Could the Past Ever Catch Up?

The Ghosts of the Board: Would a Chess Grandmaster from a Century Ago Survive Today?

The pieces are set, the clock is ticking, and across the board sits a legend—José Raúl Capablanca, the Cuban world champion, a master of endgames, a genius of effortless precision. His hands hover over the board, poised to strike with the natural elegance that defined his era. Yet, as the game unfolds, something feels off. His opponent, a modern grandmaster, barely seems to think. Every move is met with a response that feels cold, mechanical, and devastatingly precise. Capablanca plays like a human; his opponent plays like something beyond that.

This is the reality of chess today.

A century ago, chess was a game of intuition, creativity, and deep positional understanding. Masters like Capablanca, Emanuel Lasker, and Alexander Alekhine dominated with their ability to see patterns, predict their opponents‘ plans, and exploit weaknesses through sheer strategic brilliance. But the chess of today? It is something else entirely. The rise of computers has transformed the game, shifting the emphasis from artistry to preparation, from inspiration to calculation.

A Game Rewritten by Machines

For most of chess history, the best move in any position was a matter of debate, experience, and educated guesses. A player’s strength was measured by their ability to navigate uncertainty. But today, uncertainty barely exists. Chess engines—armed with unfathomable processing power—have revealed the absolute truth of the game. There is no need to guess. There is no need to trust instinct. The best move is simply known.

In this new era, the highest levels of play are dictated by those who can memorize and execute the most optimal sequences. A single lapse in preparation can mean immediate defeat, and the once-revered ability to „outplay“ an opponent in a fair fight is vanishing. Even Bobby Fischer, one of history’s most creative players, saw this shift coming decades ago:

> “I hate chess today. It’s all about memorization, it’s all about pre-arrangement… creativity is lower down on the list.”

For a player like Capablanca, stepping into a modern tournament would be like a poet from the Renaissance trying to compose in a language they’ve never heard before. He would face opponents who had trained not just against humans but against gods—superhuman algorithms that have analyzed every opening, every endgame, every subtle nuance of the board to a depth he could never have imagined.

The Death of the Romantic Era

The beauty of Capablanca’s play was his simplicity. He didn’t rely on brute-force calculations but on elegance, fluidity, and an intuitive grasp of positions. In his time, that was enough to dominate. Today, it would be a fatal flaw. Modern grandmasters, raised in the age of Stockfish and AlphaZero, have absorbed decades of computational knowledge. They don’t just think—they recall. They execute. They have seen every position before, not once, but thousands of times, burned into memory through endless hours of engine-assisted study.

It’s not that Capablanca wasn’t a genius—he was. It’s that the rules of engagement have changed. The game has evolved beyond the reach of even the greatest minds of the past. Today’s players are not necessarily smarter, but they are armed with knowledge that was once unknowable.

Could the Past Ever Catch Up?

If Capablanca were born in this era, given the same tools and training, there’s little doubt he would rise to greatness once more. The best minds always adapt. But if he were transported exactly as he was, from 1920 to 2025, and dropped into a modern tournament? The answer is clear:

He wouldn’t stand a chance.

Quelle: Facebook Posting meines Freundes Thomas Pöll am 11.2.2025

Ist ChatGPT der „bessere“ Künstler? 

Kann KI Kunst schaffen? Gespräche mit Künstlern, Galeristen, Betrachtern anlässlich der ART VIENNA in der Schönbrunner Orangerie und ein Besuch bei Hermann Staudinger auf der Rieglerhütte.

Wien, 17.9.2023, Harald Preyer

„Die Frage könnte verstören und von den Ausstellern als Provokation verstanden werden“, warnen mich Kollegen im Vorfeld meines Besuches der Art Vienna. „Genau das will ich ja“ denke ich mir: Eine Pro-Vocation – ein „Für-Etwas-Rufen“. Es könnten Streitgespräche werden, oder auch Versuche einer Annäherung. Dabei habe ich mir den Titel nur geliehen. Das war der Arbeitstitel einer Abgeordneten zum Nationalrat für ein Gespräch mit Freunden im Palais Epstein in der letzten Woche. Dort meinte denn auch sinngemäß der nach 23 Jahren abtretende Rektor der Angewandten Gerald Bast: „Im Idealfall kann Künstliche Intelligenz Künstlern den Rücken freihalten und einfache Routineaufgaben für sie erledigen, damit sie Zeit für das Wesentliche, für Fantasie und Inspiration haben.“

Vor einem Bild im vorletzten Raum in der tropisch warmen Orangerie steht verzückt eine junge Frau als würde sie gerade in einen Ozean aus Kobaltblau mit orangem Farbklecks eintauchen.

Gottfried Mairwöger, Réunion, 1998,
Öl auf Leinen, 150 x 130 cm

„Was macht das Bild mit Ihnen?“ frage ich sie leise, weil ich sie nicht aus ihrer Trance wecken wollte. „Oh. Es liebt mich. Ich liebe es. Ich bin grad weit weg und nah dran. Spüren Sie es auch? Das ist der Fluchtpunkt der Sehnsucht, der Hoffnungsstrahl aus dem Jenseits, das Ziel meiner Träume. Meine Sehnsucht hat ein Zuhause.“ Da ist ein Funke übergesprungen, wie ein Künstler später an diesem Nachmittag sagen wird.

