Digitalisierung – Bedrohung oder Chance?

eine sehr persönliche Nachlese von Harald R. Preyer
Stift Göttweig, am 12.10.2018

Donnerstag, 07:40 Von Ober St. Veith fahren wir – ein Kollege und ich – über die Westautobahn Richtung St. Pölten. Es ist wenig Verkehr und wir haben die Sonne im Rücken. Der Wienerwald leuchtet in herbstlicher Pracht. Ein Farbenspiel der Natur in tausend Tönen, mit einer intensiveren Farbpalette als die Werke von Claude Monet, die gerade in der Albertina gezeigt werden. Vorbei an Stift Herzogenburg, der Donau entlang. Wir biegen auf die Schnellstraße 37a Richtung Mautern ab und nach fünf Minuten der erste Blick auf Stift Göttweig. Majestätisch thront die Krone der Wachau unübersehbar auf dem Göttweiger Berg. Wir sehen den Nord-Ost-Turm, der noch aus dem 11. Jahrhundert erhalten ist. Zehn Minuten später endet unsere romantische Fahrt auf dem Parkplatz des Exerzitienhauses. Wir sind nach knapp 50 Minuten gut aus Wien angekommen.

Foto: P. Johannes Paul, O.S.B.

Das große Tor zum Stiftshof ist offen. Der wilde Wein trägt herbstliches rot. Wir gehen durch die Seitentüre über das Mosaik mit dem Fisch – uraltes Erkennungsmerkmal der Christen in der Urkirche.


08:30 Siegfried aus Linz kam schon etwas früher mit dem Zug in Paudorf an. Er hat die Zeit genutzt, die Kirche und den Stiftshof zu bewundern. Er ist das erste Mal da. Regina aus München reiste schon am Vorabend an und hat im Exerzitienhaus übernachtet. Sie kommt seit Jahren immer wieder nach Göttweig. Bei den Göttweiger Dialogen ist sie heute das erste Mal dabei. Herzliche Begrüßung im Refektorium. Es duftet nach Café. Einige unserer Gäste, die langsam eintreffen, nehmen eine Schale Tee. Die Auswahl ist groß. 

09:00 Pater Johannes Paul, unser liebevoller Gastgeber, lässt uns spüren, dass jede und jeder Einzelne von uns ganz herzlich willkommen ist. Er erinnert sich an alle „Stammgäste“, kommt sofort ins Gespräch mit unseren vier neuen Teilnehmern. Man stellt sich einander vor, macht sich bekannt. Und es ist nach kurzer Zeit wie ein Treffen unter guten Freundinnen.

09:30 Wir gehen hinauf in den „Vortragsraum“. Dort stellen wir alle gemeinsam die Sessel um und bilden einen Kreis. Das hat gar nichts Esoterisches, Künstliches. Gar nicht. Es ist einfach eine Form, die das Zuhören mit hoher Aufmerksamkeit und Achtsamkeit unterstützt. Die erste Gesprächsrunde: Jeder stellt sich mit seinem Vornamen vor und sagt, was ihn zum Thema Digitalisierung beschäftigt. Keine langen Selbstdarstellungen. Einfache kurze Antworten. Es wird klar, dass wir alle hier sind, um einen Tag lang Inspiration zu erfahren. Gedanken, Erfahrungen, Befürchtungen, Erwartungen und Lösungen anderer Teilnehmerinnen. 

09:50 Pater Johannes Paul öffnet sein iPad und stellt uns seine wohlüberlegten Gedanken zum Thema „Digitalisierung – Bedrohung oder Chance?“ vor. 

Er macht klar, dass die Bibel zur „Digitalisierung“ im engeren Sinn, im technologischen Sinn keine Antwort hat. Fasst man das Thema allerdings soweit, wie man es fassen muß, um es heute auch wirklich sinnvoll zu diskutieren, dann geht es um nachhaltige Formen von Veränderung. Um neue Haltungen, um Arbeitsteilung. Wir würden heute sagen um „disruptive“ Modelle. Und da kann die Bibel sehr wohl mitreden. Anhand der ausgewählten Bibelstellen inspiriert uns Pater Johannes Paul, das Thema umfassend zu sehen. Er zeigt die Bedrohungen auf. Seine Worte lassen gleichzeitig Lösungen durchblitzen, die zum Weiterdenken anregen.

