Belangsendung mit dem antiquierten passenden Namen „Urbi et orbi“.

Bis vor drei Jahren verkündete der Generaldirektor in dieser Belagsendung seine Botschaft noch in den meisten Kundensprachen. Seit drei Jahren tut das sein Nachfolger nicht mehr. Es sind einfach zu viele Kundensprachen geworden. Stattdessen konzentriert sich der Konzern unter seiner Leitung wieder auf die Schärfung des Produktversprechens (s.o.).

Bleibt noch zu erwähnen, dass der aktuelle Generaldirektor aus dem aufstrebenden Zukunftsmarkt Argentinien kommt, jenem Zukunftsmarkt mit dem höchsten Marktanteil. Welcher andere Konzern bestellt einen CEO nach zukünftigen strategischen Markt-Gegebenheiten? Ich kenne keinen. Folgerichtig hat sich der Neue einen Beraterstab aus weltweiten Persönlichkeiten unterschiedlichster Prägung gewählt. Mit bunten Kompetenzen und Qualifikationen. Gemeinsam mit diesen Experten leitet er heute den Konzern. Wir würden von Partizipation und Cocreation sprechen.

Immobilien-Strategie

Von Beginn an setzte man hier auf Premium-Lagen. Die Filialen unseres Konzerns befinden sich dort, wo die Kunden sind. Die Zentralen sind dort, wo das Zentrum der Gesellschaft ist. Und Exposituren finden wird dort, wo die Welt schön ist und wo die Menschen sein wollen.

Die Investition in die Firmengebäude wurde von Anfang an von KundInnen cofinanziert. Wir sprechen heute von Crowdfunding. Die Lebensdauer der Gebäude liegt im Schnitt bei rund hundert Jahren – dem Dreifachen anderer Konzerngebäude. Das liegt daran, dass nachhaltig und solide gebaut wurde und stets die besten Architekten, Baumeister und Künstler ihrer Zeit mit dem Bau beauftragt wurden.

In Einzelfällen werden Gebäude erhalten und stets professionell renoviert, die fünfhundert Jahre und älter sind.

Erwähnenswert scheint mir noch, dass rund ein Drittel des Energieverbrauchs der Konzernbetriebe weltweit aus erneuerbaren Energien gewonnen wird – meist Solarenergie und Holz. Im Vergleich dazu sind es bei börsennotierenden Konzernen weltweit rund 7,5 Prozent.

Die Ländereien und Immobilien des Unternehmens steigen im Wert weit überproportional zum Marktwert. Das ist auch der Grund, warum man sich von keinem Quadratmeter Grund und Boden trennt. Man tauscht maximal zum Besseren.

Einer der Regionalchefs des Konzerns im Mühlviertel in Oberösterreich, der unter anderem Bier braut, erklärte mit das vor zwei Jahren ganz einfach. „Wir hinterlassen unseren Nachfahren, das was wir geerbt haben in besserem Zustand als wir es übernommen haben.“

Kunden-Loyalitäts-Strategie

Das Unternehmen erkannte sehr schnell, dass Kunden nicht gebunden sein wollen und führte erst gar keine Kunden-Bindungs-Strategie ein. Viele heutige Konzerne denken gerade darüber nach, ihre alte Kunden-Bindungs-Strategie in eine aktuelle Kunden-Loyalitäts-Strategie zu wandeln. Stattdessen setzte man vom Anfang an auf eine Mitglieder-Loyalitäts-Strategie, in deren Zentrum die Mündigkeit jedes einzelnen Menschen steht.
Von der Wiege bis zur Bahre.

Für neu geborene Mitglieder übernehmen meist die Eltern die Beitrittsentscheidung. Die Babys werden dann als Zeichen der Aufnahme in den Mitgliederkreis in ein weißes Kleid gehüllt und das Kopferl mit – heute meist warmem – Wasser übergossen. Das ist eine wunderschöne Erinnerung an das Untertauchen des Gründers unter die Erde in sein Grab und an seine Auferstehung drei Tage später. Das Firmen-Logo wird ihnen liebevoll auf die Stirne gezeichnet und ihre Ohren und der Mund werden zärtlich berührt. Eine Kerze wird für sie von den Eltern entzündet und die Stammkunden heißen sie herzlich willkommen.

Im Volksschulalter lernen sie die Gebrauchsanweisung und die Rituale kennen und lieben. Sie werden mit den ersten Telepathie-Übungen vertraut gemacht und mit sieben bis neun Jahren dürfen sie nach reichlicher Vorbereitung erstmals mit dem Firmengründer real kommunizieren.

