Partizipative Führung gewinnt!

Change-Management:

Von Volker Jacobs

17. Dezember 2015

Es ist schon viel darüber geschrieben worden, warum Wandel vielen Organisationen so schwer fällt. Ein Faktor wird dabei jedoch immer wieder vernachlässigt: Die Rolle, die Führungskräfte dabei spielen.

„Stimmt doch gar nicht!“- werden viele Personalleiter und Vorstandsvorsitzendes jetzt rufen. „Natürlich haben wir in den vergangenen Jahren alles gegeben, um starken und qualifizierten Führungskräftenachwuchs heranzuziehen“. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: 82 Prozent aller Führungskräfte gelingt es nicht (trotz angeblich vorhandener Schlüsselkompetenzen) durch ihr Wirken einen positiven Einfluss auf das Unternehmensergebnis zu nehmen.

Rund ein Viertel aller Unternehmen hat Chefposten an Menschen vergeben, die ihnen nicht dabei helfen werden, das Unternehmen in die Zukunft zu bringen. Dass das auch Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis hat, versteht sich von selbst: Um bis zu 50 Prozent fällt die Performance von Firmen mit schlechten Chefs schlechter aus.

Eine Umfrage unter 5.000 Personalleitern weltweit ergab, dass das Hauptproblem in der Überforderung von Führungskräften liegt. Wer den modernen Zeiten nicht gewachsen ist, verschanzt sich gerne hinter Silo-Denken und Bürokratien. Moderne Führungskräfte, die mehr Offenheit leben und die ihre Rolle als Chef vor allem als Wegbereiter und Enabler sehen, haben Teams, die um 68 Prozent innovativer, um 35 Prozent engagierter und um 21 Prozent anpassungsfähiger sind als Teams eher traditionelle Führungskräfte. Gerade mal 12 Prozent aller Führungskräfte besitzen die Denkweisen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die ihnen helfen könnten, Wert für das Unternehmen als Ganzes zu schaffen.

Unternehmen, die das verändern wollen, sollten ihre Führungskräfteentwicklungsprogramme grundlegend überdenken. Analytische Fähigkeiten und Durchsetzungsfähigkeit haben zwar noch nicht ausgedient, doch wer eine Firma erfolgreich in die Zukunft führen will, sollte sich vom Einzelkämpfer zum unternehmerisch denkenden Vorbild entwickeln. Diese, von uns als Enterprise Leader bezeichneten Führungspersönlichkeiten, haben fünf Dinge verstanden:

1. Wer nimmt, muss auch geben.
Niemand ist perfekt. Enterprise Leader sind offen für Inspirationen und Input von außen. Sie sind aber auch bereit, Ihr Wissen zu teilen, weil sie erfahren haben, dass der Wert des Wissens steigt, wenn man ihn teilt.

2. Vieles entdeckt man jenseits der gewohnten Pfade.
Effizienz ist wichtig. Doch manchmal muss man Umwege gehen, um das Neue in die Welt zu bringen. Effektivität kann und darf nicht das alleinige Mantra sein. 71 Prozent aller Personalleiter sagen, dass ein zu gleichförmiges Netzwerk für Führungskräfte ein Hemmschuh ist und dass sie sich mehr Diversität, Offenheit und Varianz wünschen würden.

3. Der beste Lehrer ist der, der anderen hilft, es selbst zu tun.
Führungskraft zu sein bedeutet nicht, dass man alles besser können muss. Das Gegenteil ist der Fall: Enterprise Leader helfen ihren Kollegen und Mitarbeitern, dass was sie können, auch tun zu können.

4. Zusammenarbeit ist alles
Unternehmen, denen es gelingt eine Kultur der Zusammenarbeit zu entwickeln, sind elf Prozent profitabler als Firmen, die streng hierarchisch aufgebaut sind. 64 Prozent aller von uns befragten Führungskräfte gaben an, den überwiegenden Teil ihrer Arbeitstage mit Dingen zu verbringen, die vollkommen neu für sie sind. Enterprise Leader sind so aufgestellt, dass sie sich immer Hilfe holen können.

5. Man muss seine Schwächen kennen, um stark zu sein.
Direkt darauf angesprochen, sagen 56 Prozent aller Führungskräfte sie hätten nicht das richtige Netzwerk, um ihr Unternehmen optimal in die Zukunft führen zu können. Nur 39 Prozent sagen, dass es ihnen gelingt, mit Kollegen und Mitarbeitern auch Gespräche über Probleme jenseits ihrer Aufgabenfelder zu führen. Enterprise Leader erkennen, wie sehr diese Kultur begrenzt. Und sie setzen alles daran, diese aufzubrechen.

Unternehmen, die Enterprise Leader an sich binden wollen, muss es gelingen, neue Vorbilder zu entwickeln. Viele Führungskräfte haben sich ihr Auftreten und ihre Werte bei ihren vorherigen Chefs abgeschaut – in aller Regel waren das eher autoritäre Chefs. Kein Wunder, dass der Ton in vielen Unternehmen deshalb noch rau ist. Eine Möglichkeit, die Kultur aufzubrechen, wäre es, transparenter mit vielen Themen umzugehen. Dazu gehört auch die Qualifikation von Führungskräften.

Nur ein Drittel aller von uns befragten Führungskräfte gab an, dass sie sich wertgeschätzt fühlen, wenn sie sich für Kollegen oder ihr Team einsetzen. Diese Zahl ist verheerend, denn wenn die meisten Unternehmen noch immer, das Alpha-Tier als Chef-Idol ausruft, braucht man sich nicht wundern, wenn es um die Kollaborations- und Innovationskultur in Unternehmen meist nicht gut bestellt ist.

Organisationen, die in dieser sich immer schneller wandelnden Unternehmenswelt mittel- und langfristig erfolgreich sein wollen, brauchen neue Führungskräfte. Es ist an der Zeit, dass wir in der Einzelkämpfer-Welt den Reset-Knopf drücken.


Früher war Chefsein einfach. Heute werden Wegbereiter gesucht, die Wissen und Kreativität zum Fließen bringen.