10:10 Die Diskussion ist eröffnet. Wir tauschen uns aus über die Listening Funktion der Smartphones, über Datenschutz, über die ungeahnten Möglichkeiten des Internet der Dinge, über die menschenlosen Fabriken, die heute überall entstehen. Selbstfahrende Automobile mit einem Nutzungsgrad von 60% statt wie heute rund 15%. Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen. Virtuelle Universitäten. Die Bedeutung von Digitalisierung für den weltweiten Arbeitsmarkt. Neue Qualifikationen, die notwendig werden. Die Eigenverantwortlichkeit im Umgang mit den neuen Medien. Digital Detox. Einkommensmodelle. Predictive Analysis – selbstlernende Algorithmen erkennen auf Grund der Vernetzung vieler Datenquellen, was wir wann wahrscheinlich brauchen werden und machen uns konkrete Angebote.

Wir spüren, dass die digitale Zukunft nicht aufhaltbar ist und wir sehen sie als große Chance für die Menschheit – wenn wir damit verantwortungsbewusst umgehen. Jede einzelne für sich und wir als Gesellschaft.

Was auffällt: Niemand unterbricht. Wir hören respektvoll einander zu. Es braucht keine Rednerliste. Einfache Handzeichen genügen. Beeindruckend auch die hohe Achtsamkeit, mit der jeder von uns die Diskussion bereichert. Keiner will sich profilieren, jede Teilnehmerin bemüht sich, zum großen Gemeinsamen ein sinnvolles Mosaiksteinchen beizutragen.

Foto: Dr. Jürgen Hoffmann

11:00 Pause
Ich nutze die Zeit, um meinem Freund Jürgen, der heute das erste Mal dabei ist, kurz die Kaiserstiege zu zeigen. Die Mitarbeiter im Museumstrakt begrüßen uns herzlich. Wir gehen hinauf zum großen Spiegel, der den Blick auf das größte komplett erhaltene Fresko Paul Trogers freigibt, ohne dass man sich den Hals verrenken muss. Daneben ein Modell von Göttweig aus 1083 – vor dem großen Brand von 1718. Und der Blick aus jedem Fenster hinunter ins Donautal, in die Wachau begeistert. Am Rückweg gehen wir über den Gästegang und durch die Sakristei hinunter zum Chor vor dem Hochaltar und durch die Stiftskirche hinaus zum obligaten Gruppen-Foto auf der Treppe.

12:00 Die beruhigenden Glocken der Stiftskirche läuten 12:00 Uhr ein. Wir haben vor dem Chorgestühl der Mönche auf schönen Hockern Platz genommen. Die tiefen Glocken schwingen aus. Wir sind in einer anderen Welt. Die herbstliche Mittagssonne malt durch die wunderschönen chromatischen Glasfenster ihre vielfärbigen Ornamente auf den Marmorboden. Das hellere Geläute stimmt uns jetzt zum Beginn der Mittagshore ein. Wir stehen alle auf, drehen uns zum Hochalter und verneigen uns, währende der Cantor die alte gregorianische Weise anstimmt: „O Gott komm mir zu Hilfe…“. Wir drehen uns den gegenübersitzenden Mönchen und Teilnehmern zu und verneigen uns voreinander. Nach dem ersten Psalm setzen wir uns und singen leise mit den Mönchen Ihre Psalmen. Einige von uns lassen sich auch einfach nur auf die Stimmung ein. Jedenfalls sind wir alle in Resonanz mit dem Moment, mit dem jetzt, mit einer ganz besonderen Schwingung, die das Überirdische, das Göttliche erahnen lässt.

12:30 Die Mönche verlassen schweigend ihre Plätze, verneigen sich jeweils zu zweit, vor dem Hochaltar und gehen durch die beiden kleinen Türen links und rechts in ihr Refektorium. Sie werden schweigend und andächtig dorthin gehen. Sie werden dort ganz bewusst nicht plaudern, sondern eine Tischlesung hören und erst, wenn der Abt mit seiner kleinen Klingel ein Zeichen gibt, werden sie leise und respektvolle miteinander kurze wohlüberlegte Gedanken austauschen. Mönche quatschen nicht sinnlos. Es ist für sie ein Zeichen der Demut, weniger und dafür Sinnvolles zu sprechen. 

 

Wir gehen mit P. Johannes Paul durch die Kirche hinaus in die Mittagssonne, über den Stiftshof und hinunter ins Restaurant, wo wir schon vom aufmerksam Restaurantleiter, Martin Scherhag, begrüßt werden. Ich hatte leider erstmals vergessen, das Prälatenstüberl für uns zu reservieren. Es ist dennoch reserviert. Der aufmerksame Restaurantleiter hat es selbständig reserviert, weil er sich an mein Mail mit der Einladung zu den Göttweiger Dialogen erinnert hat.