Nach der Pubertät können sie dann selbst entscheiden, ob Sie weiterhin Mitglied bleiben wollen oder nicht. Nach intensiver Vorbereitung in Kursen mit Gleichaltrigen und einem erfahrenen Mitglied des Unternehmens – meist ein Filialdirektor oder sein Stellvertreter – entscheiden sich dann die meisten der jungen Mitglieder für die Vollaufnahme in den Stammkundenkreis. Um diese Entscheidung auch seitens der Firma zu besiegeln, reist ein Landesdirektor oder ein von ihm speziell bevollmächtigter enger Vertrauter an und legt den jungen Menschen in einer sehr feierlichen Zeremonie die Hände auf. Damit sind sie dann Vollmitglieder. Bis vor wenigen Jahren hat man in der Firmenöffentlichkeit diese Salbung noch als eine Ohrfeige bezeichnet.

Wenn zwei junge Vollmitglieder sich gefunden haben und fortan ihr Leben gemeinsam leben wollen, dann erhalten sie vom Unternehmen ein ganz besonderes Geschenk: Sie dürfen eine Filiale für einige Stunden kostenfrei für diesen großen Moment ihres Lebens nutzen, alle Verwandten und Freunde dazu einladen und ein Filialdirektor wickelt seinen Schal um ihre beiden Hände und spricht den großen Satz: „Was unser Gründer verbunden hat, das darf der Mensch niemals mehr trennen.“
Alle einschlägigen Untersuchungen kommen übrigens übereinstimmend zum gleichen Schluss: Ehen von Vollmitgliedern unseres Konzerns halten deutlich länger als Ehen von Mitgliedern anderer Konzerne. Das liegt vielleicht auch daran, dass dieses Geschenk in unserer Firma in jedem Leben nur ein einziges Mal gewährt wird. Weil das Unternehmen die Ehe eben für unauflöslich hält, weil sie ja der Konzerngründer verbunden hat – und der irrt nie.

Wenn die Vollmitglieder älter und gebrechlich werden, dann hat die Firma für sie ein besonderes Stärkungspräparat entwickelt. Sie können entweder in eine Filiale kommen und sich dieses dort abholen oder wenn sie ganz schwach sind, kommt der Filialdirektor persönlich zu ihnen und zeichnet ihnen mit einem der speziellen Öle das Firmenlogo auf die Stirn. Es wird berichtet, dass solcherart vorbereitete und begleitete Mitglieder selig einschlafen und im Paradies neugeboren wieder aufwachen. Dort war allerdings noch nie eines der noch auf dieser Erde lebenden Mitglieder. Deshalb bleibt das wohl eine Sage – allerdings eine sehr schöne.

Was unsere Firma auch seit Jahrhunderten attraktiv macht – heute weniger in früheren Jahrhunderten mehr – ist die besondere Psychotherapie mit bevollmächtigen Ärzten. Völlig kostenlos. Die Ärzte des Unternehmens – meist sind es Filialdirektoren aber auch Mitglieder ohne Management-Erfahrung – hören den Kunden gut zu. Die Kunden ihrerseits bereiten sich gerne mit einer Checkliste auf dieses Gespräch vor. Am Ende steht immer das Entschuldigen der Fehler der Mitarbeiter. Der Konzern liebt seine MitarbeiterInnen so sehr, dass er selbst bei größten Verfehlungen gegen die Unternehmensverfassung strafrechtliche Konsequenzen nachlässt und Verständnis zeigt für die Fehler seiner MitarbeiterInnen. Nur eine Wiederholung der selben Fehler wird nicht sehr geschätzt, weil der Firmenarzt ja im Mitarbeitergespräch sehr klar sagt.
„Ich verzeihe Dir diesen Fehler. Nur mache ihn bitte nicht wieder…“
Heutige Konzerne haben daraus gelernt und spezielle Fehler-Management-Systeme eingeführt. Spät aber doch.

Zwei Kunden-Loyalitäts-Programme haben wir noch nicht gestreift. Sie sind auch nur wenigen sehr sehr treuen Mitgliedern vorbehalten.

Wenn ein neuer Filialdirektor ernannt wird, dann muss er sich ein paar Jahre lang in allen Funktionen des Konzerns bewähren und eine gediegene Ausbildung absolvieren. Dann wird er gemeinsam mit einigen Kollegen in einem großen Fest ernannt.