„Es muss doch nicht alles immer perfekt sein. Menschen machen halt auch Fehler. Das macht sie ja gerade menschlich. Und das ist der Unterschied zwischen Mensch und Maschine“, meint eine Kunsthändlerin, der ich die Titelfrage stelle. „Künstliche Intelligenz ist ja schon uralt. Sie gibt es im Web seit wir die Möglichkeit haben, auf das Wissen der Welt von unserem Computer zuzugreifen. Das ermöglicht uns vergleichende Betrachtung von Gedanken, Konzepten und Kunstwerken zu einem Stichwort. Wir können aus viel Ähnlichem unser Eigenes schaffen und damit andere konfrontieren. Das ist Kunst“, erklärt mir eine Universitätsdozentin, die auch mit Kunst handelt.

„Der Betrachter kann unsere Installation betreten, Teil des Raumes werden. Wir schaffen mit unterschiedlichen Programmen neue Wirklichkeiten, die wir zu einer kompletten Webseite zusammenfügen. Die ganze Seite verkaufen wir dann an den Sammler. Er kann die URL in seiner Kommunikation nutzen und damit seinen Freunden und Kunden den Schlüssel zu neuen Räumen öffnen“ schwärmt ein Kunsthändler aus Oberösterreich, der in Wien eine Galerie betreibt. Ich betrete auf meinem Handy einen dieser Kunsträume und lausche der beschwörenden Göttin aus einer anderen Welt mit ihrem „Appell an die Menschlichkeit“. Ihr Gesicht erinnert mich an einen Fantasy-Film. Ihre Gedanken haben eine Ordnung und Klarheit, die mich beeindrucken. „Alles mit Künstlicher Intelligenz zusammengefunden“ meint der Schöpfer der Seite stolz.

Nach etwas mehr als zwei Stunden und intensiven Interviews mit unterschiedlichsten Menschen freue ich mich an diesem strahlenden warmen September Nachmittag auf den kühlen Wald. Wir wollen noch Hermann Staudinger, einen lieben Freund und seit mehr als 30 Jahren Künstler, in seinem Haus nahe der Rieglerhütte besuchen. Er hat selbst am Freitag ein Bild zur Eröffnung der Messe ausgestellt. Im angenehm entspannten fokussierten Gespräch erzählt er mir zwei Geschichten, die sein Leben beeinflusst haben.

 

Hermann Staudinger, Im Auer-Welsbach-Park in Wien, Baum-Bild in Gold

Bei einer Ausstellung in New York betrachtete er ein Bild mit einem schwarzen Quadrat, ein „Black Painting“ von Ad Reinhardt. „Da hat sich wieder einmal einer am Schwarzen Quadrat von Kasimir Malewitsch versucht, dachte ich mir am Anfang. Dann habe ich genauer hingesehen. Es waren in Wirklichkeit mehrere Quadrate mit unterschiedlichen Nuancen von Schwarz. Schwarz mit einem zarten Blau, mit rot. Das Bild hatte eine Tiefe, wie ich sie noch nie gesehen habe.“ In Paris im Louvre musste ihm seine charmante Frau Elke versprechen, dass sie nicht die Mona Lisa besuchen würden. Nach einem langen Tag blieb ihnen am Ende noch eine Stunde übrig und sie waren gerade nahe bei Leonardo da Vinci. Es lag also doch nahe, noch einen kurzen Blick auf das wahrscheinlich berühmteste Bild der Welt zu werfen, an dem der Künstler ja sein ganzes Leben lange gearbeitet haben soll. „Die junge Frau hat mir direkt ins Herz geschaut. Sie hat mich berührt wie kein Bild vorher und nachher.“

Mona Lisa (La Gioconda), Leonardo da Vinci, 1503–1506, Musée du Louvre, Paris

Liegt das am zarten Lächeln mit geschlossenem Mund? Sind es die nicht ausgeführten Umrisse (sfumato)? Oder hat der Meister der italienischen Renaissance sein Vermächtnis in das Bild gelegt und das Rezept dazu in sein Grab mitgenommen? Bei Leonardos Tod, im Jahr 1519, befand sich das Bild jedenfalls in seinem Besitz, wurde also niemals dem Auftraggeber abgeliefert. Bei Hermann ist in beiden Fällen ein Funke übergesprungen, der ihn spüren ließ, was er nie vorher empfunden hat. Ist es das? Ist dieser Funke das, was Kunst von Handwerk unterscheidet?

„Kann man diesen Funken vermessen, mathematisch beschreiben?“ wollte der sympathische Linzer Architekt wissen, der seit Beginn unseres Gespräches Zigarre rauchend an der Ecke des Tisches saß und nichts sagte, nur interessiert zuhörte. „Wenn man es nämlich nicht als Algorithmus beschreiben kann, dann wird Künstliche Intelligenz es nicht erschaffen können“, zitierte er stolz seinen Nachzügler, der an der Universität Informatik studiert.