Foto: Dr. Jürgen Hoffmann

Zeitgleich mit uns kamen zwei Busse und die Teilnehmer einer Tagung im Restaurant an. Dennoch sind die Mitarbeiter im Service freundlich und gelassen. Es dauert zehn Minuten länger als sonst und die a la carte bestellten Gerichte aus der Stiftsküche sind serviert. Alles frisch und aus Zutaten der Region zubereitet. Zur Jahreszeit passend. Wir sitzen an Sechser- und Vierertischen, damit auch beim Essen Tischgespräche möglich sind. Eine lange Tafel  hätte ja den Nachteil, dass man meist nur mit dem Gegenüber und den Nachbarn sinnvoll kommunizieren kann.

Nach dem Essen wird ein Körberl durchgegeben. Das ist die Einladung, nach Selbsteinschätzung die Kosten der Konsumation und eine Spende an die Mönche für die aufwendige Dachrenovierung hineinzulegen. Der Partner einer führenden Wirtschaftstreuhandkanzlei – unser langjähriger treuer Teilnehmer Anton – zählt den Inhalt des Körbchens, begleicht die gesamte Konsumationsrechnung der Gruppe bar und übergibt P. Johannes Paul rund 360,– als Spende.

14:15 Mag. Bernhard Rameder, der Leiter der graphischen Sammlung von Stift Göttweig und Nachfolger des legendären verstorbenen Pater Gregor empfängt uns in der Burg. Das ist die zweitgrößte graphische Sammlung nach der Albertina.

Er erzählt uns von einem Original-Dokument aus dem Göttweiger Archiv, das – lange vor Martin Luther – eine Übersetzung von Ausschnitten der Bibel ins Deutsche beinhaltet. Der Bibelübersetzer muss ein Bewohner aus der Gegend gewesen sein. Das gesamte Buch wurde – wie tausende andere auch – in den letzten Jahren digital reproduziert und kann so nun weltweit und immer zur Verfügung gestellt werden, ohne dass die wertvollen Originale Göttweig verlassen müssen. Die Bibelforscher aus aller Welt, denen wir im Restaurant begegnet sind, tagen seit gestern hier, um sich zu diesem Fragment austauschen und weiter zu forschen.

Bernhard zeigt uns das moderne und mobile Modell eines Reproduktion-Gerätes, mit dem in einer Stunde ein 300 Seiten Werk behutsam und in hoher Qualität digital erfasst werden kann.  Auch hier hat Digitalisierung einen hohen Nutzen für die Wissenschaft und schafft neue Arbeitsplätze.

15:00 Wir sind zurück im Vortragsraum. Regina und Andreas haben via Skye den Nachmittagsimpuls vorbereitet. Sie lebt als Führungskraft einer Krankenhaus-Apotheke in München, er als Universitätslektor, Berater und Podcaster in Krems (www.schachenhuber.com). Die beiden lassen uns in einer sehr sympathischen Doppel-Conference an ihren Erfahrungen mit Digitalisierung teilhaben. In beiden Berufsbildern wird rasch klar, dass Digitalisierung eine echte Chance für neue Berufe, besseren Austausch, Innovation und letztlich Lebensqualität bedeuten kann. Klar wird noch einmal, dass es die Verantwortung eines jeden Einzelnen ist, wie sie, wie er damit umgeht. Auch hier gilt wieder einmal, was die Regula Benedicti betont und was auch in der Pharmazie so wesentlich ist: Es geht um das rechte Maß in allem! Dosis facit venenum.

15:45 Letzte Gesprächsrunde. „Was hast Du mitgenommen? Was hat Dich beeindruckt? Womit wurdest Du heute reich beschenkt?“ Und neben viel an DANK und Rührung kamen noch ein paar Schlussakkorde dazu, die das Thema sehr gut abrundeten. 

16:15 Der priesterliche Segen von Pater Johannes Paul für uns alle. Herzliche Verabschiedungen. Austausch von Visitenkarten. Große Freude auf die nächsten Göttweiger Dialoge am 2. Mai 2019.

16:30 Eine kleine Runde findet sich noch auf der Terrasse des Stiftsrestaurants auf ein Gläschen Göttweiger Messwein, einen Café ein Nachklingen lassen des Tages zusammen. Die Donau im Tal lenkt den Blick wie ein silberner Streifen von Krems nach Dürnstein, dessen blauen Kirchturm wir am Horizont noch sehen können.