Wenn ein Landesdirektor bestellt wird, dann denken viele Menschen im Konzern lange darüber nach, wer denn der Beste sein könnte. Wer lebt die Ideen des Gründers authentisch vor? Wer ist glaubwürdig? Wer hat die natürliche Autorität? Der honorigste Diplomat des Landes – an der Nummerntafel des Autos weltweit erkennbar an CD 1 – macht da seine Vorschläge. Kollegen werden gehört und alle Vollmitglieder reden mit. Am Ende verkündet der Generaldirektor seine Entscheidung. Und weil sie partizipativ getroffen wurde, ist sie meist eine sehr gute. Es folgt eine sehr feierliche Zeremonie, zu der alle Mitglieder der Firma eingeladen sind. Und auch die Nicht-Mitglieder.

CSR-Strategie – Nachhaltigkeit

Der Begriff CSR – Corporate Social Responsibility – wurde vom Firmengründer selbst erfunden, noch lange bevor es diese drei Buchstaben gab.

Schon sein Vater sorgte in Ägypten dafür, dass die Menschen Respekt vor dem Leben und vor der Freiheit haben. Davon war er wohl beeinflusst.

Alles was er auf dieser Welt tat, war von Nachhaltigkeit geprägt. Und von der direkten Verantwortung für den Nächsten.

Heute kümmert sich unser Konzern um rund ein Drittel aller Bedürftigen auf der Welt. Die ihm angehörenden Hospitäler und Altenheime sind in allen fünf Kontinenten die attraktivsten und produktivsten.

Prosperitäts-Prognose

  • Gründungsjahr: um 31 n.Chr.
    Heutiger Generaldirektor: der 269.

Da die römisch-katholische Kirche ein Völkerrechts-Subjekt ist und kein Konzern, wird sie auch von den Rating-Agenturen nicht bewertet. Wäre sie ein Konzern, dann würde sie aus meiner bescheidenen laienhaften Sicht ein AAA Rating erhalten.

Jede Investition rechnet sich – vor allem die von Herzen!

 

Wien, in der Osterzeit 2016

Author: Harald R. Preyer, www.preyer.wien

Theologische Beratung: P. Johannes Paul Abrahamowicz, OSB, www.sadg.org

Harald R. Preyer ist Experte für partizipative Veränderungsprozesse in Organisationen und Mitglied der weltweiten Art of Hosting Community. Er arbeitet seit 1990 als Host, Coach und Speaker.

Beide veranstalten gemeinsam seit sechs Jahren die Göttweiger Dialoge für Führungskräfte zweimal im Jahr. Ein eintägiger vertrauensvoller Austauschraum zwischen Führungskräften und Benediktinermönchen zu aktuellen Themen aus Wirtschaft und Gesellschaft – jeweils mit einem passenden Impuls aus der Bibel und einem weltlichen Impuls eines Teilnehmers.

12. Göttweiger Dialoge – Nachlese

Größe – Fluch oder Segen?

Wird „Festung Europa“ zum Modell für meinen Betrieb?
Bibelstelle: Lk 12,16-21

Besichtigung Dach & Marille im Fertigzustand

Video von Pater Johannes Paul
Interpretation der Bibelstelle und Impuls

Artikel von Harald Preyer
„Größe – Fluch oder Segen? Mehr als eine besondere Benchmark“

Die nächsten Termine 
13. Göttweiger Dialoge Do 20.10.2016 09:00
Thema: Welche Haltung braucht Führung?
Bibelstelle: Ex 14,10-14
Besichtigung Musikarchiv
Nachmittagsimpuls: Gerhard Kantusch und Thomas Albrecht

14. Göttweiger Dialoge Do 23.03.2017 09:00
15. Göttweiger Dialoge Do 19.10.2017 09:00
16. Göttweiger Dialoge Do 19.04.2018 09:00
17. Göttweiger Dialoge Do 18.10.2018 09:00

 

Gebet und Segen

In Tirol, meiner Heimat, ist es bis heute üblich am Tag der „Darstellung des Herrn im Tempel“ – früher Maria Lichtmess – die Christbäume wegzuräumen, die weihnachtliche Gartenbeleuchtung wieder zu verstauen. So habe auch ich gerade nach der Heiligen Messe den elektrischen Weihnachtsstern vom Großstadtbalkon in den Keller getragen und dabei überlegt:

