Das Fest der heiligen Familie – einmal ganz anders

Homilie von P. Johannes Paul Abrahamowicz am 28.12.2024

„… Seine Mutter aber bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen. Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.“ Lk 2, 41 – 52

Am Fest der Heiligen Familie könnte man sich fragen, ja, was sollen wir jetzt also tun? Das ist immer eine der häufigsten Fragen, was sollen wir tun? Vielleicht ist das gar nicht so gut, dass wir uns das immer wieder fragen. Solange wir uns immer nur fragen, was soll ich tun, fragen wir uns gar nicht, was sagt uns denn Gott Schönes?

Kennen Sie diesen Spruch? Wenn man sagt, was gibt es da heute Gutes zu essen? Und dann sagt jemand das und das, na ja, ich habe gefragt, was es Gutes gibt. Das ist so ein Schmäh, um zu sagen, ich erwarte mir was Gutes. Das wäre gar nicht so schlecht, wenn wir mit dieser Einstellung in jeden Gottesdienst gehen. Was hören wir denn Gutes heute von Gott? Was hören wir denn Gutes? Wenn wir immer nur mit der Einstellung kommen, was muss ich denn machen, womöglich, damit dann Gott gut zu mir ist. Nein, was höre ich denn Gutes? Denn Gott ist gut zu mir.

Dann könnte man also denken beim Fest der Familie, ja, ich muss das und ich muss das und ich muss das machen. Und die Familie sei, weiß Gott, was für ein Vorbild. Aber wenn ich mir jetzt dieses Gebet anschaue, das wir am Beginn der Messe gesprochen haben (1) , ist schon sehr wichtig, dass hier nicht darüber gesprochen wird, wie die Blutsverwandtschaft und das eheliche Verhältnis ist. Weil wir wissen eh, wie das eheliche Verhältnis  zwischen Josef und Maria ist. Und dass Jesus eigentlich ein lediges Kind ist. Also so ein großes Vorbild kann dieses Verhältnis gar nicht sein. Vielmehr ist etwas anderes das Vorbild. Die Liebe zwischen Vater, Mutter und Kind. Und das haben wir auch in dem Gebet gehabt. „Gib unseren Familien die Gnade, dass auch sie in Frömmigkeit und Eintracht leben und einander in der Liebe verbunden bleiben.“

Das Gebet geht dann noch weiter, aber das ist schon der Hauptsatz, der wichtigste Satz, in diesem Gebet. Und die Liebe ist klar. Wenn wir sehen, die Mutter braucht etwas oder der Vater braucht etwas oder wenn die Eltern sehen, das Kind braucht etwas, dann hilft man. Aber wenn es nicht so einfach ist, wenn es nicht so einfach ist, dann wird es schwierig. Wenn das Kind etwas haben möchte und wir sind dann nicht so sicher, ob das etwas Gutes ist. Oder wenn die Eltern was haben wollen und die Kinder sind nicht ganz sicher, ob das etwas Gutes ist. Der 90-jährige Opa möchte den Autoschlüssel wieder haben. Ist das sowas Gutes? Dann sage ich, ja ich liebe den Opa und deswegen gebe ich ihm den Schlüssel. Also das sind aber Beispiele, wo es sehr einfach ist, zu entscheiden, das ist was Gutes und das ist nicht was Gutes. Dann ist es besser, man schenkt dem Opa Zeit, Liebe, Gespräch, aber nicht den Schlüssel.

Es gibt aber andere Augenblicke, wo weder die Eltern genau wissen, was für das Kind gut ist, noch die Kinder wissen, was für die Eltern gut ist. Und da sehe ich im Evangelium, aber auch in den Evangelien der letzten Tage, ein Vorbild, ja ein Beispiel etwas, woran wir ein Beispiel nehmen können.

Und das sind Augenblicke, in denen sich Gott einmischt in das Leben. Und wenn Gott sich einmischt in das Leben, wissen wir oft nicht, wozu, wo soll das hinführen? Wie soll ich darauf reagieren? Und das ist bei Maria der Fall. Zum Beispiel, die Engel sagen den Hirten, geht nach Bethlehem. Dort werdet ihr finden, das Kind in der Krippe und das ist also weiß ich was alles, der König und Friede auf Erden und alles mögliche, dann gehen sie hin und finden das genauso, wie die Engel es ihnen gesagt haben. Und dann heißt es unter anderem, und sie erzählten es, dass die Engel ihnen das gesagt haben und dass sie alles so vorgefunden haben.