 

17:50 Die Glocken rufen zur Vesper. Sie werden das auch später zur Komplet tun und morgen in der Früh zur Laudes um 06:00 und zur Heiligen Messe um 06:45. Ich habe mich entschlossen, die nächsten beiden Tage hier zu bleiben, um beim Psalmenwochenende dabei zu sein. Vorher werde ich noch diese persönliche Nachlese geschrieben haben. 

u.i.o.g.d.

OASE GÖTTWEIG

Fünf Tage im Kloster schenken Ruhe, Kraft und Orientierung. Der Rythmus des Tages der Mönche und die Achtsamkeit im Umgang miteinander bilden einen wohltuenden Rahmen für Entspannung und Besinnung auf das Wesentliche im eigenen Leben.

Die OASE Göttweig wird hauptsächlich von Teams und Gruppen von Mitarbeitern  attraktiver Unternehmen genutzt.

Gesundheit, Orientierung und Sinn!
Auftanken in der OASE GÖTTWEIG.

Ein multiprofessionelles Team aus erfahrenen Medizinern, Therapeuten und Coaches betreut gemeinsam mit den Mönchen Menschen beim Finden von Gesundheit, Orientierung und Sinn.

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang, Medizinischer Leiter der OASE GÖTTWEIG

„Als Arzt und Coach begleite ich Menschen auf dem Weg zu Ihrer Gesundheit sowie beim Umgang mit Erkrankungen und schwierigen Situationen.“

Leistungen und Themen

Alle Leistungen verstehen sich als Angebot und können ganz oder teilweise in Anspruch genommen werden.

  • Persönliches Vorgespräch vor der Anmeldung
  • Viel Zeit für Gespräche mit Coaches und Mönchen
  • Bewusstes Erleben von Ruhe
  • Teilnahme an den Gebetszeiten der Mönche
  • Gesundheitsgespräch
    (Belastungssituation, Ressourcen)
  • Messung der Stressverarbeitung und Regenerationsfähigkeit
  • Reflexion beruflicher Aspekte
    (Führung, eigene Position, Ziele, Zukunft)
  • Work Life Balance
    (Beruf, Familie, Körper, Freunde, Geist, ich selbst)
  • Persönliche Visionsentwicklung
    (Wege zu einem erfüllten Leben)
  • Umgang mit Hindernissen
    (persönlich, wirtschaftlich, gesundheitlich)
  • Körperliche Behandlung zur Förderung der Entspannung
    (Osteopathie, Craniosacraltherapie)
  • Mitarbeit im Garten
  • Geführte Wanderungen
    (Rund um den Göttweiger Berg, Wachau, Dunkelsteiner Wald)
  • Vollpension im Refektorium des Exerzitienhauses
  • Parkplatz
  • W-LAN
  • Besuch der aktuellen Ausstellungen im Stift
  • Besichtigung der öffentlich zugänglichen Sehenswürdigkeiten des Stiftes
    (Weltkulturerbe)

Investition

Die Teilnahme am kompletten Programm der OASE Göttweig kostet EUR 1.900,– inklusive Mehrwertsteuer. Anzahlung 20% nach Erhalt der Buchungsbestätigung.

Rahmenprogramm

Mitte April ist mit ein bisschen Glück gerade die Zeit der Marillenblüte in der Wachau.

Im stiftseigenen Marillengarten ist das besonders beschaulich zu geniessen. Stift Göttweig liegt auf einem Berg am Anfang der Wachau. Unsere Gäste können quasi vor der Haustüre alle Aktivitäten nutzen, die diese Kulturlandschaft so einmalig machen. Teilnahme auf eigene Kosten.

  • Geführte Terroir-Wanderung durch die Weinberge und Weinverkostung
  • Donau-Schifffahrt durch die Wachau
  • Besuch von Melk, Dürnstein, Willendorf, Krems
  • Mehrere Golfplätze in der Nähe

Anmeldung (first come first serve)

Bitte um ein formloses Mail oder Anruf.
harald@preyer.wien
+43 (676) 723 82 67

Mitarbeiter ausquetschen funktioniert nicht

Ein spannender Artikel meines Freundes Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek in der Raiffeisen-Zeitung. Er ist auch der medizinische Leiter der OASE Göttweig.