Was spricht dagegen, meinen Freunden und Followern hier, ein altes Gebet, das mich seit meiner Studentenzeit jeden Abend begleitet und den Segen des Heiligen Blasius zu wünschen?
Kann es falsch sein, dass echte Leader ihre Mitarbeiter und Kollegen segnen?
Das muss ja nicht mit Worten und Gesten geschehen. Das kann ja auch im Stillen geschehen. Jemanden segnen, das bedeutet ganz schlicht: „Gutes wünschen. Bitten, dass das Werk gelingt…“

Vor mir in der Messe saßen heute links eine iranische junge Frau, die den Text des Evangelium in Englisch ausgedruckt hatte und rechts ein junger Mann aus Afghanistan, der aus dem Gotteslob die Texte der Messe in Deutsch mitgebetet hat.

Was geschah heute vor rund 2000 Jahren?
Der Tempel in Jerusalem 40 Tage nach der Geburt Christi. Maria und Josef bringen Jesus in den Tempel, um ihn dem Herrn zu weihen. Heute würden wir sagen, um Gott für dieses Geschenk einer glücklichen Geburt zu danken. Sie treffen einen Greis, der nur darauf gewartet hat, genau dieses Kind noch mit seinen eigenen Augen zu sehen, bevor er stirbt. Und der greise Simeon sagt:

„Nun lässt Du, Herr, Deinen Knecht, wie Du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn  meine Augen haben das Heil gesehen, das Du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für Dein Volk Israel.“

Und so entstand das Abendgebet der Kirche – vor vielen Jahrhunderten und ich liebe es sehr, jeden Abend zu spüren, dass einige hundert Millionen Menschen diesen Text in ihrer Zeitzone ungefähr zur gleichen Zeit beten wie ich und dann ruhig und geborgen einschlafen – egal, welche Sorgen sie plagen oder welche Nöte. Sie fürchten sich vor nichts und niemandem.

Und am Ende der Heiligen Messe wird dann traditionell der Blasius Segen gespendet:

Auf die Fürsprache des heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheit und allem Bösen. Es segne dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.“

Und das ist auch ein schönes Element der Liebe:
Jeder Christ darf und soll jeden anderen Menschen von Herzen segnen.
Nicht nur der geweihte Priester seine Gläubigen.

Und so wünsche ich Euch allen Gottes reichen Segen und ein gesundes gutes Jahr!

 

 

 

Compliance versus Integrity

Die Grundlagen gesunder Menschenbilder kennen wir alle schon lange.
Wie wird es uns gelingen, an die Integrität von Menschen zu glauben?
Wie werden wir unser eigenes Denken und Handeln auf Vertrauen ausrichten?

Mehr darüber in meiner neuen Keynote: „Leben, loben, lieben – denken und danken!“

2016-02-01 (1)

 

Kabarett Simpl – Die Bibel

„Wenn wir über das nicht mehr lachen können, was uns jemals heilig war,  dann war es uns nie heilig.“

Wer ins Kabarett Simpel geht, der ist darauf gefasst, dass mit Ironie – teils auch mit Sarkasmus – Glaubenssätze und Weltbilder in Frage gestellt, bestätigt, verhöhnt und verulkt werden. Wenn es dabei um so Unbedeutendes wie die Österreichische Innenpolitik geht, dann ist das charmant und witzig.

Wenn es um die Bibel geht, frage ich mich kritisch gespannt, ob die drei Landsleute in Unterhosen diesem großen Stoff gerecht werden können.

Um es vorweg zu nehmen: Schauspielerisch und vom professionellen Anspruch her, das meist gelesene Buch der Welt drastisch verkürzt und pointiert in knappen zwei Stunden auf die Kabarett-Bühne zu bringen, das gelingt ihnen meisterlich.

Thomas Gassner, Bernhard Wolf und Markus Oberrauch gastieren ab Januar 2016 für neun Abende im Kabarett Simpl in Wien. Und ich wünsche den Dreien viele viele kritische Zuseher.

Inhaltlich habe ich den Abend differenziert erlebt. Eine stehende Schlange in der Genesis kommt nicht gut und sie ist so wenig verführerisch wie ein abgestandenes Glas Bier nach drei Tagen. Adam und Eva so etwas wie Zufälligkeit zu unterstellen, wird dem großen Thema „Begierde“ halt so gar nicht gerecht.