Und Maria staunt, aber bewahrt es in ihrem Herzen. Sie kommentiert es nicht gleich. Aber ähnlich war es schon vorher bei der Verkündigung. Du, junges Mädchen, bist noch gar nicht verheiratet, du sollst ein Kind bekommen, dieses Kind ist nicht irgendwer, ist der Höchste und so weiter. Maria sagt, Moment, wie soll das geschehen? Ich bin ja nicht verheiratet. Macht euch keine Sorgen, auch da mische ich mich ein. Und Maria sagt, okay. Sie sagt nur „okay“, sie sagt „ja, ich bin bereit“, aber sie trifft keine Entscheidungen. Und das ist vielleicht gut.

Man muss nicht immer eine Entscheidung treffen. Wenn Gott sich einmischt, kommt es darauf an, ob ich mich auskenne oder nicht. Wenn ich mich nicht auskenne, kann ich es einfach auch so stehen lassen. Und bei den Hirten kennt sie sich auch nicht weiß Gott wie aus. Sie denkt aber sicher auch an das, was die Hirten sagen und was der Engel Gabriel gesagt hat. Das passt doch irgendwie zusammen. Aber sie kann sich noch nicht genau etwas daraus reimen. Sie denkt darüber nach. Dann bringen sie das Kind in den Tempel und der Simeon, der gerechte Simeon, der sagt auch ganz, ganz großartige Dinge, wir feiern das am 2. Februar (2). Die Eltern staunten. Aber es heißt nicht, dass sie es kommentiert haben. Also jetzt wird auch Josef hinzugenommen, das finde ich sehr nett, dass nicht nur Maria, sondern auch Josef staunen.

Gott mischt sich ein. Wie oft mischt sich Gott in dein Leben ein? Du kennst dich nicht aus. Du musst nicht gleich weiß Gott was entscheiden. Du musst nicht. Lass es einfach einmal geschehen.

Und dann, wenn das Kind zwölf Jahre alt ist. Sie haben es eh schon ziemlich erwachsen behandelt. Denn ab dem 12. Lebensjahr gilt man schon als Erwachsener mit einer bestimmten Feier dazu. Und wenn sie mit der ganzen Gruppe, mit der sie hin gepilgert sind, auch wieder zurück pilgern und sie finden das Kind nicht gleich. Naja, der ist ja schon erwachsen, der wird ja irgendwo mit der Gruppe sein. Ist ja eine größere Gruppe. Dann sehen sie, dass er nicht da ist. Und dann gehen sie ihn schon suchen. Und Jesus sagt so komische Dinge: „Wieso habt ihr mich in ganz Jerusalem gesucht? Es wäre schneller gewesen, wenn ihr gleich im Tempel gesucht hättet. Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, das meinem Vater gehört?“

Das ist doch etwas. Wir können nicht einfach sagen, ja ist eh klar, wir kennen uns aus. Ja, im Nachhinein, im Nachhinein. Aber für Maria ist das nicht so klar und deutlich. Dann geht er mit ihnen mit, ist ihnen gehorsam und zum Schluss heißt es wieder, seine Mutter aber bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. Was hat ihr das gebracht? Das hat ihr gebracht, dass dann beim Leiden Jesu sie einiges verstanden hat. Und dann war sie nicht entsetzt darüber, dass ihr Sohn so leidet. Sie war sicher sehr, sehr entsetzt darüber, wie ihr Sohn leidet. Aber sie hat schon verstanden, was es heißt. Und damit sind schon viele Sorgen weggenommen. Sie hat die ganz normale mütterliche, das mütterliche Mitleiden gehabt beim leidenden Sohn. Aber sie hat nicht die große Frage gehabt, wieso das Ganze. Das hat sie alles im Herzen bewahrt seit der Kindheit.

Also wenn Gott sich in unser Leben einmischt, dann müssen wir nicht gleich Entscheidungen treffen. Lassen wir es einmal geschehen. Und auch das ist Liebe. Liebe zwischen den Eltern und den Kindern. Amen.

(1) Tagesgebet
Herr, unser Gott, in der Heiligen Familie hast du uns ein leuchtendes Vorbild geschenkt. Gib unseren Familien die Gnade, dass auch sie in Frömmigkeit und Eintracht leben und einander in der Liebe verbunden bleiben. Führe uns alle zur ewigen Gemeinschaft in deinem Vaterhaus. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

(2) Am 2. Februar feiern wir das Fest der Darstellung des Herrn, das im Volksmund oft als Mariä Lichtmess bezeichnet wird. Dieses Fest erinnert an die Darstellung Jesu im Tempel, wie im Evangelium nach Lukas (Lk 2,22-40) berichtet wird. Es ist eng verbunden mit der Begegnung Jesu mit Simeon und Hanna, die ihn im Tempel erkennen und als das „Licht für die Völker“ preisen.

Evangelium und Predigt im O-Ton.

Transkript des Audio-Mittschnitts möglicherweise mit Hör- und Tippfehlern von Harald Preyer.