Herr Professor Lalouschek, was
verbirgt sich hinter der Forderung
nach „Gehirngerechter Führung“?
Wolfgang Lalouschek: Gehirngerecht
Führen heißt, die Arbeit als Chefin oder
Chef so zu gestalten, dass ich selbst und
meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Motivation, Freude und dadurch Erfolg
im Job erleben. Kurzfristig werden zwar
auch Techniken des „Ausquetschens“
funktionieren, aber langfristige Erfolge
werden Sie damit niemals erreichen.
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse
belegen eindeutig, dass Emotionen dafür
verantwortlich sind, was wir tun, was
wir nicht tun und wie wir etwas tun.
Also muss ich als Chef so führen, dass
bei meinen Mitarbeitern positive
Emotionen entstehen können.
Gehirngesteuert klingt aber sehr rational
und mechanisch. Was hat Gehirn mit
Beziehungen und Emotionen zu tun?
Lalouschek: Die Idee vom Menschen als
Vernunftwesen, das laufend den eigenen
wirtschaftlichen Nutzen optimiert, ist
veraltet. Die Neurowissenschaft hat
dieses Bild vom „kopfgesteuerten“
Mitarbeiter gedreht – jetzt weiß man um
den enormen Beitrag, den Emotionen
und Beziehungen leisten. Nur wenn der
innere „Hormoncocktail“ in unserem
emotionalen Gehirn ausbalanciert ist,
sind wir leistungsfähig, glücklich und
stresstolerant. Sie kennen das sicher –
gute Beziehungen und ausreichende
Bewegung tun uns gut. Warum? Ganz
einfach, weil Botenstufe im Hirn aktiviert
werden, die zu mehr Wohlbefinden und
Selbstbewusstsein führen. Genau diesen
Mechanismus müssen sich Führungskräfte
laufend vor Augen halten.

Gehirngerecht führen heißt also, die
Gefühle der Mitarbeiter zu steuern?
Lalouschek: Das klingt sehr manipulativ,
lassen Sie es mich so erklären: Wenn
Chefs ein Umfeld schaffen, in denen die
Mitarbeiter eine Chance haben Erfolge
einzufahren, dann haben beide gewonnen.
Denn wenn wir klare Ziele sehen,
die wir mit anstrengender und konsequenter
Arbeit dann auch erreichen und
dieses Erreichen auch wahrnehmen, dann
lernt unser Gehirn: Ja, ich kann das – und
schüttet das Glückshormon Dopamin aus.
Wenn unser inneres Belohnungszentrum
aktiviert wird, dann entsteht im biochemischen
Wechselspiel mit unserem
Gedächtnis und unseren Emotionen
Wohlbefinden, Leistung und Lust auf
mehr. Auch der Umkehrschluss funktioniert:
Unser Gehirn reagiert hochsensibel
auf Kritik, Zurückweisung, Ignoranz,
Langeweile und übermäßigen Stress und
hemmt dann sofort unsere Motivation.
Was sollten Chefs beachten, die mit ihrem
Team nachhaltig erfolgreich sein wollen?
Lalouschek: Das Wichtigste ist, Rahmenbedingungen
zu schaffen, in denen
Mitarbeiter bereit sind, ihr Bestes zu
geben – und zwar ohne dabei auszubrennen.
Menschen sind von Natur aus an
Leistung und Loyalität interessiert, aber
weder unser Gehirn noch unser restlicher
Körper sind für maximale Dauerbelastungen
gebaut. Als Führungskraft muss ich
das berücksichtigen. Es gibt sieben
Regeln für gehirngerechtes Führen, die
Orientierung geben, wie ich das schaffe.
Je mehr Druck oder Angst um den
Arbeitsplatz die beherrschenden Emotionen
werden, desto weiter bringen uns
biochemische Prozesse weg von der
wechselseitigen Loyalität und wir
kümmern uns nur um eigene Bedürfnisse
und Vorteile. Gerade in der heutigen Zeit
ist es außerdem entscheidend, Möglichkeiten
konzentrierten Arbeitens an einer
Sache zu schaffen. Multi-Tasking ist
nicht nur bewiesenermaßen ineffizient,
es werden auch ständig negative Inhalte
ins Bewusstsein eingeschleust, wir
fangen vieles an und machen wenig
fertig und kommen auch in Ruhe nicht
mehr zur Ruhe.
Was raten Sie Führungskräften, die
schmerzhafte Veränderungen umsetzen
müssen?
Lalouschek: Aus neurowissenschaftlicher
Sicht sind eine vertrauensvolle
Beziehung und Sicherheit entscheidend
dafür, ob Mitarbeiter neugierig werden
und sich auf das Wagnis des Neuen
einlassen. Wenn eine Führungskraft das
nicht vermitteln kann – und mir ist klar,
dass das nicht einfach ist – dann können
die Mitarbeiter den neuen Weg nicht
mitgehen. „Sicherheit geben“ heißt eben
auch, schwierige Botschaften wertschätzend
zu übermitteln, Ingeborg Bachmann
meinte dazu: „Die Wahrheit ist
dem Menschen zumutbar.“ Gehirngerechte
Führung sorgt dafür, dass Mitarbeiter
laufend zu neuen Erfahrungen
eingeladen und ermutigt werden. Und
Mut und Neugierde sind die wichtigsten
Zutaten für Erfolg.
Wolfgang Lalouschek berät Unternehmen
zu den Themen gehirngerechtes Führen
und Stressmanagement. Wir sprachen mit
dem Neurologen und Coach im Vorfeld
eines Raiffeisen Campus Seminars unter
seiner Leitung über die
neuesten Erkenntnisse
aus der Hirnforschung
für die Praxis von
Führungskräften.