Fast schon ohnmächtig auch ein wild um sich klatschender Dornbusch in der Szene von der Begegnung zwischen Gott und Moses im brennenden Dornbusch. Undifferenziert auch hier das Zitat, das Gott selbst sagen soll. Er sagt: „Ich bin der ich bin da…“ Und damit betont er den Präsens Gottes, seine Gegenwart in unserem Leben hier, heute und jetzt. Das kommt auf der Bühne ganz patschert und falsch rüber.

Am Ende des ersten Aktes die Frage ins Publikum: „Was fehlt Euch noch?“
Ich saß zu weit hinten, um rauszurufen: „Daniel in der Löwengrube. Samuel. Jesaja, das Hohelied – die  Botschaft!“

Neues Testament – zweiter Akt!
Ein Kompliment den Schauspielern, dass keiner von den Dreien Jesus verkörpert hat. Genial auch, das Neue Testament satirisch darzustellen ohne dass Jesus selbst jemals die Bühne betritt. Das zeugt von Bescheidenheit und Demut.

Genial auch die Zeitraffer-Bilder der Passion. Wirklich genial. Die Auferstehung – das zentrale Element des Christentums fehlt völlig. Und damit fehlt die zentrale Botschaft. Wahrscheinlich weil das auch genau jenes Element der Bibel ist, das über jedes Kabarett erhaben ist. Da gibt es nichts zu lachen. Da regiert wohl die kindliche Dankbarkeit.

Ende des Kabaretts mit dem Bekenntnis des ungläubigen Thomas. Dafür habe ich auch gerne einen Zwischenapplaus gegeben. Dem Endapplaus wollte ich nicht zustimmen. Vielleicht auch, weil meine reflektierte Schweizer Kollegin schon den ganzen Abend schweigsam die Darbietung beobachtet hat und dann sehr bescheiden einfach nur meinte: „Witzig und sehr flach, das Ganze…“

Während der Premierenfeier entstand dann noch eine sehr kontroversielle Diskussion zwischen Freunden mit unterschiedlichen Hintergründen: Atheisten, Agnostiker, Gläubigen, reflektiert Toleranten. Gemeinsamer Tenor aller Beteiligten: Anschauen, manchmal klatschen, manchmal BuuuuuH rufen.

Auf einer Sechser Skala:
5,5 für die schauspielerische Leistung
3,5 für die inhaltliche Beschäftigung mit dem Buch der Bücher
6,0 für die Regie
4,0 für das puristische Bühnenbild
5,0 Gesamt

 

 

 

Wie kommt das Licht ins Bild?

Gute Bilder, ansprechende Photos, die etwas bei uns als Betrachter auslösen, sind meist in ein besonderes Licht getaucht. Dieses Licht ist einfach da. Es fällt uns meist gar nicht gesondert auf. Es macht das Bild zu einer besonderen Quelle von Inspiration. Wir wollen es aufmerksam betrachten, ja manchmal hinein versinken.

Michelangelo Merisi da Caravaggio: Der ungläubige Thomas, 1601–02, Öl auf Leinwand; Neues Palais, Potsdam
Michelangelo Merisi da Caravaggio: Der ungläubige Thomas, 1601–02, Öl auf Leinwand; Neues Palais, Potsdam

Attraktive Organisationen strahlen eine Anziehungskraft aus, die wir auch nicht unmittelbar zuordnen können. Sie ist nur einfach da und fasziniert uns. Dort wollen wir Kunde sein. Dort wollen wir gerne mitarbeiten. Diese Unternehmen empfehlen wir gerne weiter.

Im alten Paradigma von Organisationen hat es genügt, die Attraktivität in einfachen messbaren Kenngrößen zu beschreiben und zu steigern. Dazu zählen Qualität, Umsatz, Ertrag, Gewinn, Marktanteil, vielleicht noch Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit. Das war für uns Führungskräfte messbar, kontrollierbar, steuerbar.
Im neuen Paradigma unserer Zeit spüren wir, dass die Komplexität von Organisationen rapide ansteigt. Zusammenhänge sind nicht mehr nur kausal- wenn sie es denn jemals waren. Mehr Engagement und mehr Leistung führen nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen. Es ist vielmehr eine besondere Haltung aller Beteiligten, die über Erfolg und Zukunftsfähigkeit des Ganzen entscheidet. Diese Haltung ist das besondere Licht im Bild. Sie ist nicht durch Vorschriften gestaltbar, nicht durch Ziele erreichbar und nicht durch Motivation steigerbar.

