Angelus – der Engel des Herrn

Das Fest der Verkündigung des Herrn am 25. März bezieht sich auf die Ankündigung der Geburt Jesu an Maria durch den Engel Gabriel, wie sie das Lukasevangelium (1, 26–38) erzählt. Im Laufe der Zeit hat dieses Fest verschiedene Namen gehabt, die es teils als Marienfest (Mariä Verkündigung), teils – so auch heute – als Herrenfest kennzeichnen: Verkündigung des Herrn (lat.: Annuntiatio Domini). Im Mittelpunkt steht die Menschwerdung Jesu aus Maria. Dabei betont Lukas die geistgewirkte Empfängnis Jesu („der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“; Lk 1, 35), Gott als Vater des Kindes („Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden“; Lk 1, 35) und die zentrale Bedeutung Jesu im göttlichen Heilsplan („Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben“; Lk 1, 32 f.). Durch Marias Antwort auf die Engelsbotschaft: „fiat mihi“, „mir geschehe“ nach deinem Wort, stellt sie sich ganz dem göttlichen Willen zur Verfügung.

Aus dem lukanischen Text der Verkündigung entstand im Mittelalter der „Engel des Herrn“ (Angelus), in dem die Gläubigen sich dreimal am Tag, ähnlich dem Stundengebet der Klöster, das Geheimnis der Menschwerdung als Beginn des Erlösungsgeschehens in Erinnerung rufen.

Mit dem Datum des 25. März, neun Monate vor Weihnachten, ist dieses Fest in der Ostkirche seit dem fünften Jahrhundert bezeugt, im Westen seit dem siebten Jahrhundert.

Quelle: Magnificat – das Stundenbuch.

Mittags um 12:00 läuten bei uns die Glocken von St. Benedikt am Leberberg laut für rund drei Minuten. Das ist die Zeit für Yuliya und mich, gemeinsam den Angelus zu beten, der im Text erwähnt wird, wenn wir beide zuhause sind. Und sonst tun wir das getrennt und fühlen uns im Gebet verbunden mit Millionen von Menschen auf der ganzen Welt, die den Angelus gleichzeitig auch beten.

Benedikt XVI – Der Engel des Herrn (Angelus in German)

Vater unser

Heute ist ein ganz gewöhnlicher Tag im Kirchenjahr, ein Dienstag in der Fastenzeit. Und doch offenbart uns das Tagesevangelium einen Schatz: Jesus lehrt seine Jünger, wie sie beten sollen. Mt 6, 7–15

Er hat diese Worte vermutlich auf Aramäisch – der damaligen Umgangssprache – gesprochen, nicht auf Hebräisch, der damaligen Gebetssprache. Und er hat auch nicht die Anrede „Adonai“ oder „Elohim“ für „GOTT“ verwendet. Er sagte viel mehr „Vater“ im Vater unser.

WORTE DES HEILIGEN VATERS

Jesus [distanziert] sich vom Gebet der Heiden: Ihr sollt »nicht plappern […], die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen« (Mt 6,7). Hier spielt Jesus vielleicht auf jene „captatio benevolentiae“ an, die die notwendige Vorbedingung für viele Gebete in der Antike war: Die Gottheit musste irgendwie beschwichtigt werden durch eine lange Reihe von Lobpreisungen, auch von Gebeten. Denken wir an jene Szene auf dem Berg Karmel, als der Prophet Elija die Priester des Baal herausforderte. Sie schrien, tanzten, baten um viele Dinge, damit ihr Gott sie erhören möge. Elija dagegen schwieg, und der Herr offenbarte sich Elija.

Die Heiden meinen, dass man betet, indem man redet, redet, redet, redet. Und auch ich denke an viele Christen, die meinen, dass beten bedeutet – verzeiht mir –, „mit Gott zu reden wie ein Papagei“. Nein! Man betet aus dem Herzen, von innen heraus. Du aber – sagt Jesus – wende dich, wenn du betest, an Gott wie ein Kind an seinen Vater, der weiß, was es braucht, noch ehe es ihn bittet (vgl. Mt 6,8). Es könnte auch ein stilles Gebet sein, das „Vaterunser“: Im Grunde genügt es, sich unter den Blick Gottes zu stellen, sich seiner Vaterliebe zu erinnern, und das genügt, um erhört zu werden. Es ist schön, daran zu denken, dass unser Gott keine Opfer braucht, um seine Gunst zu erwerben! Er braucht nichts, unser Gott: Im Gebet verlangt er nur, dass wir einen Kommunikationskanal mit ihm offenhalten, um stets zu entdecken, dass wir seine geliebten Kinder sind. Und er liebt uns sehr. (Generalaudienz, 2. Januar 2019)