Gute Bilder, ansprechende Photos, die etwas bei uns als Betrachter auslösen, sind meist in ein besonderes Licht getaucht. Dieses Licht ist einfach da. Es fällt uns meist gar nicht gesondert auf. Es macht das Bild zu einer besonderen Quelle von Inspiration. Wir wollen es aufmerksam betrachten, ja manchmal hinein versinken.
Attraktive Organisationen strahlen eine Anziehungskraft aus, die wir auch nicht unmittelbar zuordnen können. Sie ist nur einfach da und fasziniert uns. Dort wollen wir Kunde sein. Dort wollen wir gerne mitarbeiten. Diese Unternehmen empfehlen wir gerne weiter.
Im alten Paradigma von Organisationen hat es genügt, die Attraktivität in einfachen messbaren Kenngrößen zu beschreiben und zu steigern. Dazu zählen Qualität, Umsatz, Ertrag, Gewinn, Marktanteil, vielleicht noch Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit. Das war für uns Führungskräfte messbar, kontrollierbar, steuerbar.
Im neuen Paradigma unserer Zeit spüren wir, dass die Komplexität von Organisationen rapide ansteigt. Zusammenhänge sind nicht mehr nur kausal- wenn sie es denn jemals waren. Mehr Engagement und mehr Leistung führen nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen. Es ist vielmehr eine besondere Haltung aller Beteiligten, die über Erfolg und Zukunftsfähigkeit des Ganzen entscheidet. Diese Haltung ist das besondere Licht im Bild. Sie ist nicht durch Vorschriften gestaltbar, nicht durch Ziele erreichbar und nicht durch Motivation steigerbar.
Es braucht Mut, die Sehnsucht nach Kontrolle zu reduzieren und in der Balance zwischen Ordnung und Chaos Emergenz zuzulassen. So entsteht Energie, die zum Wohle des Ganzen entstehen will aus sich selbst und aus der Gruppe, dem Team heraus – wie groß oder klein es auch immer sein möge. Emergenz ist das scheinbar nicht steuerbare nicht vorhersagbare und nicht kontrollierbare Entstehen von Neuem. Es ist die Fähigkeit einer Organisation sich selbst neu zu erschaffen. Das macht der klassischen Hierarchie oft Angst, weil sie glaubt, überflüssig zu werden.
Art of Hosting ist ein Modell, um Komplexität zu nutzen und voller Respekt und Wertschätzung Zukunft zu gestalten. Es geht um das Bewahren des Guten und Erfolgreichen bei gleichzeitigem Fördern des Neuen und Unbekannten. Die theoretischen Grundlagen und die praktischen Anwendungsmöglichkeiten hat C. Otto Scharmer schon 2008 in seinem vielbeachteten Artikel „Führen vor der leeren Leinwand“ beschrieben.
Ein Zitat daraus: „Das Fundament unseres sozialen, ökonomischen, ökologischen und spirituellen Wohlergehens ist gefährdet. Die Komplexität dieser Probleme bedarf einer kollektiven Führungsfähigkeit, die uns die Instrumente an die Hand gibt, bewusster, zielgerichteter und effektiver auf Herausforderungen zu antworten und gemeinsam handlungsfähig zu werden. Handlung und Führung brauchen eine neue Qualität, die sich an einer zukünftigen Möglichkeit orientiert und aus Mustern der Vergangenheit ausbricht.“
Kurz: Wir müssen lernen, aus der Zukunft zu lernen“.
Folgende Fragen aus meinem Impuls laden zum Weiterdenken an:
Was müssen wir heute erkennen, zulassen und fördern, um morgen erfolgreich zu bleiben?
Welche Qualitäten und Haltungen eines Unternehmens brauchen junge Menschen heute, um sich zum eigenen und zum Wohle des Arbeitgebers entfalten zu können?
Was bedeutet das für Führung und Wertebewusstsein in den kommenden Jahren?
Wie nutzen wir diese aktuellen Erkenntnisse in Projekten, die etwas bewirken?