Es braucht Mut, die Sehnsucht nach Kontrolle zu reduzieren und in der Balance zwischen Ordnung und Chaos Emergenz zuzulassen. So entsteht Energie, die zum Wohle des Ganzen entstehen will aus sich selbst und aus der Gruppe, dem Team heraus – wie groß oder klein es auch immer sein möge. Emergenz ist das scheinbar nicht steuerbare nicht vorhersagbare und nicht kontrollierbare Entstehen von Neuem. Es ist die Fähigkeit einer Organisation sich selbst neu zu erschaffen. Das macht der klassischen Hierarchie oft Angst, weil sie glaubt, überflüssig zu werden.
Art of Hosting ist ein Modell, um Komplexität zu nutzen und voller Respekt und Wertschätzung Zukunft zu gestalten. Es geht um das Bewahren des Guten und Erfolgreichen bei gleichzeitigem Fördern des Neuen und Unbekannten. Die theoretischen Grundlagen und die praktischen Anwendungsmöglichkeiten hat C. Otto Scharmer schon 2008 in seinem vielbeachteten Artikel „Führen vor der leeren Leinwand“ beschrieben.
Ein Zitat daraus: „Das Fundament unseres sozialen, ökonomischen, ökologischen und spirituellen Wohlergehens ist gefährdet. Die Komplexität dieser Probleme bedarf einer kollektiven Führungsfähigkeit, die uns die Instrumente an die Hand gibt, bewusster, zielgerichteter und effektiver auf Herausforderungen zu antworten und gemeinsam handlungsfähig zu werden. Handlung und Führung brauchen eine neue Qualität, die sich an einer zukünftigen Möglichkeit orientiert und aus Mustern der Vergangenheit ausbricht.“

Kurz: Wir müssen lernen, aus der Zukunft zu lernen“.

Folgende Fragen aus meinem Impuls laden zum Weiterdenken an:
 Was müssen wir heute erkennen, zulassen und fördern, um morgen erfolgreich zu bleiben?
 Welche Qualitäten und Haltungen eines Unternehmens brauchen junge Menschen heute, um sich zum eigenen und zum Wohle des Arbeitgebers entfalten zu können?
 Was bedeutet das für Führung und Wertebewusstsein in den kommenden Jahren?
 Wie nutzen wir diese aktuellen Erkenntnisse in Projekten, die etwas bewirken?

Acht Atemzüge der Prozessarchitektur

Ein Planungs-Prozess in Gruppen ist vergleichbar einer Folge von Atemzügen, die wieder Teil eines größeren Atemzuges sind. Das Einatmen entspricht dabei der Phase des Öffnens, das Ausatmen der Phase des Schließens und Focusierens.

acht Atemzüge

  1. AUFRUF „Call“
  2. KLÄREN (PURPOSE, Sinn&Zweck)
  3. EINLADEN (Design)
  4. TREFFEN
  5. ERNTEN – SINN UND BEDEUTUNG GEBEN
  6. HANDELN
  7. REFLEKTIEREN und LERNEN
  8. DAS GANZE ZUSAMMENHALTEN

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Die vier Dimensionen der Art of Hosting Praxis

(The Four Fold Practice)
Es gibt vier grundlegende Haltungen bzw. Praktiken bei Art of Hosting. Sie sind auch wegweisend für einen partizipativen Führungsstil.

1. Präsent sein
2. Gespräche üben und Praxis bekommen
3. Zu Gesprächen einladen
4. In einer Gemeinschaft von Lernenden gemeinsam kreativ sein

vier DimensionenDie vier Dimensionen beschreiben den Weg einer Lebenspraxis.
Wirklich bereit zu sein, geschickt Gespräche anzustoßen und ein guter Gastgeber oder eine gute Gastgeberin für respektvolle Dialoge zu sein und dabei vertrauensvoll mitzuwirken, sind alles Praktiken und Fähigkeiten, die leicht verstanden sind, jedoch braucht es stetige Praxis und Übungsräume, um diese Fähigkeiten zu verinnerlichen und zu verfeinern.

Papst Franziskus setzt auf Art of Hosting

Es war das erste Mal, dass ein Papst nicht nur seine engsten Mitarbeiter aus der Kurie, sondern alle seine Angestellten und ihre Familien zu einem weihnachtlichen Treffen eingeladen hatte. Franziskus dankte den „Unbekannten und Unsichtbaren“, die im Vatikan arbeiten. Dabei nannte er „die Gärtner, die Putzleute, die Portiere, die Abteilungsleiter, die Liftführer, die Sachbearbeiter und viele, viele andere“. Papst Franziskus setzt auf Art of Hosting weiterlesen