SIEBEN REGELN GEHIRNGERECHTER FÜHRUNG

1. Sorge für Erfolgserlebnisse!
Schaffe regelmäßig neue Herausforderungen, nichts ist motivierender als der Erfolg.
2. Volle Aufmerksamkeit für wichtige Entscheidungen!
Prioritäten setzen heißt zwischen Wichtigem und weniger Wichtigem klar zu unterscheiden.
3. Sorge dafür, dass das getan wird, was vereinbart ist!
Wer glaubwürdig und vorhersagbar ist, dem folgt man gerne.
4. Single-Tasking statt Multi-Tasking!
Sorge dafür, dass sich die Mitarbeiter auf ihre Hauptaufgaben konzentrieren können.
5. Zeige jedem deiner Mitarbeiter, dass du ihn wahrnimmst!
Nur wer seine Mitarbeiter systematisch beobachtet, kann auch gutes Feedback geben.
6. Baue zu deinen Mitarbeitern eine positive Beziehung auf und gib ihnen Sicherheit!
Setze auf eine positive Fehlerkultur und vertraue darauf: Die Wahrheit ist dem Menschen
zumutbar.
7. Optimale Leistung braucht optimale Regeneration!
Achte auf optimalen Flow statt auf maximale Geschwindigkeit – bei dir und bei deinem Team.

Jahres-Glücksbilanz

Meine Jahresglücksbilanz für 2016 macht mir bewusst, wie gut es mir geht und wie gesegnet ich bin. Der Rückblick macht mich dankbar und froh.
Die Idee dazu habe ich der Predigt meines Freundes P. Johannes Paul OSB zum 2. Sonntag im Jahreskreis zu verdanken.

  • Viele schöne Stunden mit meinen drei Kindern erlebt und viel von ihnen gelernt
  • Großartige Menschen kennengelernt und einen neuen Freund gewonnen
  • Wochen und Monate des jungen verliebt seins erlebt
  • Wertvolle Beziehungen sauber geordnet
  • Hingebungsvolle Pflegerinnen für meinen Vater gefunden
  • Viele schöne Stunden mit alten Freunden erlebt
  • Die Hochämter in der Augustinerkirche für mich entdeckt
  • Wertvolle Tage in Stift Göttweig erlebt
  • Herausfordernde Projekte für anspruchsvolle Kunden gut begleitet
  • Zwei neue sehr langfristige Projekte gut begonnen
  • Den Jurypreis des Österreichischen Speaker Slam gewonnen
  • Einem alten guten Freund wirkungsvoll geholfen, sein Unternehmen auszubauen
  • Meine Kompetenzen in der Arbeit mit großen Gruppen gut ausgebaut
  • Meine alte Leidenschaft „Bridge“ wieder neu belebt
  • Viele herrliche Stunden mit meinem Sohn Richard und Freunden im schönen Golfclub Adamstal erlebt
  • Oft gut gegessen
  • Viel gelernt
  • Dankbar für die lebenswerteste Stadt der Welt als Wahlheimat
  • Dankbar für den Frieden in unserem Land seit über 60 Jahren
  • Dankbar für die Liebe Gottes, die ich täglich erleben darf

Und wie sieht Deine Glücksbilanz aus? Ich freue mich, wenn wir unsere Dankbarkeit teilen wollen.

Danke für Deine geniale Predigt, lieber Pater Johannes Paul.